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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Wiedergutmachung für den ganzen Ärger, den Ihr kleines Begrüßungskomitee verursacht hat, wäre angeraten.
    Sie könnte eine Menge Hindernisse zwischen uns beseitigen.
    Hätten Sie was dagegen, uns Andrew Warne auszuliefern? Er hat sich als recht flüchtiger Charakter erwiesen.«
    Sarahs Griff um das Funkgerät wurde fester, aber sie antwortete nicht.
    »Ich habe ohnehin nicht damit gerechnet. Sie sind eine entzückende Frau, Sarah Boatwright, aber ich habe die Faxen dicke. Sie erhalten noch eine Chance, um uns das >Patent< auszuliefern.«
    »Sprechen Sie!«
    »Die Übergabe erfolgt im >Holokabinett< - pünktlich um 16.00 Uhr.«
    Sarah schaute auf ihre Armbanduhr. Es war 15.15 Uhr.
    »Sie werden dafür sorgen, dass sich ab 15.50 Uhr weder Besucher noch Techniker oder Darsteller im Kabinett aufhalten. Haben Sie mich so weit verstanden?«
    »Habe ich.«
    »Noch was, Sarah. Ich habe nachgedacht. Die Falle in der >Galaktischen Reise< war doch Ihre Idee, nicht wahr?«
    Sarah antwortete nicht.
    »Deswegen überbringen Sie die Scheibe diesmal persönlich. Es scheint mir die vernünftigste Methode zu sein. Angesichts der engen persönlichen Beziehung zwischen uns, meine ich.«
    Schweigen.
    »Verstehen Sie mich, Sarah?«
    »Ich verstehe.«
    »Betreten Sie das Kabinett wie ein normaler Besucher. Ich werde drinnen auf Sie warten. Aber diesmal kommen Sie allein! Ich bin sicher, dass ich Sie wegen weiterer unerwünschter Zaungäste nicht zu warnen brauche.«
    Sarah wartete. Sie drückte das harte, ihr unvertraute Funkgerät an die Wange.
    »Ich brauche Sie doch nicht ausdrücklich zu warnen, oder?«
    »Nein.«
    »Wusste ich doch. Aber eins möchte ich Ihnen noch mit auf den Weg geben. In >Die Seele des Menschen unter dem Sozialismus< schreibt Oscar Wilde, jedes in der Hoffnung auf Profit erschaffene Kunstwerk sei ungesund. Ich bin nicht ganz seiner Meinung. Ich habe Utopia nämlich zu meinem Kunstwerk gemacht. Ich habe vor, von ihm zu profitieren, und zwar ordentlich. Es wird sich allerdings für jeden als ungesund erweisen, der sich mir in den Weg stellt. Kunst kann in ihrer Schönheit manchmal schrecklich sein, Sarah.
    Vergessen Sie das bitte nicht!«
    Sarah zwang sich zum Luftholen.
    »Ich kann's kaum erwarten, Sie wiederzusehen.«
     
    15:15 Uhr
    Als der Nachmittag sich dahinzog und das über der Wüste von Nevada herrschende grenzenlose Blau angesichts des allmählich näher rückenden Abends verblasste, näherten sich die schätzungsweise Sechsundsechzigtausend über die Utopia-Boulevards schlendernden Menschen jenem Zustand, den die Parkpsychologen Reifestadium nannten. Die erste Aufregung hatte ihren Höhepunkt überschritten. Das Tempo verlangsamte sich leicht, während Eltern mit leicht wunden Füßen und ermüdeten Gliedern zeitweilig Zuflucht in Restaurants, Shows oder Aufführungen wie »Der verzauberte Prinz« suchten, um sich in bequemen Sesseln zu entspannen. Ein kleiner Prozentsatz der Gäste, die keine Lust verspürten, sich nach der Schließung dem Parkplatzgedränge auszusetzen, suchte frühzeitig den Nexus und die Schwebebahnen auf, die heute etwas öfter fuhr en als üblich. Doch die große Mehrheit blieb im Gelände, wandte sich lieber der nächsten Achterbahn zu oder besuchte eine Erlebniswelt, in der sie noch nicht gewesen war, um die Zeit bis 20.30 Uhr auszufüllen. Um 20.30 Uhr begann nämlich das größte Utopia-Spektakel: Vier von Computern aufeinander abgestimmte und an bestimmten Stellen der einzelnen Welten gestartete Feuerwerke ließen täglich die dunkle Kuppel in Ehrfurcht erzeugendem Glanz erstrahlen. Den Feuerwerken folgte ein noch größeres, das hoch über der Kuppel im Freien stattfand: Der Abschiedsgruß an jene Gäste, die den Park verließen und mit ihrem Auto nach Las Vegas oder Reno fuhr en.
    Zu den Orten, an denen der nachmittägliche Temporückgang weniger spürbar wurde, gehörten die Warteschlangen vor den Achterbahnen und Freifallattraktionen. An Fahrgeschäften wie »Ereignishorizont« und »Drachenturm« hielten sich noch immer riesige Menschenmassen auf. Die aufgedrehte Atmosphäre und die gespannte Fröhlichkeit waren fast greifbar wie immer.
    Dies galt besonders für den Eingang der berüchtigtsten Achterbahn in Boardwalk, des »Kreischers«. Der »Kreischer« war ein Nachbau jenes Achterbahntyps, der in den 1920er Jahren auf Coney Island berühmt geworden war: ein riesiger, in alle Richtungen wuchernder Wald aus Sparren und Balken, dem die Parkingenieure sorgfältig ein

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