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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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offen und war voller Blut, seine Augen waren groß und bittend.
    »Das geht nicht«, sagte Barksdale, nun lauter.
    Lindberghs Augen rollten gespenstisch weiß in scharlachroten Augenhöhlen nach oben.
    »Nicht!«, schrie Barksdale. Und ohne genau zu wissen, was er tat, sprang er vor, packte Lindberghs Schlagstock, holte weit aus und drosch ihn Cracker Jack seitlich über den Schädel.
    Das hässliche Geräusch von Holz, das auf Knochen traf, war zu hören. Der Schlagstock flog aus Barksdale Händen und knallte zu Boden. Einen schrecklichen Augenblick lang hielt Cracker Jack noch stand. Dann fiel er um. Lindbergh brach über ihm zusammen. Er streckte die Arme aus. Seine Finger zuckten unkontrolliert.
    Barksdale kniete sich neben den Wachmann und drehte ihn behutsam auf die Seite. Die Würgeschlinge war so tief in Lindberghs Hals eingedrungen, dass sie auch nach dem Sturz noch stecken blieb. Das Blut hatte sie schlüpfrig gemacht, man konnte sie kaum fassen. Barksdale schälte den Draht von Lindbergh ab, öffnete den Kragen seines Hemdes und strich ihm über die Stirn.
    »Kommen Sie, Kumpel!«, murmelte er und schüttelte ihn vorsichtig. »Kommen Sie! Sie schaffen es!«
    Plötzlich krachte von hinten etwas in Barksdales Kreuz.
    In seinem Rückgrat explodierte der Schmerz wie eine Mörsersalve. Er fiel mit einem Aufschrei zur Seite. Cracker Jack stand leicht wankend hinter ihm und schaute sich um.
    Barksdale folgte seinem Blick. Als ihm Cracker Jacks Absichten klar wurden, hatte dieser den Schlagstock schon gesichtet. Er bückte sich nach ihm und schob Barksdales ausgestreckte Hand beiseite. Dann richtete er sich auf, jetzt viel schneller. Er schaute auf den Wachmann am Boden, sah den Schlüsselbund und wollte ihn aufheben.
    Barksdale wich schwankend einen Schritt zurück. Sobald er sich bewegte, fuhr Cracker Jack zu ihm herum. Er hob eine Hand, griff sich an den Schädel und zuckte zusammen.
    Barksdale sah wie aus weiter Ferne, dass seine Knöchel weiß hervortraten, so fest hielt er den Knüppel.
    »Du Mistkerl!«, murmelte Cracker Jack und näherte sich Barksdale, der zurückwich.
     
    16:12 Uhr
    Als sich der Geldtransporter und seine Begleitlimousine Utopia auf dem langen Zufahrtsweg näherten, nahm der Gegenverkehr allmählich zu. Große Sattelschlepper, hochwandige Kühlwagen und Lieferantenlaster jagten nun, nachdem sie ihre Waren in den endlosen Labyrinthen von Utopias Magen abgeladen hatten, um ihre Fracht erleichtert an ihnen vorbei. Den Lastern folgte eine Prozession von Personen-, Gelände- und kleinen Lieferwagen: Die Techniker und Darsteller der ersten Schicht hatten Feierabend und fuhr en nach Hause. Während sie in die Vorstädte nördlich von Las Vegas und die nicht weit entfernte Partygemeinde Creosote zurückkehrten, wirkten ihre Mienen glücklich und zufrieden.
    Nun, da die letzte Kurve überwunden war und die massive Rückwand Utopias in Sicht kam, schaute der Fahrer kurz auf seine Armbanduhr. 16.10 Uhr : Sie waren pünktlich wie die Maurer.
    Er griff in ein gepanzertes Fach, zog ein Funkgerät heraus, behielt die Straße im Auge und gab einen Zerhackercode ein.
    Dann hob er das Gerät an die Lippen.
    »Prime Factor, hier ist Candyman. Hören Sie mich?«
    Candyman nahm den Finger vom Sendeknopf und lauschte.
    Kurz darauf erwiderte eine aufgrund des Rauschens quäkend und künstlich klingende Stimme: »Ich höre, Candyman. Haben Sie Sichtkontakt?«
    »Gerade jetzt.«
    »Ausgezeichnet. Weitermachen mit Kontaktaufnahme. Wir treffen Sie am Sammelpunkt.«
    »Ende.« Candyman legte das Funkgerät neben sich. Er warf kurz einen Blick auf eine getippte Liste, die unter dem Armaturenbrett angeklebt war. Dann drückte er mit der anderen Hand einen Knopf an seinem Kopfhörer. »Utopia-Zentrale, hier ist AAS-Transporter Neun Echo Bravo. Ende.«
    Diesmal kam eine gänzlich andere Stimme knisternd aus dem Kopfhörer. »Utopia-Zentrale.«
    »Wir sind im Anmarsch, erbitten Einfahrtsgenehmigung.«
    »Neun Echo Bravo, warten Sie einen Moment.«
    Der Kopfhörer verstummte. Candyman verlangsamte und wechselte den Gang. Der Schichtwechsel war nun abgeschlossen. Die Pkw-Prozession ebbte ab. Vor ihm, hinter dem Wachlokal, dehnte sich die Straße zu einem endlosen Asphaltozean aus. Die Fahrzeuge der in Utopia tätigen Techniker und Darsteller standen in langen, glänzenden Reihen auf einer Seite. Auf der anderen parkten Laster und andere Dienstfahrzeuge. Ziemlich am Ende stand ein fensterloser brauner Lieferwagen in der

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