Das Patent
etwas. Er näherte sich neugierig. Ein Blutfleck. Er war noch feucht und hob sich hellrot von den grauen Ziegeln ab.
Das Herz pochte Warne im Halse, als er weiterschlich und in den vor ihm liegenden Raum spähte. Dort war noch mehr Blut: an Stühlen, an einem Arbeitstisch und in dünnen Rinnsalen an den Wänden.
War John Doe wegen der Gefangenen hier gewesen? Was war da Schreckliches passiert?
Noch immer kein Geräusch. Dann leise Schritte hinter ihm.
Warne hatte Sarah völlig vergessen. Er drehte sich um und sah, dass sie schnell auf ihn zukam.
»Sarah!«, sagte er und versuchte, sie zurückzuhalten.
» Nicht !«
Sarah eilte geduckt an ihm vorbei, lief in den Raum. Als sie das Blut sah, blieb sie stehen.
»O Gott«, murmelte sie.
Warne schaute sich erneut um. Er musste sich zusammenreißen. Sein Blick fiel auf die Tür der Gefängniszelle. Sie stand ein Stück offen. Vor ihr breitete sich eine Blutlache aus.
Langsam, fast mechanisch trat er an die Tür, hob den Kopf zum Sicherheitsfenster und schaute hindurch. Zwei Männer lagen mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Durch das Fenster konnte er außer ihren Köpfen und Schultern kaum etwas sehen. Beide trugen die schwarzen Blazer des Sicherheitspersonals.
Sie sind ausgebrochen, dachte er. Alle beide. Barksdale und der Hacker. Sie haben die Wachen getötet und sind entwischt. Und Poole? Lag seine Leiche auch irgendwo? Und wo - er verspürte plötzlich eine schreckliche Kälte - waren Terri Bonifacio und Georgia?
Warne spürte plötzlich, dass er zur Seite geschoben wurde. Sarah lugte durch das Fenster. Im gleichen Moment hörte er sie nach Luft schnappen. Sie stieß die Tür auf und ging in die Zelle. Sie schrie sofort auf, als litte sie körperliche Schmerzen. Ohne einen weiteren Gedanken folgte ihr Warne in die Zelle.
Sarah kniete neben einem der Uniformierten auf dem Boden. Erst jetzt erkannte Warne, dass er kein Wachmann war. Er trug einen hellen Anzug, doch der Rücken seines Jacketts war vom Blut so dunkel, dass er wie schwarz wirkte. Sarah beugte sich vor, um die Gestalt in ihre Arme zu nehmen. Der blonde Schopf des Mannes fiel kraftlos zurück. Es war Barksdale.
Warne stand einen Moment entsetzt und wie angewurzelt da.
Sarah fuhr wild zu ihm herum. »Hilf mir doch, um Gottes willen!«, schrie sie. »Hol Wasser und ein Handtuch! Und ruf das medizinische Zentrum an!«
Zum Handeln genötigt, fuhr Warne herum und eilte durch den Gang zum Empfangstresen.
Im Vorraum sah er eine Bewegung. Es war Poole. Er hatte einen Arm um Terri gelegt. Er geleitete sie behutsam mit einer Hand durch die Tür; mit der anderen schob er einen Rollstuhl.
Und in dem Rollstuhl saß Georgia. Ihre Augen waren geschlossen, ein Krankenhauslaken war um ihre Schultern geschlungen.
Einen Moment lang überwältigte seine Erleichterung alle anderen Emotionen. Er schaute Terri an. Sie war unter ihrer bronzenen Haut blass. Ihr Blick begegnete dem seinen, dann schaute sie weg. Schließlich drehte sie sich mühsam zu ihm um. Ihre rechte Hand war glitschig von Blut.
»Sind Sie verletzt?«, fragte er sofort.
»Sie ist in Ordnung«, sagte Poole. »Es war Blut an dem Funkgerät, mit dem sie mich kontaktiert hat.«
»Was ist passiert?«
»Wir haben uns versteckt«, sagte Terri. »In der Wäschekammer.« Ihre Stimme zitterte. Sie rang mit sich, um Haltung zu bewahren.
»Wir reden später darüber«, wandte Poole ein. »Ich glaube, es ist wichtiger, dass Sie mir erzählen, was hier los ist.« Er blickte bezeichnenderweise auf den Boden.
Als Warne dem Blick folgte, sah er, dass auch seine eigenen Schuhe voll Blut waren. Eine Blutspur verlief zur Tür und in den Gang, aus dem er gerade gekommen war. Er winkte Poole beiseite.
»Barksdale ist da hinten«, murmelte er ihm ins Ohr. »Ich glaube, er ist tot. Er und ein Wachmann. Der Hacker ist weg.«
Poole stieß einen kurzen Fluch aus, dann eilte er an Warne vorbei zur Zelle.
Warne ging zu Terri und legte einen Arm um ihre Schultern.
»Sind Sie in Ordnung?« Er strich über ihre Wange und legte eine Hand unter ihr Kinn, um zu verhindern, dass sie die Blutspur sah.
Terri nickte. »Ich bin in Ordnung.«
»Und Georgia...?« Irgendetwas in Terris Blick hinderte ihn daran, den Satz zu beenden.
»Sie ist kurz aufgewacht. Jetzt schläft sie wieder.«
Die Tür ging auf. Ein sehr junger Mann stand plötzlich im Rahmen. Warne erkannte Ralph Peccam, Alloccos Videotechniker.
»Wo waren Sie?«, fragte Peccam. »Ich hab Sie überall
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