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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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instinktiv zurück und seine Schultern drückten sich an die scharfen Kanten von Schalttafeln. Er wandte sich zu Terri um und drückte ihren Kopf schützend nach unten.
    Poole und der Mann im Overall waren nun in einen verzweifelten Kampf verwickelt. Als Warne hochschaute, hob Poole eine Faust, riss den Ellbogen hoch und drosch ein-, zweimal auf das Gesicht des Mannes ein. Der Mann wankte und schüttelte den Kopf, als wolle er seine Benommenheit vertreiben. Dann sprang er plötzlich vor und hob die Hand mit der Waffe: Poole schlug mit der Handkante auf das Gelenk seines Gegners. Das Schießeisen fiel scheppernd zu Boden.
    Der Mann ging nun wie ein Nahkämpfer in Stellung, dann schwang er mit großer Schnelligkeit herum und holte mit einem Schwingertritt gegen Pooles Magen aus. Poole taumelte zurück, der Mann folgte ihm und zielte mit gemeinen Tritten auf seinen Kopf. Poole duckte sich. Da nahm der Mann Reißaus, lief um die Ecke und verschwand.
    »Mein Gott!«, rief Terri.
    Warne schaute hinter dem Flüchtenden her und drückte Terri fest an seine Brust. Er war sprachlos. Seine Ohren klingelten. Der Kampf war so kurz gewesen, so unerwartet, dass er sich fragte, ob er überhaupt stattgefunden hatte. Obwohl er keine zehn Sekunden gedauert hatte, war er brutal und grauenhaft besonnen gewesen. Eine professionelle Auseinandersetzung, bei der sich jeder so schnell wie möglich bemüht hatte, den anderen auszuschalten. Trotz seines militärischen Gehabes war Poole Warne bisher stets unbedrohlich, ja, sogar irgendwie drollig erschienen. Doch seine Meinung hatte sich in weniger als einer Minute geändert.
    Poole war hinter der Ecke verschwunden, in der Richtung, die der Flüchtling genommen hatte. Nun tauchte er wieder auf und bedeutete ihnen, zu ihm zu kommen. Neben ihm flackerte der Mehrzweckkoffer des Fremden hell auf, als werde er von innen beleuchtet. Eine Rauchfahne stieg in die Höhe.
    Warne ließ Terri los und stand auf. Seine Beinmuskeln zitterten und zuckten. Er nahm ihre Hand, und zusammen schritten sie vorsichtig durch den Gang. Peccam schloss sich ihnen an.
    Poole hatte das Schießeisen aufgehoben und in seinen Gürtel gesteckt. »Bleiben Sie da stehen«, sagte er, als sie die Ecke erreichten. Dann winkte er Peccam zu sich.
    »Wohin führt die Tür da?«, fragte er schwer atmend.
    Warne schaute um die Ecke und erspähte in der Innenwand des Kanals eine kleine Tür. Sie stand offen und blockierte so seinen Blick auf den hinter ihr liegenden Gang. Statt mit einem Lesegerät war sie mit einer altmodischen Eisenhaspe versehen.
    »Zum >Kreischer<-Gleis«, sagte Peccam. »Der Kanal ist um das Ding herumgebaut.«
    »Führt hier noch ein anderer Weg raus?«
    »Nein. Es sei denn, Sie wollen über das Gleis der Achterbahn laufen. Aber die Grube ist unglaublich steil. Wenn da eine Sicherheitsüberprüfung ansteht, sind die Leute immer angeseilt.«
    Poole zögerte. Der ätzende Geruch aus dem Mehrzweckkoffer wehte ihnen entgegen und brannte Warne in den Augen. Dann griff Poole in ein nahes Geräteregal und entnahm, ihm mit einem Brummen eine eiserne Querstange.
    »Verrammeln Sie die Tür hinter mir!«, sagte er und reichte Peccam die Stange. »Machen Sie erst wieder auf, wenn ich es sage. Wenn ich in fünf Minuten nicht zurück bin, holen Sie Hilfe. Sie alle. Bleiben Sie zusammen! Trennen Sie sich nicht!« Er zog die Pistole aus dem Gürtel, lud sie durch und eilte schnell und zielbewusst Richtung Tür.
    Warne wollte ihm automatisch folgen, doch sein Fuß stieß gegen etwas Schweres. Er schaute zu Boden. Da stand eine große Sporttasche. Unter einem niedrigen Regal war sie fast unsichtbar. Wahrscheinlich hatte der Mann im Overall sie gesucht. An einem Ende des geöffneten Reißverschlusses leuchtete die Mündung einer großen Waffe.
    Neben Warne rührte sich etwas. Er drehte sich um. Es war Peccam. Auch er hatte die Sporttasche gesehen. Einen Moment lang starrten sie beide die Waffe schweigend an.
    »Ich nehm sie lieber an mich«, sagte Warne leicht unsicher.
    Peccam schaute ihn an. »Nein, ich glaub, die nehm lieber ich.«
    »Ich hab sie zuerst gesehen.«
    »Ich bin Utopia-Mitarbeiter.«
    »Aber ich bin derjenige, der umgebracht werden soll.«
    »He!«
    Die beiden Männer reckten den Hals. Es war Poole.
    »Fassen Sie nichts an! Verrammeln Sie nur die Tür hinter mir!«
    Er ging mit erhobener Pistole zu der offenen Tür. Dann nickte er ihnen zu, huschte durch den Türrahmen und verschwand.
     
    15:33 Uhr
    Poole trat ins

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