Das Parsifal-Mosaik
von inneren und äußeren Feinden bedroht, von Fanatikern der Linken und Rechten, die sich einzig und allein der Zerstörung der politischen Stabilität verschworen hatten. Ihr Fanatismus wurde von der Sensationspresse unterstützt, die reißerisch von spektakulären Terroranschlägen berichtete. Deshalb mußte man denen, die diese Extremisten in jeder Form bekämpften, auch stillschweigend entgegenkommen. Fest stand, daß die Männer, die in Palombara landeten, wie Ogilvie etwa, den Auftrag hatten, gegen solche Extremisten vorzugehen. Wenn es ihm nicht gelang, einen abtrünnig gewordenen Agenten zu stellen, der unter einer gefährlichen Art von Paranoia litt und in seinem Gedächtnis die brisantesten Einzelheiten strenggeheimer Abwehroperationen aus den letzten sechzehn Jahren gespeichert hatte, konnte jener Mann Agentennetze in ganz Europa zerstören, und wichtige Informationsquellen würden versiegen. Es war unbedingt notwendig, Michael Havelock aufzuspüren und dingfest zu machen; kein Terrorist konnte größeren Schaden anrichten.
Ogilvie trat an den Schreibtisch, setzte sich und griff nach dem Telefon zu seiner Linken; es war schwarz und für den Inlandeinsatz bestimmt. Er wählte die Nummer, die er sich gemerkt hatte, und vernahm zwölf Sekunden später die schläfrige Stimme von Lieutenant Colonel Lawrence Brown. »Brown. Was ist?« »Baylor-Brown?« »Apatsche?«
»Ja. Ich bin in Palombara. Haben Sie irgend etwas gehört?« »Kein Wort. Ich habe Leute in ganz Rom ausgeschickt; niemand weiß etwas über ihn.« »Was haben Sie gemacht?«
»Nun, Leute eingesetzt, jede Quelle, die wir bezahlen können oder die uns eine Gefälligkeit schuldet ...«
»Verdammt, rufen Sie sie zurück! Was, zum Teufel, geht in Ihnen vor?«
»He, mal langsam, Kumpel. Ich glaube nicht, daß wir so miteinander klarkommen.«
»Mir ist es scheißegal, ob wir miteinander klarkommen oder nicht. Sie haben es hier nicht mit einem Kreuzworträtsel von G Zwo zu tun; er ist eine Schlange, Kumpel. Wenn der herausfindet, daß Sie hinter ihm her sind, dann reimt er sich daraus zusammen, daß Sie die Abmachungen gebrochen haben; und er wird es herausfinden; und dann beißt er zu. Herrgott, glauben Sie etwa, daß der bislang noch nie verfolgt worden ist?«
»Bilden Sie sich vielleicht ein, daß ich meine Leute nicht kenne?« konterte Brown verärgert.
»Ich denke, wir sollten besser miteinander reden.« »Dann kommen Sie her«, sagte der Colonel.
»Das ist auch so eine Sache«, erwiderte Ogilvie. »Die Botschaft kommt nicht in Frage.« »Warum nicht?«
»Unter anderem, weil er an einem Fenster auf der anderen Straßenseite lauern könnte.« »So?«
»Er weiß, daß ich mich nie im Einsatzgebiet zeigen würde. Außerdem wird jeder Eingang rund um die Uhr von KGB-Kameras beobachtet.«
»Er weiß ja nicht einmal, daß Sie kommen«, entgegnete Brown. »Oder wer Sie sind.« »Spätestens, wenn Sie es ihm erzählen.« »Ein Name, bitte?« sagte der Offizier verärgert. »Apatsche genügt für den Augenblick.« »Meinen Sie, daß ihm das etwas sagen wird?« »Bestimmt.« »Mir aber nicht.« »Das soll es auch nicht.«
»Wir werden ganz bestimmt nicht miteinander auskommen.« »Das tut mir leid.«
»Da Sie nicht hierherkommen wollen - wo treffen wir uns?« »Im Park der Villa Borghese. Ich werde Sie finden.« »Das wird leichter sein, als wenn ich Sie finden müßte.« »Sie irren, Baylor.« »Von wegen finden?«
»Nein. Ich glaub e, wir werden uns schon verstehen.« Ogilvie hielt kurz inne. »Sagen wir in zwei Stunden. Bis dahin könnte unsere Zielperson versucht haben, Sie zu erreichen.« »In zwei Stunden.« »Und noch etwas, Baylor.« »Was?« »Rufen Sie Ihre Leute zurück, Kumpel.«
Der März war nicht gerade freundlich. Die Kühle des römischen Winters - so mild er auch war - verhinderte immer noch das Knospen der Blumen. Die vielen Wege, die durch die hohen Pinien zu dem großen Museum führten, schienen ein wenig schmutzig, und das Grün der Pinien wirkte matt. Selbst die Bänke, die die schmalen Fußwege säumten, waren mit Staub bedeckt. Ein durchsichtiger Film hatte sich über den Park der Villa Borghese gesenkt; er würde nach dem ersten Aprilregen verschwinden.
Ogilvie stand an einem dicken Eichenstamm am Rande des Parks hinter dem Museum. Es war noch früh am Morgen, und nur ein paar Studenten und Touristen schlenderten durch den Park. Sie warteten darauf, daß die Wärter die Tore öffneten, die zu den Schätzen Casino
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