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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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»Warum?«
    »Warum nicht?«
    Allocco machte ein missgestimmtes Geräusch. Dann wandte er sich an den Videotechniker. »Bring das Zeug weg, Ralph! Und behalt die Zivilisten für mich im Auge!«
    »Genosse Allocco kann mich wohl nicht besonders leiden«, sagte Poole sanft, nachdem er aufgestanden war. »Warum nur?«
    Das frage ich mich auch, dachte Warne. Er wollte automatisch aufstehen, um Poole zu folgen. Dann fiel sein Blick wieder auf Terri. Sie saß aufrecht da und drückte die Hände an die Knie unter ihrem Laborkittel.
    »Macht es Ihnen was aus, hier zu warten?«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Gefängniszellen kann ich noch weniger ausstehen als verschlossene Schränke.«
    »Wir sind gleich wieder da.« Warne stand auf, wandte sich um und ließ Terri bei Peccam zurück, der die Maschinenpistole vorsichtig wieder in der Sporttasche verstaute.
    In Utopia gab es nur eine echte Gefängniszelle. Sie lag am anderen Ende des kahlen Korridors, der in den Vorraum der Sicherheitsabteilung mündete. Aber auch sie war nicht besonders gesichert. Es handelte sich lediglich um einen kleinen Raum mit einer festen Tür und einer an eine gepolsterte Wand geschraubten Pritsche. Im Gang vor dieser Zelle standen mehrere Wachmänner.
    »Habt ihr ihn noch mal durchsucht?«, fragte Allocco.
    »Ja, Sir«, erwiderte ein schwarzhaariger junger Mann.
    »Er hat keine Brieftasche bei sich. Auch kein Geld und keinen Ausweis. Nichts. Rein gar nichts.«
    »Gut. Sperren Sie bitte auf, Lindbergh!«
    Warne warf einen neugierigen und ziemlich vorsichtigen Blick über Pooles Schulter. Der Hacker, wie er ihn inzwischen nannte, lümmelte sich auf der Pritsche herum. Er trug zwar noch immer den blauen Overall, doch das Elektrikerabzeichen hatte man von seinem Kragen entfernt. Er war drahtig und jung, etwa Mitte zwanzig, hatte einen dunklen Teint und langes, schwarzes, zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenes Haar. Für Warne sah er wie ein Südamerikaner aus. Der Mann hatte die Unterschenkel übereinander geschlagen, seine nikotinfleckigen Hände lagen hinter seinem Kopf. Im Gesicht hatte er mehrere hässliche Schrammen; das glänzende Rosa verwandelte sich bereits in ein gesprenkeltes Gelbblau. Er schenkte der Gruppe kaum einen Blick.
    Allocco trat breitbeinig vor und verschränkte die Arme vor der Brust. »Na schön«, sagte er. »Versuchen wir´s noch mal.
    Wie heißen Sie?«
    Schweigen.
    »Wo sind Ihre Komplizen?«
    Schweigen.
    »Wie viele Sprengladungen haben Sie verteilt - und an welchen Orten?«
    Der Mann auf der Pritsche schloss die Augen und nahm eine bequemere Position ein.
    Allocco wippte auf den Fersen und atmete frustriert aus. »Die Polizei ist schon unterwegs. Sie sitzen bis zum Hals in der Scheiße. Wenn Sie kooperieren, kommen Sie vielleicht mit ´nem blauen Auge davon. Fangen wir also noch mal von vorn an. Wo sind die anderen Bomben?«
    Auch auf diese Frage erhielt er die gleiche Antwort wie bisher.
    Allocco drehte sich um.
    »Darf ich mal?«, fragte Poole.
    Allocco musterte ihn finster. »Was haben Sie vor? Wollen Sie ihm Zahnstocher unter die Fingernägel schieben? Ihn mit ´nem Brandeisen behandeln?«
    »Möchte nur mit ihm reden.«
    Allocco seufzte noch einmal. Dann gab er Poole einen zustimmenden Wink.
    Warne schaute zu, als Poole seine Jacke glatt strich und den Sitz seiner Tweedmütze korrigierte. Er trat jedoch nicht vor.
    Er blieb, wo er war, und sprach den Mann auf der Pritsche quer durch die Zelle an.
    »Die kleine Schlägerei tut mir Leid«, begann er. »Aber du weißt ja, wies ist. Ich kann doch nicht zulassen, dass du hier alles kaputtmachst und den Leuten den Spaß verdirbst.
    Was für ein schlechter Pfadfinderführer wäre ich dann wohl?«
    Der Mann schwieg. Seine Augen waren noch immer geschlossen.
    Warne hatte das Empfinden, dass die Atmosphäre urplötzlich noch surrealer wurde. Noch vor wenigen Minuten waren die beiden Männer mörderisch entschlossen aufeinander losgegangen. Nun fläzte sich der eine reglos auf einer Pritsche, während der andere in einem sanften, fast verständnisvollen Tonfall auf ihn einsprach.
    »Traust dich wohl nicht, deinen Namen zu sagen, was?«, fuhr Poole fort. »Na, dann nenn ich dich Lump Nummer zwölf.«
    Der Mann öffnete die Augen und richtete den Blick zur Decke.
    »Ist schließlich nur ein Name. Dass du nicht Lump Nummer eins oder nur Nummer zwei bist, sieht man doch sofort. Ich hab überhaupt den Eindruck, dass du der unterste Mann an ´nem Totempfahl bist. Wie viele

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