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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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mal, wenn man sie nicht vertikal, sondern horizontal abschießen will.«
    »Aber das tut doch niemand.« Smythe wirkte verdutzt, fast beleidigt, als sei ihm der Gedanke noch nie gekommen.
    »Diese Raketen haben Treibsätze, die sie mehr als hundert Meter in die Luft heben. Das entspricht mehreren Stangen Dynamit. Die Feuerwehr würde das nie zulassen. Weil die Trennungsdistanz und das Niederschlagsgebiet exponential größer wären als bei einer normalen...«
    »Mr. Smythe«, fiel Warne ihm ins Wort, »im Moment ist hier nichts normal. Sagen Sie mir, wie es geht!«
    Smythes Finger erstarrten, doch seine überraschte Miene blieb. »Tja, ich schätze, das Verfahren wäre in etwa das gleiche. Man schiebt die Rakete so in den Mörser, dass sie freies Gleitfeld hat. Sie muss rechtwinklig zum Boden stehen. Hier aber müsste man.« Smythe hielt inne. Seine Miene nahm einen säuerlichen Ausdruck an. »Hier aber müsste man den Mörser auf die Seite legen. Natürlich nicht genau horizontal, weil dann...« Er schüttelte den Kopf und klickte bei der Vorstellung mit der Zunge.
    »Verstehe.« Warne deutete auf eine der größten Raketen.
    »Zeigen Sie es an der da. an der.«
    ». >Goldenen Weide<.«
    »>Goldenen Weide<, genau.«
    Smythe zog die Plastikhülle der Rakete vorsichtig ab, prüfte den schweren Sockeltreibsatz und löste das die Zündschnur haltende Geflecht und die Banderole. Dann hielt er die Rakete am Ende mit dem Zünder, schob sie langsam in einen großen schwarzen Mörser, zog sie wieder heraus und passte sie erneut ein. Als die Einpassung stimmte, bog er das Ende der Zündschnur zur Seite. Dann nahm er eine der dünnsten Mörserröhren, legte sie flach auf den Boden und legte den geladenen Mörser vorsichtig über sie, als sei sie eine Abschussrampe.
    Warne nickte. »Verstehe. Wie steckt man sie an?«
    »Wie man sie ansteckt?«
    Warne nickte. Das Brummen des Dieselmotors war nun eindeutig lauter, der Fahrer ließ ihn aufheulen.
    »Wozu wollen Sie das wissen?«
    »Weil ich sie abschießen werde, Mr. Smythe.«
    Der Pyrotechniker starrte ihn überrascht an. »Abschießen? Aber warum denn?«
    Die Zeit reichte nur noch für eine kurze Erklärung oder eine Drohung. Warne wählte das Erstere.
    »Weil gleich ein paar sehr gefährliche Männer durch diesen Gang kommen. In einem gepanzerten Fahrzeug. Wenn wir sie entwischen lassen, sprengen sie die Utopia- Kuppel in die Luft und vernichten den Park. Deswegen dürfen wir sie nicht entkommen lassen.«
    Hinter ihnen ging eine Wartungsluke auf und spuckte Peccam aus. Er blickte in beide Gangrichtungen und gesellte sich dann zu ihnen. Seine Knie waren staubbedeckt, sein Blick wirkte gequält.
    Smythe machte keine Anstalten, ihn anzusehen. »Sie wollen hier drin eine >Goldene Weide< abschießen?«
    »Ich muss es tun, Mr. Smythe. Falls nötig, schieße ich auch alle anderen Raketen ab. Aber zuerst setzen wir mal Flügelmutter ein. Er ist, wie Sie sehen, bis zu den Kiemen mit Schwarzpulver beladen. Ich werde ihn auf den Transporter hetzen.«
    Smythe riss die Augen auf. »Wollen Sie damit sagen«, keuchte er erschreckt, »dass es gefährlich werden könnte?«
    Warne sagte kein Wort. Das Entsetzen und der Unglaube, die das Gesicht des Pyrotechnikers zeigte, waren unbeschreiblich komisch. Vielleicht hatte Smythe sich eingeredet, all dies sei nur eine Notfallübung. Vielleicht glaubte er auch, dass die Utopia- Geschäftsführung ihn irgendwie auf die Probe stellen wolle. Was er auch annahm - Warne musste trotz des in seiner Brust hämmernden Herzens und des Abgasgestanks des Fahrzeugs hinter der Ecke urplötzlich lachen.
    Er lachte, bis die Wände der Unterwelt Echos warfen, die den Leerlauflärm des Fahrzeugs übertönten. Als sein Lachen erstarb, endete es in einem würgenden Laut, der einem Schluchzen ähnelte.
    »Ja, Mr. Smythe.« Warne wischte sich über die Augen. »Ich glaube schon, dass es gefährlich werden könnte.«
    Smythe musterte zuerst Peccam, dann wieder Warne. Er nickte mehrmals schnell, dann nahm er seine Brille ab und putzte sie unstet mit einem Hemdsärmel.
    »Alles klar?«, fragte Warne Peccam. »Haben Sie den Echoorter angebracht?«
    Peccam nickte.
    »Okay.« Warne ging zu dem Roboter und legte einige Schalter auf seinem Gehäuse um. Dann trat er zurück. »Sehen Sie die Knöpfe auf dem Gehäuseoberteil? Wenn ich das Zeichen gebe, drücken Sie den zweiten Schalter von links. Flügelmutter ist normalerweise programmiert, seinem Avatar zu folgen. Also mir. Aber

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