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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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andere stand im Schatten einer Alabastersäule und hielt die Hände hinter dem Rücken. Irgendwo ganz im Hintergrund erklang die besinnliche, melancholische Musik eines Streichquartetts.
    Der Wachmann am Eingang warf einen Blick auf den Identifikator auf Warnes Revers, dann nickte er und winkte ihn und Peccam durch.
    »Was genau sollen wir tun?«, fragte Peccam, als sie über den Marmorboden schritten.
    »Ich weiß nicht«, sagte Warne. »Fragen Sie mich in fünf Minuten noch mal.«
    Natürlich wusste er es. Er hoffte zumindest, dass er es wusste.
    Trotz der dezenten Musik, des leisen Plätscherns eines Springbrunnens und der Stimmen einiger ´nervöser Gäste, die auf ledernen Sofas saßen, fielen ihm Pooles Worte ein: Der Sender, den wir in der Sporttasche gefunden haben ... Man braucht freie Sicht, weil er Wände nicht durchdringen kann ... Sobald sie das Gebäude verlassen haben, lassen sie die Kuppel implodieren ... Und in dem sich daran anschließenden Chaos werden sie entkommen.
    Vielleicht kam Poole rechtzeitig an die Sprengladungen heran und machte so viele unschädlich, dass die Kuppel nicht zusammenbrach. Aber er durfte sich nicht darauf verlassen.
    Also konnten sie nur eins tun: Sie mussten den Panzerwagen daran hindern, die Unterwelt Utopias zu verlassen.
    Wieder ertönte Pooles Stimme in seinem Kopf: Außerdem sind die Typen bewaffnet ... Sie haben massenhaft Kanonen ... Außerdem ist das Sicherheitspersonal Utopias unbewaffnet.
    Er hatte Recht. In Utopia gab es keine Waffen, die man gegen ein gepanzertes Fahrzeug einsetzen konnte. Aber vielleicht gab es etwas anderes.
    Warne schob sich durch Türen und ausgelegte Gänge und versuchte, sich an den Grundriss der Räume zu erinnern. Bei seinem ersten Besuch im VIP-Salon hatte er es eilig gehabt.
    Seine Erinnerungen waren schwach. Dies ist die Tür, glaube ich. Er machte sich nicht die Mühe anzuklopfen; er packte den Knauf, drehte ihn herum und stieß die Tür auf.
    In dem Raum dahinter drehte sich Mr. Smythe um, als er Warne und Peccam eintreten hörte. Seine dicke Brille saß auf seiner Nasenspitze. Seine heute Morgen in der Schwebebahn noch sorgfältig gekämmten und pomadisierten Haarsträhnen ragten wirr in die Höhe. Allem Anschein nach ging er seit einer geraumen Weile auf und ab.
    Hinter dem Tisch mit der Kaffeemaschine ertönte ein Surren. Flügelmutter tauchte auf und schwenkte seine Sensoren. Die Zwillingskameras des großen Roboters erfassten seinen Herrn. Er ruckte vor und stieß ein lautes, wie ein Rülpsen klingendes Bellen aus. Warne tätschelte Flügelmutters Sensoren. Er war erleichtert, dass der Computer noch da war. Und der Mensch war auch noch da. Gott sei Dank!
    »Mr. Smythe«, sagte er. »Ich bin Andrew Warne. Erinnern Sie sich an mich?«
    Der kleine Mann mit dem schmalen Oberlippenbart runzelte die Stirn. »Aber ja. Sie waren doch heute Morgen in der Schwebebahn. Außerdem hat Miss Boatwright Sie hergebeten, nachdem... nachdem...« Er hielt inne.
    »Stimmt«, sagte Warne eilig. »Das hier ist Ralph Peccam. Er ist Videotechniker und arbeitet für die Sicherheitsabteilung. Er untersteht Bob Allocco. Sie haben ihn ebenfalls hier kennen gelernt.«
    Zehn Minuten, raunte die kalte leise Stimme in seinem Kopf. Du hast nur zehn Minuten. Vielleicht auch weniger. Das Geschwafel, das gegenseitige Vorstellen kostete nur Zeit. Aber es war lebenswichtig: Falls überhaupt eine Möglichkeit bestand, seinen Plan in die Tat umzusetzen, brauchte er unbedingt Smythes Vertrauen.
    »Mr. Smythe«, fuhr er fort. »Verzeihen Sie bitte, aber wir sind sehr in Eile. Ich möchte Sie bitten, uns bei etwas zu helfen.«
    Smythe nahm die Brille ab und putzte sie mit dem Ende seiner Krawatte. Ohne die ihn vor der Außenwelt abschirmenden Gläser wirkten seine blassblauen Augen verletzlich und erstaunt.
    »Natürlich«, sagte er. »Wenn ich kann.«
    »Mr. Smythe, können Sie mir sagen... Tja, können Sie mir sagen, welche Feuerwerkskörper hier im Park gelagert werden?«
    Smythe polierte seine Brille weiter. »Ach, die üblichen. Sie wissen schon: Klasse B.«
    »Klasse B?«
    »Natürlich. Orange-Buch-Klassifikation 1.3.« Da niemand auf seine Worte reagierte, fügte er hinzu: »Das ist eine UN-Klassifikation für gefährliche Güter. Eins Punkt drei. Feuergefährliche Projektile. Natürlich nur fürs Schaugeschäft, nicht für die Öffentlichkeit.« Es schien ihn zu schockieren, dass dies nicht allgemein bekannt war.
    »Gibt es hier viele davon?«
    »Viele? Ach, Sie

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