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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Geldtransporte automatisch verriegelt waren. Seit das Tresorsignal ertönt war, konnten sie sich dank Smythes Hochsicherheitskennkarte im Sperrgebiet bewegen. Doch die Masse der Utopia- Techniker und Darsteller konnte sich erst wieder in diesen Gängen bewegen, wenn das Alles-klar-Signal kam.
    »Wissen Sie genau, dass es hier langgeht?«, rief Warne über die Schulter zurück.
    Smythe, außer Atem und darum kämpfend, seine Last nicht zu verlieren, gab keine Antwort. Warne drehte sich kurz um. Das Gesicht des Pyrotechnikers spiegelte alle möglichen Emotionen wider: Bestürzung, Missbilligung, Besorgnis. Was hätte Smythe wohl getan, wenn ihm alle Einzelheiten von Warnes Plan bekannt gewesen wären? Während sie weitereilten, mischte sich nach und nach ein Geruch in die kühle, normalerweise neutrale Luft der Unterwelt: der Mief von Dieselabgasen. Kommen wir zu spät?, fragte Warne sich in einem plötzlichen Aufzucken von Furcht. Es war schon zu viel Zeit verstrichen. Das Alles-klar-Signal hätte längst ertönen müssen. John Doe und seinen Gangstern war bestimmt sehr daran gelegen, schnell zu verschwinden.
    Wenn sie das Geld schon hatten, was taten sie dann noch hier?
    Dann hörte Warne etwas, das ihre hallenden Schritte übertönte: ein leises, kehliges Grollen, das in diesen Betongängen völlig ungewohnt klang. Ihm fiel ein, dass Amanda Freeman bei der Eingangsprozedur gesagt hatte, das einzige nicht mit Strom betriebene Fahrzeug, das hier erlaubt sei, sei der wöchentlich eintreffende Panzerwagen.
    Warne verlangsamte seinen Schritt. Vor ihm mündete der Gang in einem anderen, breiteren, der nach rechts und links verlief. Links glaubte er, einen schwachen Anflug von Tageslicht zu sehen. Die Betonwände waren leicht erhellt.
    Er drehte sich zu Smythe um, deutete nach links und stellte mimisch die Frage. Smythes Antwort bestand aus einem Nicken. Das also war die Einfahrt.
    Warne näherte sich nun langsamer der Einmündung. Das Klopfen des Dieselmotors kam eindeutig aus dem rechten Teil des Ganges. Also musste das gepanzerte Fahrzeug, um Utopia zu verlassen, genau an ihnen vorbeifahren.
    Warne empfand einen seltsamen Ansturm von Gefühlen.
    Eines davon war Erleichterung: Obwohl er es kaum zu hoffen gewagt hatte, waren sie noch rechtzeitig eingetroffen. Ein anderes Gefühl aber war nackte Angst. Zweifel machten sich in ihm breit: Was machte er, der rebellische Symposien- und Labortheoretiker, eigentlich hier? Müsste er sich in diesem Moment nicht lieber darum bemühen, seinem im Sinken begriffenen Stern neuen Auftrieb zu verleihen, indem er für eine wissenschaftliche Zeitschrift Artikel verfasste und Laborforschung betrieb? Was, um alles in der Welt, machte er ausgerechnet hier?
    Er hatte sich diese Frage an diesem Tag schon öfter gestellt und immer wieder die gleiche Antwort erhalten: Mach dich aus dem Staub! Aber wer außer ihm sollte es tun? Nur er hatte eine Chance, diese Leute daran zu hindern, die Kuppel in die Luft zu jagen. Deswegen musste er sie daran hindern, die Unterwelt zu verlassen.
    Dreißig Meter vor der Einmündung blieb Warne stehen. Er ging mit bebenden Händen in die Hocke und legte die Röhren auf dem Boden ab. Flügelmutter verharrte nicht weit von ihm und stellte seine normalerweise wippenden Bewegungen ein. Der Roboter versuchte wohl noch immer, seine Bewegungen dem Gewicht der vier großen Schwarzpulverladungen anzupassen, die in Zeichenpapier eingewickelt an seinem Rücken festgeschnallt waren. Hätte Flügelmutter eine unglückliche Miene aufsetzen können, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt dafür gewesen.
    Warne legte die Raketen neben den Mörsern ab. »Was jetzt?«, fragte er Smythe so ruhig wie möglich.
    Der kleine Mann verteilte seine eigene Fracht vorsichtig auf dem Boden. »Nun, bei einer manuell gesteuerten Vorstellung müsste man die Mörser mit Sandsäcken befestigen und jede Rakete im Ständer auf loses Pulver hin überprüfen. Ist eine Aufhängevorrichtung gebrochen, muss man sie reparieren, um die Führung zum Ende der Rakete zu sichern.«
    Warne hörte Smythe zähneknirschend zu. Der Gestank der Dieselabgase und das Brummen des unsichtbaren Transporters schienen zuzunehmen. Trotzdem war er der Meinung, dass er nichts überstürzen durfte: Smythe musste es ihm erklären.
    »Und wie lenkt man Raketen?«, fragte er.
    Smythe schaute ihn an und strich mit den Fingern einer Hand über seinen Oberlippenbart. »Wie bitte?«
    »Ich habe gefragt, wie man Raketen lenkt. Sagen wir

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