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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Benommenheit fiel allmählich von ihr ab. »Wo ist er?«
    Terri befeuchtete ihre Lippen. »Ich weiß nicht genau. Er ist... Er muss sich um irgendwas kümmern.«
    Georgia schaute sie blinzelnd an.
    »Ich soll dir etwas ausrichten. Er hat gesagt, er kommt bald zurück. Außerdem hat er gesagt, wir sollen uns bis dahin umeinander kümmern.«
    Plötzlich durchschnitt Sarahs Stimme die Luft. »Freddy, lass mich nicht allein! Hörst du? Bleib bei mir, Freddy - bitte!«

Georgia reckte den Hals. »Wer ist das?«
    Terri schwieg, als das Weinen wieder begann.
    »Es klingt nach Sarah.« Georgia drehte sich um. »Ist sie es? Was ist passiert?«
    Terri zögerte noch immer. Was soll ich sagen? Sie wusste nicht, was Warne getan hätte. Was erwartete er von ihr? Wäre ich an ihrer Stelle, würde ich die Wahrheit wissen wollen.
    Sie drückte leicht Georgias Unterarm und zog sie zu sich herum. »Erinnerst du dich noch an die Besprechung von heute Morgen? An die anderen Erwachsenen?«
    Georgia nickte.
    Terri ergriff nun auch Georgias anderen Arm. »Erinnerst du dich noch an den Mann mit dem britischen Akzent?«
    Georgia nickte erneut.
    »Nun, er ist verletzt - schwer verletzt. Sarah ist völlig durcheinander. Sie kümmert sich um ihn.«
    Obwohl Terri sie festhielt, drehte Georgia sich wieder in die Richtung, aus der die Stimme kam. »Sollten wir ihnen nicht helfen?«
    »Ich glaube, Sarah möchte jetzt am liebsten allein gelassen werden. Aber es ist lieb von dir, daran zu denken. Ich weiß, sie würde es zu schätzen wissen.«
    Das Weinen wurde noch lauter. Es war ein quälendes Geräusch: Es klang so untröstlich und absolut verlassen.
    Georgia lauschte einen Moment, dann musterte sie Terri mit einem Ausdruck, den diese nicht ganz verstand. Sie neigte langsam den Kopf.
    Georgia hatte alles, was hinter ihnen lag - auch die Tortur im medizinischen Zentrum - mit äußerlicher Ruhe über sich ergehen lassen. Doch nun verzog sich ihr hübsches Gesicht.
    Ihre Lippen zitterten und teilten sich. Tränen traten in ihre Augen.
    Terri zog das Mädchen impulsiv an sich - fast so, wie Warne es vor kurzem mit ihr getan hatte. Georgia brach in Tränen aus. Es war, als sei ein lange unter Druck stehender Damm endlich gebrochen. Ein, zwei Minuten lang ließ Terri Georgia einfach schluchzen und strich ihr leicht übers Haar.
    »Erwachsene weinen doch angeblich nicht«, sagte Georgia schließlich.
    »Auch Erwachsene weinen«, erwiderte Terri und streichelte sie weiter. »Hast du deinen Vater noch nie weinen sehen?«
    Georgias Antwort bestand zunächst nur aus weiteren Schluchzern. »Einmal.«
    Abgesehen von Georgias leisem Schluchzen und dem entfernteren Weinen wurde es still im Raum.
    »Hast du eigentlich Geschwister?«, fragte Georgia plötzlich und zog die Nase hoch.
    Die Frage kam so unerwartet, dass Terri kurz aufhörte, dem Mädchen über den Kopf zu streichen. »Nee«, sagte sie. »Ich bin ein Einzelkind. In einem so katholischen Land wie den Philippinen kommt das nicht sehr oft vor.«
    »Ich hab mir immer eine Schwester gewünscht«, murmelte Georgia.
    Terris Antwort bestand darin, dass sie erneut über ihr Haar strich.
    »Hat mein Vater gesagt, was wir tun sollen?«, fragte Georgia kurz darauf.
    »Wir sollen hier bleiben. Aufeinander aufpassen. Wachsam sein. Und Sarah beschützen.«
    Georgia löste sich von ihr. »Wachsam sein?« Die Furcht, die plötzlich in ihre feuchten Augen trat, konnte zuvor nicht weit entfernt gewesen sein. »Glaubst du, er kommt zurück? Der Mann mit dem Schießeisen?«
    Terri zog sie wieder an sich. »Nein, Schätzchen. Das glaube ich nicht. Aber wir müssen trotzdem wachsam sein.«
    Georgia schwieg einen Augenblick. Dann rührte sie sich wieder.
    »Sollen wir dann nicht lieber... die Tür zumachen?«
    Terri schaute zur Tür. In ihrem noch andauernden Schockzustand hatte sie vergessen, dass der Arzt den Eingang zur Sicherheitsabteilung hatte offen stehen lassen.
    Sie nickte. »Wirklich keine üble Idee.«
    Sie ließ Georgia behutsam los und ging in den Vorraum.
    »Vielleicht. vielleicht solltest du sie sogar abschließen.«
    Terri überquerte den funkelnden Fliesenboden des Vorraums, schob vorsichtig den Kopf durch die Tür und schaute in beide Gangrichtungen. Niemand war zu sehen. Irgendwo in der Ferne schrillte ein Alarm. Sie machte die Tür zu, schloss sie ab und prüfte nach, ob sie auch wirklich zu war.
    Das Weinen hatte nun aufgehört. Als Terri ins Büro zurückkehrte, legte sich der Schleier absoluter Stille

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