Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
Vom Netzwerk:
irgendwie stieg die Spannung der Gruppe so schnell an, dass sie fast greifbar wurde. Es lag zum Teil an Poole - an seiner gewohnheitsmäßigen Vorsicht und seinem absurden paramilitärischen Gehabe.
    Zum Teil lag es aber auch an der Stille, die in dieser Dunkelheit fast wie eine wachsame und feindselige Präsenz wirkte. Außerdem hatte das plötzliche Aufbrüllen der Achterbahn Warnes ´nerven gehörig mitgenommen. Was auch immer der Grund sein mochte, die Gruppe, die Poole um die Ecke und tiefer ins elektronische Dickicht hinein folgte, bewegte sich nun so verstohlen wie möglich.
    Sie begegneten einem Reinigungsroboter, der langsam an der Außenwand entlang fuhr. Ein Miniaturstaubsauger, an einen langen Stiel montiert, glitt sanft über zahllose Koppelungen. Warne huschte an ihm vorbei und nahm sich vor, seine Programmierung später mit Terri zu überprüfen.
    Auf halbem Weg durch den zweiten Gang des Quadrats kam das ferne Grollen zurück: Wieder raste ihnen von oben eine Bahn entgegen. Diesmal wartete Warne nicht. Er wandte sich von der Wand ab, drückte das rechte Ohr an seine Schulter und hielt sich das linke mit der Hand zu. Terri folgte seinem Beispiel. Das Gepolter wurde zu einem Brüllen. Das Beben nahm zu und ebbte schließlich ab. Die Gruppe ging weiter.
    Bald erreichten sie die nächste Biegung. Auch diesmal schaute Poole vorsichtig um die Ecke. Warum macht er sich die Mühe?, dachte Warne. Bei dieser matten Beleuchtung konnte man doch ohnehin gerade mal sieben Meter weit sehen. Er folgte Poole fröstelnd in den dritten Gang des Quadrats. Herrgott, war es kalt hier unten. Jetzt nur noch eine Biegung, noch ein Gang, dann waren sie wieder da, wo sie angefangen hatten. Dann endete dieses sinnlose Spähtruppunternehmen und sie konnten sich an die Arbeit machen, den Router aufzuspüren. Natürlich nur, wenn.
    Tief in Gedanken versunken knallte Warne gegen Pooles Rücken.
    Der Mann war urplötzlich stehen geblieben und stand reglos in der Finsternis. Poole streckte langsam die rechte Hand aus und hob die Handfläche nach oben. Warne hörte Peccam schwerfällig hinter sich atmen und reckte den Hals, um im Dunkeln etwas zu sehen.
    Dort, wo sein Blickfeld endete, glaubte er eine vage, fast traumhafte Gestalt zu erblicken. Warne kniff die Augen zusammen und beugte sich vor. Pooles Vorsicht war so ansteckend, dass er spürte, wie seine ´nerven sich spannten. Er war sich nun ganz sicher: Da saß ein schlanker Mann in einem blauen Overall auf einem Hocker und lehnte sich mit dem Rücken an eine Art Karren. Ein Kopfhörer bedeckte seine Ohren, sein Gesicht war abgewandt. Er schien auf einer Tastatur zu tippen und schaute auf einen kleinen Bildschirm zwischen seinen Knien.
    Das leise Beben der nächsten sich nähernden Bahn ließ den Kanal langsam vibrieren.
    Poole gab Warne ein äußerst langsames Zeichen: Er wollte, dass er sich zurückzog. Das Grollen der Bahn wurde lauter, das Kreischen von Rädern auf Metall war durch die schalldichten Wände deutlich zu vernehmen.
    Dann schaute der Mann am Ende des Korridors auf.
    Poole verharrte augenblicklich. Warne sah, dass der Fremde den matt erleuchteten Gang absuchte. Seine Augen blitzten auf, als er sie erspähte. Er schaute sie an und fing wieder an zu tippen. Zuerst langsam, dann schneller.
    Poole trat einen Schritt vor.
    Der Mann im Overall ließ sie nicht aus den Augen. Er nahm Eingaben vor, betätigte die Entertaste und schrieb weiter.
    Dann schob er ziemlich beiläufig eine Hand in den neben ihm stehenden Mehrzweckkoffer und kramte nach irgendetwas.
    Das Brüllen der vorbeirasenden Achterbahn erfüllte den kaminartigen Raum mit fast körperlicher Präsenz.
    Poole ging einen weiteren Schritt vorwärts.
    In der gleichen Sekunde - völlig unerwartet und rasend schnell - war der Mann auf den Beinen. Die Tastatur flog nach hinten. Poole schrie etwas, aber Warne konnte ihn wegen des Lärms nicht verstehen. Der Mann schaute sich kurz um, als suche er etwas. Dann schob er eine Hand in den Overall und zog sie wieder hervor.
    Poole wirbelte herum und stieß Warne grob zu Boden.
    Während Warne fiel, sah er, dass ein plötzlicher Blitz die nur schwach erkennbaren Umrisse des Ganges erhellte.
    Poole schoss im gleichen Moment mit hastigen, krebsartigen Bewegungen in den Gang hinein. Der Mann im Overall richtete etwas auf ihn, dann blitzte es erneut. Wieder wurde ein Heulen laut, und als das Dröhnen der Achterbahn nachließ, vernahm Warne das Krachen einer Schusswaffe. Er wich

Weitere Kostenlose Bücher