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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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musste ihm fürchterliche Schmerzen bereitet haben. Der Mann hatte wohl die Wahrheit gesagt.
    Die Treppe vollführte eine sanfte Biegung. Camelot verschwand. Weiter oben endeten die Stufen an einer Eisentür. Ein dünner Streifen Sonnenlicht zeichnete ein Rechteck um die dunkle Türfüllung. Ein Arbeiter aus der Abteilung Infrastruktur in einem beigefarbenen Overall kam ihm mit einer großen Sporttasche in der Hand von oben entgegen.
    Als Poole den Arbeiter eilig passierte, warf dieser ihm einen kurzen Blick zu. Poole erwiderte diesen, lief aber so schnell wie möglich weiter: Das Letzte, was er sich jetzt leisten konnte, war eine Quizveranstaltung mit irgendeiner Pappnase.
    Glücklicherweise rief der Mann ihm weder eine Warnung zu noch forderte er ihn zum Anhalten auf, sodass Poole sich weiter der Tür näherte und über die vor ihm liegende Aufgabe nachdachte.
    Wenn die Kuppel wirklich mit Sprengladungen gespickt war, was konnte er in den wenigen ihm noch verbleibenden Minuten bewirken? Du läufst in die falsche Richtung, du Idiot, schrie sein Selbsterhaltungstrieb. Diese Typen waren offensichtlich vom Fach. Was ihn dort oben auch erwartete, es war mit Sicherheit keine mit einem normalen Wecker verbundene Kunstdüngerbombe. Dies hier war eine Aufgabe für eine ganze Mannschaft von Sprengmeistern mit erstklassiger Ausrüstung und viel Zeit Dann dachte Poole an seine Kusine und ihre Familie, die ihm zwar gehörig auf den Keks ging, aber immerhin seine Verwandtschaft war. Und er dachte an die zahllosen Tausend anderen Besucher, von denen Utopia wimmelte. Sie hatten zum Glück keine Ahnung und gingen lächelnd und labernd im Schatten der riesigen Kuppel spazieren... Poole verdoppelte unversehens seine Geschwindigkeit.
    Vielleicht war die Lage gar nicht so hoffnungslos. Sie befanden sich schließlich nicht im Krieg. Vielleicht hatten nur ein oder zwei dieser Typen den Sprengstoff hier raufschleppen können. Hier würden also kaum Zentner von dem Zeug liegen. Wenn sie mit einem Fernzünder arbeiteten, musste hier auch irgendwo ein Empfänger sein. Ihn aufzustöbern ging schneller und war sicherer als die Zerlegung mehrerer Zünder. Der Empfänger musste sich irgendwo an der Rückseite befinden, der Straße gegenüber, die vom Park wegführte. Er war sich ziemlich sicher. Laut Peccam, dem Techniker mit der Sommererkältung, brauchte der Sender freie Sicht.
    Noch vier Schritte, dann war er an der Tür. Einen Übelkeit erregenden Moment lang fürchtete Poole, sie könne unpassierbar sein; irgendein Handlesegerät könne ihm den Weg versperren. Doch er stellte erleichtert fest, dass sie nur mit einem normalen Eisenknauf versehen war. Ein fester Tritt reichte, um das Schloss zu sprengen und sie zu öffnen.
    Blendendes Licht und brüllende Hitze stürzten sich auf Poole und hüllten ihn ein. Er zögerte kurz, dann wandte er das Gesicht beiseite und kniff die Augen zusammen. Nach der Kühle des Treppenhauses war er wie erstarrt. Er machte einen Schritt nach vorn, dann noch einen. Das schmerzhaft weiße, grelle Licht wich zurück, die ihn umgebende Szenerie wurde erkennbar.
    Die Treppe führte zu einem kleinen Metallschuppen, der wie ein Kinderspielzeug auf einem riesigen, flachen Steilabbruch saß. Spärliche Hochwüstenvegetation, Wacholder und verstreut wuchernder Salbei klammerte sich an Spalten und Rinnen, die vor ihm durch den Sandstein verliefen. Die rötliche Oberfläche wirkte verletzt und gichtig; vernarbt, wie nach einer schrecklichen Schlacht. Dies war die Mesa, die den runden Kessel umgab, in dem Utopia lag. Und vor ihm, über die Schale Utopias gewölbt, erhob sich die Kuppel, das Dach des Parks. Stählerne Rippen und sechseckige Glasscheiben, die im Sonnenschein wie Libellenschwingen glitzerten.
    Als Poole sie sah, verharrte er sofort wieder. Die Kuppel war so massiv - die glatte Wölbung ihrer Oberfläche so präzise, so unglaublich regelmäßig über dem pockennarbigen, unebenen Sandgestein -, dass sie die ferne Unwirklichkeit einer Traumwelt ausstrahlte. Er zwang sich, den Blick zum Himmel zu wenden. Er musste sich orientieren. Dann ging er entschlossen weiter.
    Als er die Basis der Kuppel erreichte, erblickte er ein geschickt in die Stützrippen und Querverstrebungen integriertes Netz aus Laufstegen und Leitern. Nichts deutete an, dass sich hier jemand zu schaffen gemacht hatte. Nichts wirkte irgendwie verdächtig. Er stöhnte vor Erleichterung. Vielleicht hatte Barksdale sich doch geirrt. Dann sah er die

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