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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Übergabe zu bekritteln, aber abgeblasen hatte er noch nie eine.
    Das in die Schalttafel integrierte Funkgerät rauschte. »Utopia-Zentrale, hier ist Neun Echo Bravo.« Es war die Stimme des AAS-Fahrers. »Wir haben die Kammer jetzt im Blickfeld.«
    Verne beugte sich über das Schwanenhalsmikro. »Utopia-Zentrale, bestätige. Wir haben Grün für die Übergabe.«
    Er schaute kurz auf seine Armbanduhr. 16.18 Uhr. Pünktlich auf die Minute. Zumindest heute hatte Barksdale keinen Grund zum Meckern.
    Verne stand auf und gesellte sich zu Pritchard ans Beobachtungsfenster. In der sanften Krümmung des Tunnels sah er das Heck des Panzerwagens langsam und beständig näher kommen. Auf seiner Seitenwand stand in großen goldenen Buchstaben »American Armored Security«. Verne musterte den Wagen interesselos. Der Tresorraum stank trotz der Ventilatoren allmählich nach Dieselabgasen. Der Mief würde die Rückfahrt des Lasters um mindestens zwanzig Minuten überdauern. Verne fragte sich, ob Dieselabgase Krebs erzeugten. Vielleicht sollte er auf einer Gefahrenzulage bestehen.
    Der Transporter war nun auf einer Höhe mit dem Kontrollraum und hielt mit in jähem Protest kreischenden Bremsen an. Wie immer blieb er einen Moment stehen. Seine unsichtbaren Insassen gingen nun ihre Checkliste durch. Dann betätigte der Fahrer den Türöffner. Die schwere Tür, an der sein Begleiter saß, schwang auf. Ein Mann trat leichtfüßig hinaus.
    Er hielt ein Gewehr in der einen und ein Klemmbrett in der anderen Hand. Er schaute zu Verne und Pritchard am Fenster und winkte.
    Verne drückte einen Knopf. Zum Tunnel hin öffnete sich eine kleine Tür. Verne schob sie ganz auf und ging die zehn Stufen in den Gang mit der hohen Decke hinunter. Der Lärm des Dieselfahrzeugs war hier viel lauter, und er wünschte sich inbrünstig, man könne ihn abstellen. Aber das wäre gegen die Vorschriften gewesen.
    Der Bewaffnete trat nun auf ihn zu. Verne musterte ihn mit einem leichten Stirnrunzeln.
    »Wie läufts denn?«, fragte der Mann. Er war Ende dreißig, hatte einen kurzen kupferfarbenen Schnauzbart und war tief gebräunt. Er lächelte. Er sprach mit einem lockeren, selbstsicher klingenden texanischen Akzent, der zu seinem Auftreten passte.
    »Läuft so«, sagte Verne.
    Der Mann nickte lächelnd. Er kaute Kaugummi.
    »Sie sind nicht der Fahrer, der sonst immer kommt«, sagte Verne. Der Mann lächelte noch immer. »Nee. Ich bin Earl Crowe von der AAS-Fahrtaufsicht. Hin und wieder fahr ich selbst mit, um zu prüfen, ob alles nach Plan verläuft und die Kunden mit uns zufrieden sind. Und Sie sind nun mal unser bester Kunde.«
    Er reichte Verne das Klemmbrett. Verne nahm es, ohne den Mann aus den Augen zu lassen.
    »Johnny ist aber auch da«, sagte Crowe. »Draußen in der Limousine. Ein paar von den Jungs haben gestern Abend die Sau rausgelassen. Er hat sich ordentlich einen angesoffen. Deswegen lass ich ihn heute nicht den Transporter fahren, sondern das Begleitfahrzeug. Was gibt es Besseres als sechzig Kilometer lang Staub zu schlucken, um einen Mann auszunüchtern?«
    Schließlich lachte Verne leise. Er zog einen Stift aus der Tasche, warf einen Blick auf das Formular und kritzelte seinen Namen hin, ohne es zu lesen.
    »Sind Sie mit uns zufrieden?«, fragte Crowe, als Verne ihm das Klemmbrett zurückgab. » gibt´s irgendwelche Probleme oder Bedenken, die ich unserer Geschäftsleitung vortragen sollte?«
    Verne, daran gewöhnt, am passiven Ende der Befehlskette zu stehen, war angesichts dieser Frage überrascht, fühlte sich aber auch geschmeichelt. »Nee«, sagte er. »Mir fällt nichts ein.«
    »Freut mich wirklich, das zu hören. Sie brauchen aber nicht hinterm Berg zu halten, falls Ihnen einfällt, was wir ändern können, damits noch besser flutscht.«
    »Mach ich, danke.« Es gelang Verne sogar, den Eindruck zu erwecken, als hätte er hier etwas zu sagen. »Wenn Sie so weit sind, mach ich jetzt die Übergabekammer auf.«
    Er ging in den Tresorraum zurück und schloss wegen des Lärms und der Abgase hastig die Tür. Als sie klickend ins Schloss fiel, wurde ein rotes Lämpchen auf der Schalttafel grün. Verne drehte sich zu Pritchard um, der den Wortwechsel durch das Fensterchen beobachtet hatte. Sie nickten einander zu: Das visuelle »Händeschütteln« mit dem Transporter war beendet.
    »Öffne Übergabekammer«, sagte Pritchard und gab über die Tastatur eine Reihe von Befehlen ein. Verne trat vor die Schalttafel und gab über eine andere Tastatur

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