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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Letzter erschien Cracker Jack, der junge Hacker. Sein Gesicht war geschwollen und voller Schrammen und die Knöchel seiner rechten Hand waren aufgeschlagen und blutig, als hätte er sich an einem spitzen Gegenstand oder möglicherweise auch an Zähnen geschnitten. Er schleifte eine Sporttasche hinter sich her, schloss die Klappe und stieg, die Tasche voran, über die drei Stufen in den Wagen.
    Dann wurde die Tür wieder geschlossen.
    Im Inneren des Geldtransporters schob John Doe sich an Earl Crowe vorbei nach hinten. Crowe beobachtete ihn, als er einen der seitlichen Kästen öffnete und mit Augen und Händen die in vier Reihen dort ruhenden Stapel der gleichmäßig verpackten Banknoten liebkoste.
    »Wie sagte doch schon George Bernard Shaw? Geldmangel ist die Wurzel allen Übels.« John Doe schloss den Kasten wieder. »Das hier müsste brave Jungs wie uns eine ganze Weile über Wasser halten.«
    »Haben Sie die Disc?«, fragte Crowe.
    John Doe nickte und klopfte geistesabwesend auf eine Tasche seines Leinenjacketts. Sein Blick fiel auf seine Armbanduhr.
    »Water Buffalo ist nicht am Sammelpunkt aufgetaucht. Hat er sich über Funk gemeldet?«
    Der Fahrer, Candyman, schüttelte den Kopf. In seinem Kopfhörer ertönte ein Quäken. Er hob eine Hand und betätigte den Sendeknopf.
    »Hier ist AAS Neun Echo Bravo.«
    »Neun Echo Bravo, hier Utopia-Zentrale. Wie wir sehen, haben Sie in der Einfahrt angehalten. Der Tresorraum signalisiert okay. Wir wollen das Alles-klar-Signal erteilen. Melden Sie Ursache der Verzögerung. Ende.«
    »Utopia-Zentrale, es ist nichts Besonderes. Der Motor hat wohl eine Macke. Ich glaube, die Luftansaugung ist verstopft.
    Wir versuchen, sie gerade zu reinigen.«
    »Verstanden, Neun Echo Bravo. Falls das Problem nicht gelöst werden kann, bitten wir darum, die Prozedur im Freien fortzuführen. Wiederhole: im Freien.«
    »Utopia-Zentrale, ich sags noch mal: Es ist kein großes Problem. Wir können gleich weiterfahren.«
    Candyman schaltete den Funkkopfhörer aus und warf einen Blick nach hinten in den Frachtraum.
    »Ich hab das interne Geschwafel des Sicherheitsdienstes abgehört«, sagte er. »Die Sache mit >Station Omega< ist in die C-Ebene durchgesickert. Die Eingeborenen werden allmählich ´nervös.«
    »Kein Grund zur Sorge«, sagte John Doe. »Wir geben Water Buffalo noch ein paar Minuten. Dann fahren wir ab.«
    »Soll ich rausgehen und die Motorhaube aufmachen?«, fragte Crowe.
    John Doe schüttelte den Kopf. »Machen Sie sich keine Mühe.
    Die Kameras können doch nichts sehen, oder?«
    Der Fahrer schaute durch das transparente Panzerglasfenster. Er blickte zuerst in den riesigen Rückspiegel, dann auf den konvexen Spiegel auf der Motorhaube über der Vorderachse.
    »Natürlich nicht.« Dann schaute er nach hinten und musterte den Scanner, der den Funkverkehr der Sicherheitskräfte Utopias überwachte.
    Deswegen konnte er den Mann nicht sehen. Das heißt, es war eigentlich kaum mehr als ein Halbwüchsiger: sommersprossig, ängstlich, mit geröteten Augen und einer Nase, die fast so rot war wie sein Haar. Er kroch ´nervös aus einem Notausgang hinter dem Geldtransporter, befestigte etwas, das wie ein Uhr enarmband aussah, unter der Heckstoßstange und verdünnisierte sich wieder.
     
    16:24 Uhr
    Warne durchquerte den Korridor so schnell er konnte.
    Unter einem Arm klemmten ein halbes Dutzend leere Mörser: mit Harz abgedichtete schwarze Röhren, an deren Rand eingeprägte Zahlen ihre Ladekapazität nannten. Unter dem anderen Arm trug er alle möglichen, in transparente Hüllen verpackte Raketen. Er drückte sie schützend an sich: Smythe hatte ihm in unerfreulichen Einzelheiten erläutert, was Goexpulver und Blitzkomponenten anrichteten, wenn sie ungebremst auf einen Betonboden fielen.
    Hinter Warne kam Smythe. Er hatte die Arme voll sperriger, braun verpackter Kanonenschläge und einer Vielzahl von Raketen, die Warne nicht kannte. Smythe folgte mit kurzen, ruckartigen Bewegungen Flügelmutter. Vier schwere Kanonenschläge waren an seinen Gliedmaßen befestigt. Lange Zündschnüre aus fest geflochtenem braunem Papier schleiften hinter ihm her.
    Der Gang war leer. Warne bemerkte, dass die Türen, an denen sie vorbeikamen - Requisitenkammern für verschiedene jahreszeitlich bedingte Veranstaltungen, Holografie- und Videolager, Wasserfiltrierstationen -, ausnahmslos in nur selten aufgesuchte Räume führten. Mithin störte es niemanden, dass sie während der wöchentlich stattfindenden

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