Das Patent
es kostet.«
»Sie sind... was? Sie sind ein verfluchter Vertreter?«
Poole lächelte erneut und nickte.
Die Gefühlsmischung auf Barksdales Gesicht verschwand. Er war jetzt nur noch empört. »Wie sind Sie hier reingekommen?«
»Das ist doch unwichtig. Tatsache ist, dass ich hier bin. Und dass ich hier bin, um Ihnen zu helfen.« Poole klopfte auf die Aktentasche. »Wenn Sie einen Moment Platz nehmen, möchte ich Ihnen gern eine Demonstration unseres.«
»Ich werde nicht Platz nehmen«, sagte Barksdale. »Ich werde die Sicherheitsabteilung anrufen.« Er wandte sich um.
»Wenn Sie sich nur einen Moment hinsetzen.« Pooles Hand schoss vor, erwischte Barksdale an der Schulter und schob ihn zum nächsten Sofa.
Barksdales Miene verdüsterte sich, aber er blieb, wo er war.
»Danke. Ich verspreche Ihnen, es dauert nur eine Minute.«
Poole drehte die Aktentasche schwerfällig in den Händen und tat so, als wolle er sie öffnen. »Als Chef der Informationstechnologie dieses schönen Parks sind Sie sich gewiss auch der Gefahren der. ähm. Infiltration von außen bewusst.«
Barksdale starrte ihn schweigend an.
»Je automatisierter, je computerisierter unsere Infrastruktur wird, desto anfälliger sind wir für Angriffe.« Poole verfiel in einen Singsang von Stegreifgeschwafel. »Es ist eine traurige Begleitmusik der Zeiten, in denen wir leben. Auf Computern basierender Schutz ist jedoch im Geschäftsleben zur Notwendigkeit geworden. Da draußen existieren Elemente, die nichts lieber täten, als in Ihr System einzudringen, Mr. Barksdale. Und dagegen können wir Sie schützen.«
So schnell sie gekommen war, wich die Farbe aus Barksdales Gesicht.
»Die Firma, die ich vertrete, kann Ihr System diagnostizieren, auf Schwächen überprüfen und Abhilfe vorschlagen.
Und heute - nur heute - haben wir ein Sonderangebot für Sie. Darf ich Sie vormerken?« Poole suchte in der Tasche nach einem Stift.
»Für welche Firma, haben Sie gesagt, arbeiten Sie?« Barksdales Stimme war so trocken und dünn wie altes Pergament.
»Ach, hab ich das nicht gesagt? Keyhole Intrusion Systems.«
Auf Barksdales Gesicht zeigte sich ein gequälter Ausdruck. Er schaute schnell nach rechts, dann nach links.
Sämtliche Zweifel, die Poole noch hatte, schwanden. Er hob die Kennkarte vor Barksdales Nase, und zwar so dicht, dass er Andrew Warnes aufgedruckten Namen lesen konnte.
»Reingefallen«, sagte er lässig.
Barksdale sprang abrupt auf und rannte zum Ausgang.
»Mr. Barksdale!«, sagte Poole im Kommandoton. Irgendetwas an seiner Stimme ließ Barksdale mitten in der Bewegung verharren. Er drehte sich langsam um. Poole hatte zwei Finger in seine Kordjacke geschoben und den Knauf der Pistole des Hackers hervorgezogen.
»Wenn wir es auf meine Weise machen, Mr. Barksdale, wird es weniger blutig«, sagte er.
Dann entspannte er mit einem aufmunternden Lächeln seine Finger und ließ die Pistole verschwinden.
16:00 Uhr
Terri Bonifacio ging mit hängenden Armen und geradeaus gerichtetem Blick durch einen breiten Korridor. Es war 16.00 Uhr , und nach dem Schichtwechsel wimmelte es in Utopias Unterwelt von Mitarbeitern. Mehr als einmal winkte, nickte und lächelte man ihr zu. Doch Terri reagierte nicht. Sie war in Gedanken versunken.
Was als normaler Tag begonnen hatte, hatte sich in eine Art Wachtraum verwandelt. Eigentlich war es eher ein Albtraum.
Wenn man bedachte, dass alles mit einer erfreulichen Überraschung - nämlich Dr. Warnes verfrühter Ankunft - angefangen hatte. Seit sie das Metanet verwaltete, es bei der Steuerung der Roboter und der eigenen Vervollkommnung beobachtete, hatte sie Warne in zahllosen Telefonaten informiert. Ihr Interesse an diesem Mann hatte ständig zugenommen. Er war jemand, der von maschineller Intelligenz ebenso fasziniert war wie sie. Er hatte zu dieser Disziplin tatsächlich grundlegend beigetragen. Er war jemand, von dem sie lernen konnte. Ein geistreicher, schlauer Mann mit ziemlich drögem Humor. Als der Tratsch über seinen Bruch mit Sarah Boatwright zu ihr gedrungen war, hatte sie sogar begonnen, sich insgeheim eine berufliche Zukunft an seiner Seite auszumalen: Warne, das ikonoklastische Genie; sie, die technische Zauberin, die seine Visionen ergänzte, vervollständigte und publik machte. Hand in Hand mit ihm.
Die Überraschungen, die dann auftauchten, waren jedoch weit unerfreulicher gewesen.
Und jetzt auch noch diese Enthüllung! Barksdales Verrat hatte sie sprachlos gemacht. Sie konnte es
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