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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Dunkel hinein und duckte sich angesichts des trüben Lichtrechtecks, das schräg in den offenen Durchgang fiel. So düster der Kanal auch war, die Grube, die er umgab, war noch finsterer. Poole lehnte sich an die Wand, holte langsam Luft und wartete. Das Lichtrechteck wurde schmaler. Als die Tür zu war, verschwand es abrupt. Er hörte das Klappern von Metall, als Peccam die Tür verrammelte.
    Mit der Pistole im Anschlag schlich Poole ein paar Schritte an der Wand entlang. Er glaubte zwar nicht, dass der Mann im Overall noch eine Waffe hatte, aber er wollte kein Risiko eingehen. Jahrelange Ausbildung, halb vergessen, machte sich instinktiv wieder geltend. Er holte mehrmals gleichmäßig Luft. Seine Blicke suchten die nur undeutlich erkennbare Umgebung ab.
    Seine Augen passten sich schrittweise an. Er befand sich im Inneren eines riesigen Tunnels, der an allen Seiten an die Kabelwände grenzte. Vor ihm wucherte ein Wald aus Stahlpfeilern, die von den Verankerungen im Betonboden zu einer komplizierten Architektur aus Sparren und Balken in die Höhe stiegen. Irgendwo, weit über ihm, schwebte ein schmaler Lichtkreis: die enge Öffnung, durch die die in die Tiefe sausende Achterbahn kurz unter die Parkebene fuhr. Als er mit dem Rücken an der Wand stand, glaubte er von Boardwalk herab Gesang oder Gelächter zu hören.
    Hier in der Schwärze wirkte es unglaublich weit entfernt: ein Traumkönigreich, das die Fantasie einem vorgaukelte, ohne dass man es je sah.
    Pooles Blick wanderte von der schwachen Lichtquelle fort.
    Im Moment brauchte er die Dunkelheit.
    Er pirschte verstohlen an der Wand entlang, dämpfte jeden Schritt und suchte die fast schwarze Umgebung vor sich pausenlos ab. Er wusste nicht genau, warum der Mann hierher geflüchtet war. Ihre Ankunft hatte ihn zweifellos überrascht.
    Trotz alledem hatte er, als sie sich ihm genähert hatten, weitergearbeitet. Dieser Hacker war ganz schön kaltblütig und bestimmt keine Memme. Poole fragte sich, was dem Burschen so wichtig gewesen war. Warum hatte er seine Flucht so lange verzögert, um noch etwas in die Tastatur einzugeben?
    Aber im Moment spielte es keine Rolle. Das Wichtigste war, dass der Typ nicht leicht in Panik geriet. Er war aus einem bestimmten Grund hier.
    Poole schob sich weiter an der Wand entlang. Hätte er ein Quäken oder Rauschen gehört, irgendetwas, das nach einem Funkgerät klang, hätte er keine Wahl gehabt und wäre sofort zur Tat geschritten. Doch jetzt bestand seine beste Option darin, im Dunkeln zu bleiben und zu warten, bis. Mit urplötzlicher Brutalität stürzte ein Tollhaus auf ihn herab. Die Stahlträger bebten. Eine Woge von Überdruck zerrte an seinen Trommelfellen. Poole duckte sich und bedeckte sein Gesicht. Das Dröhnen war wie eine Maschine Gottes. Er war schlagartig von aufblitzenden Funken umgeben; Schreie und fröhliche Rufe hallten wider, als die Achterbahn über seinem Kopf dahinfegte, wieder in die Höhe jagte und den Lärm hinter sich her zog, als sie die Rampe hinaufschoss.
    Erneut breitete sich in der Schwärze Stille aus. Poole richtete sich auf. Er verharrte reglos. Wieso Funken? Muss irgendein Spezialeffekt sein. Was es auch war, in sechzig Sekunden zog die nächste Bahn vorbei, um ihn mit Licht und Lärm zu überschütten. Er musste sich einen Platz suchen, an dem er nicht so einfach auszumachen war.
    Er stieß sich mit dem Ellbogen von der Wand ab und schlich, die Pistole in der Hand, geduckt von einem Pfeiler zum anderen. Unter seinen Füßen knirschte etwas, und er fluchte und duckte sich hinter eine tragende Säule. Über ihm wanden sich die gewaltigen »Kreischer«-Gleise in die Tiefe. Sie leuchteten stumpf in der schweren Luft.
    Von seinem Aussichtspunkt hinter der Säule aus schaute Poole sich um und lauschte. Was hat der Typ vor, verdammt? Er versuchte, sich in den Hacker zu versetzen. Der Bursche hatte nie im Leben damit gerechnet, ihnen plötzlich gegenüberzustehen. Er hatte auch unmöglich ahnen können, dass sie ebenso überrascht waren wie er, hier unten auf jemanden zu stoßen. Er musste also davon ausgehen, dass man ihm auf die Spur gekommen war. Er konnte nicht wissen, mit wie vielen Gegnern er es zu tun hatte und ob sie von beiden Seiten auf ihn zukamen.
    Das musste es sein. Der Bursche hatte geglaubt, er sei eingekreist. Deswegen hatte er sich hierher verdünnisiert.
    Aber in eine Sackgasse. Wenn der Kerl hier rauskommen wollte, musste er klettern.
    Als das nächste Beben einsetzte, war Poole

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