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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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uns an die Arbeit.«
    Er wandte sich wieder der Tastatur zu.
     
    15:12 Uhr
    Fast ebenso schnell wie das medizinische Zentrum von Geschrei widergehallt hatte, war es auch wieder in Stille verfallen. Abgesehen von einigen Grüppchen, die sich vor den Vorhängen der Erholungsnischen drängten, waren die meisten Besucher wieder gegangen. Einer oder zwei waren zwar resolut zum Ausgang geschritten und hatten mit einer Klage gedroht, doch die meisten kehrten mit Essensgutscheinen und Roulettejetons bestückt in den Park zurück. Sarah Boatwright schaute mit gemischten Gefühlen hinter ihnen her. Sosehr ihr gerichtliche Auseinandersetzungen auch zuwider waren - in dieser Hinsicht empfanden die Techniker und Darsteller Utopias nicht anders -, wäre es ihr doch lieber gewesen, wenn mehr Gäste beschlossen hätten, in die Schwebebahn zu steigen. Ihnen nun bei der Rückkehr in die verschiedenen Erlebniswelten zuzuschauen, war fast so etwas wie der Anblick verwundeter Soldaten, die ahnungslos ins Kampfgebiet zurückmarschieren. Sarah schritt durch den hell erleuchteten Hauptkorridor des medizinischen Zentrums und nickte im Vorbeigehen einigen Krankenschwestern zu. Sie blieb stehen und sprach mit einem Überwachungstechniker. Dann ging sie weiter und schlüpfte zwischen die Vorhänge der Nische, in der Georgia Warne lag. Laut Dr. Finch würde sie sich schnell erholen, aber das Sedativum würde sie mindestens noch eine Stunde außer Gefecht setzen.
    Sarah nahm auf einem Stuhl am Fußende des Bettes Platz und musterte die reglos unter der Decke liegende Gestalt.
    Georgia schlief ganz normal. Ihr Haar hing ihr in die Stirn, ihr Mund war leicht geöffnet. Die während der »Finsterwasser«-Fahrt ertragenen Schrecken waren vorübergehend der Vergessenheit anheim gefallen.
    Sarah saß da und lauschte dem fernen Stimmengemurmel am Empfangstresen. Sie hätte jetzt viele Dinge tun können: Sie konnte Chuck Emory in New York auf den neuesten Stand bringen oder mit den Parkabteilungsleitern und Weltenmanagern quatschten, um so zu tun, als liefe der Betrieb völlig normal. Doch all dies erschien ihr irgendwie sinnlos.
    Nun war John Doe am Zug. Alles hing von ihm ab. Sarah lehnte sich zurück. Sie wollte ihre Muskeln zwingen, dass sie sich entspannten. Doch zu ihrer Überraschung weigerten sie sich.
    Ihr Blick fiel wieder auf Georgia; auf die frische Schramme an ihrer Wange; auf die Art, wie ihre schlanken Hände sich ins Baumwolllaken krallten. Komisch, dass ihre ersten Schritte nach dem Unglück sie ausgerechnet ans Bett des ersten großen Fehlschlags ihres Lebens geführt hatten.
    Als sie zu Andrew Warne gezogen war, hatte sie beschlossen, Georgia für sich einzunehmen und ihre Zuneigung zu gewinnen. Sarah wusste, dass jedes Problem lösbar war - vorausgesetzt, man wollte es lösen und bemühte sich. Trotzdem hatte sie den Eindruck gewonnen, dass Georgias Widerstand zunahm, je mehr sie sich anstrengte.
    Wenn sie ehrlich war, musste sie sich allerdings eingestehen, dass Georgia daran nicht allein schuld war. Sicher, sie war in einem Augenblick in Georgias Leben getreten, in dem der Tod ihrer Mutter in ihrem Bewusstsein noch frisch gewesen war. Außerdem war sie, was ihren Vater anbetraf, sehr besitzergreifend. Vielleicht hatte aber auch Georgia mit kindlichem Sinne gespürt, dass Sarah nie eine richtige Mutter sein konnte. Sarah wusste inzwischen selbst, dass sie eine solche Verpflichtung unmöglich erfüllen konnte. Ihr Beruf war ihr einfach zu wichtig. Sie hatte die Stelle in Utopia ohne das geringste Zögern angenommen. Sie erinnerte sich an Andrews langes Gesicht, als sie ihm davon erzählt hatte: Er war fest davon ausgegangen, dass sie mit nach Chapel Hill kam, um ihm zu helfen, seine neue Technologiefirma auf die Beine zu stellen. Doch die Gelegenheit, ein Unternehmen wie Utopia zu leiten, war ihr Lebenstraum. Nichts hätte sie davon abhalten können, Chefin eines solchen Parks zu werden.
    Chefin eines solchen Parks zu werden ...
    Sarah rutschte ruhelos auf dem Stuhl hin und her. Ordnung war ihr wichtig. Ordnung war ihr Lebenselement. Utopia war eine hoch entwickelte Ordnungseinheit, ein kompliziertes, aber perfekt gestricktes geschlossenes System. Und John Doe war das willkürliche Element, das Unordnung und Chaos hierher gebracht hatte.
    Sarah beugte sich vor und stützte das Kinn auf beide Hände.
    »Was soll ich nur tun, Georgia?«, fragte sie. »Zum ersten Mal im Leben weiß ich nicht, was ich tun soll.«
    Die einzige Antwort,

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