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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Hochspannung. Eintritt nur für Personal.« »Hier ist es.« Peccam zog die Kordel über seinen Kopf und hob die Kennkarte in Richtung Lesegerät.
    Poole packte plötzlich sein Handgelenk.
    »Was soll das?«
    »Wir haben die Schlachtordnung noch nicht festgelegt.«
    »Die Schlachtordnung?« Peccam schnaubte. »Das ist doch nur ein Kabelraum.«
    »Und wenn es das Vereinslokal der Vereinigung wohltätiger Pfarrerswitwen wäre. Wer keinen Schlachtplan aufstellt, wird selbst geschlachtet.« Poole deutete auf die verschlossene Tür. »Hören Sie jetzt mal auf einen ausgebildeten Profi! Wir müssen wie bei einer Infiltration vorgehen. Wenn wir drin sind, wird erst mal die Lage gepeilt. Ist sie sicher, können Sie mit der Suche nach diesem... Router weitermachen.«
    »Verdammt noch mal«, sagte Peccam. »Wenn ich gewusst hätte, dass ich hier Schütze Arsch spielen muss, hätte ich meinen Kampfanzug angezogen.«
    Poole musterte ihn von oben bis unten. »Wäre vielleicht hilfreich gewesen«, sagte er spöttisch.
    Peccam zog die Karte durch das Lesegerät.
    Ein Klicken ertönte. Die Tür sprang auf. Poole gab ihnen mit einer Geste zu verstehen, dass sie warten sollten. Dann blickte er sich kurz um. Schließlich drückte er sich an den Türrahmen und schob die Tür mit einem Finger auf. Warne registrierte, dass sie ungewöhnlich dick und innen mit etwas beschichtet war, das wohl den Schall dämpfen sollte.
    Poole streckte den Kopf mit einer schnellen, schlangenhaften Bewegung um die Ecke. Er blieb einen Moment reglos, dann wich er zurück und bedeutete ihnen mit einem Nicken, ihm zu folgen.
    Das Innere des Kanals war nur spärlich beleuchtet. Kabel und Drähte in jeder vorstellbaren Dicke und Farbe verliefen an beiden Wänden des schmalen Ganges nach oben. Warne kam sich vor wie im Inneren eines monströsen Albtraumhauses. Er schaute nach oben, kniff im Dunkel die Augen zusammen und versuchte, die Decke ausfindig zu machen.
    Auf beiden Seiten blinkten und flackerten Gruppen winziger Lämpchen. Etwa sieben Meter weiter ragte in dem voll gestopften Gang eine Eisenleiter auf. Sie führte zu einem Laufsteg, der an der Außenwand entlang verlief. Schaltungen und Relais rauschten und klickten in der Finsternis wie mechanische Insekten. Alles wurde von einem leisen, kaum wahrnehmbaren Dröhnen untermalt.
    Als Warne die nicht enden wollenden elektronischen Einrichtungen sah, verschlechterte sich seine Stimmung. Die Überzeugung, die in ihm heranwuchs, wurde noch stärker.
    Es war ein fruchtloses Unterfangen. In diesem Gekröse würden sie den Router nie finden.
    Das leise Dröhnen wurde plötzlich stärker, höher und lauter, bis es den Kanal mit einem gespenstischen Geheul erfüllte.
    Die Wände um sie herum schienen zu tanzen.
    »Heiliger Bimbam!«, übertönte Poole den Lärm. »Was ist denn das?«
    »Der >Kreischer<«, rief Peccam. Er zog ein Taschentuch hervor, putzte sich die Nase und verstaute es wieder. »Das Gleis führt gleich dahinter unter die Parkebene.« Er deutete mit dem Daumen auf die Wand. »Der Kanal ist wie ein dünner Karton, der die Grube umgibt. Warum, glauben Sie, hat man die ganze Verkabelung hierher verlegt? Für etwas anderes wäre der Raum nicht zu gebrauchen.«
    Sie warteten reglos ab, bis der Lärm abnahm und dann völlig verstummte. Nach dem schrecklichen Dröhnen wirkte die Stille nun noch betonter.
    Warne schaute zu Terri zurück. Ihre Augen waren groß und hell. Sie presste die Lippen aufeinander. Ihr weißer Laborkittel schien im matten Licht zu leuchten.
    »Haben Sie nicht gesagt, Sie leiden an Klaustrophobie?«, fragte er leise.
    Terri nickte. »In der U-Bahn. In Tunnels. Ich würde in keine Achterbahn steigen.«
    »Wie halten Sie es dann hier aus?«
    »Weil es dunkel ist. Außerdem muss ja jemand Ihr Händchen halten.«
    Sie bahnten sich hintereinander einen Weg durch den Schacht.
    Der Kanal hatte den Grundriss eines Quadrats: Vier lange, enge Gänge stießen in einem Winkel von neunzig Grad aufeinander. An der ersten Biegung hielt Poole an und lugte langsam um die Ecke.
    Peccams Niesen klang in der Stille wie eine Explosion.
    Poole zuckte von der Gangbiegung zurück, musterte den Techniker finster und legte tadelnd einen Finger auf seine Lippen.
    Warne spürte, dass er schneller atmete. Er redete sich ein, dass hier nichts war. Im besten Fall würden sie auf irgendeinen unansehnlichen Metallkasten voller Platinen und Strippen stoßen. Sie brauchten schon Glück, um nur ihn zu finden. Doch

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