Das Patent
Zeit nach Angus Pooles Überresten würden suchen müssen. Wenn es ihm gelang, den Kontrollkasten zu erreichen und unschädlich zu machen, hatten sie vielleicht noch eine Chance.
Das Ding war fest unten am Laufsteggeländer befestigt.
Zündschnüre verliefen in mehrere Richtungen. Poole wollte sich neben den Kontrollkasten knien, doch ein erneuter zuckender Schmerz warf ihn mitsamt dem Schießeisen der Länge nach in den Staub. Er rappelte sich wieder auf und es gelang ihm, den Schmerz so lange zu verdrängen, bis er nach oben greifen, den Empfänger herausreißen und die Höllenmaschine deaktivieren können würde.
Seine Finger schrammten sinnlos über eine glatte, ebene Oberfläche. Er strengte sich an, um seinen Blick zu schärfen, und musterte den Kasten genauer.
Da war überhaupt kein Empfänger. Es war nur eine Relaisbox, ein Sammelpunkt für die einzelnen Zündschnüre.
Poole blinzelte. Überraschung und Unglauben betäubten ihn.
Einige Schritte von ihm entfernt war über dem Laufsteg eine Leiter angebracht. Ein dünner Draht, der von dem Relais wegführte, schlängelte sich am Leitergeländer in die Höhe.
Pooles Blick verfolgte den Draht an der Kuppel entlang nach oben. Da stand der Empfänger, den er gesucht hatte. Er schaute höhnisch zu ihm herab. Der Abbruchspezialist hatte ihn an die Unterseite des zweiten Laufstegs geschnallt, der die Kuppel etwa fünfzehn Meter über dem ersten umrundete. Damit John Does Sender ein sauberes Blickfeld hatte.
Pooles Knie gaben nach. Er fiel auf den steinigen Boden.
»Herr im Himmel«, stöhnte er. »O nein! Nein, nein, nein!«
Die Leiter führte fünfzehn Meter in die Höhe. Es hätten auch fünfzehnhundert sein können. Er würde es nie schaffen.
Poole schloss die Augen. Es war zu spät. Zu spät, um den Empfänger zu erreichen; zu spät, um den Zündmechanismus zu entschärfen; zu spät, um sich in Sicherheit zu bringen.
Genau genommen war es zu spät für alles.
16:28 Uhr
Candyman saß hinter dem Steuer des Geldtransporters und drückte eine Hand an den Kopfhörer. Sein Gesicht zeigte einen verwirrten Ausdruck. Nach einer Weile ließ er die Hand sinken und schüttelte langsam den Kopf.
»Was ist denn?«, fragte der hinter ihm sitzende Earl Crowe.
»Ich weiß nicht. Ich könnte schwören, ich hab jemanden lachen hören.«
Crowe tauschte einen Blick mit Hardball und Cracker Jack.
Dann zuckte er abweisend mit den Achseln. John Doe, der allein im Heck des Frachtabteils saß, hatte eines der zahllosen Banknotenbündel auf dem Schoß und bastelte Papierschwalben. Der Infrarotsender lag neben ihm bereit. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
»Noch immer nichts von Water Buffalo?«
Candyman schüttelte den Kopf.
»Dann geben wir ihm noch eine Minute.«
Stille breitete sich im Inneren des Panzerwagens aus. John Doe faltete eine Papierschwalbe, stellte sie vorsichtig neben sich hin, nahm die nächste Banknote und faltete eine weitere. Die Minute vertickte. Dann schaute er nach vorn.
»Na schön, fahren wir ab«, sagte er. »Water Buffalo kann auch zu Fuß nach Las Vegas zurück.«
Candyman justierte den Kopfhörer und sagte: »Utopia- Zentrale, hier ist Neun Echo Bravo. Problem beseitigt. Wiederhole: Problem beseitigt. Fahren jetzt ab.« »Utopia-Zentrale bestätigt«, kam die knisternde Antwort.
»Wird aber auch Zeit. Melden Sie sich, wenn Sie an der Auffahrt zur 95 sind. Ende.«
Candyman griff nach oben und schaltete den Polizeifunk ein.
Dann warf er einen Blick auf eine Schalttafel rechts von ihm und drückte einen gelben Knopf. Der Laster legte den höchsten Gang ein und wurde mit zusätzlichem Strom versorgt.
Dann löste Candyman die Handbremse und schaute noch mal nach hinten.
»Es geht weiter, meine Herren!«, sagte er.
Das Geräusch des Dieselmotors veränderte sich in dem Moment, in dem Warne und Peccam zu Smythe zurückliefen. Es wurde leiser, kehliger. Luftdruckbremsen pufften und zischten. Ein protestierendes Kreischen ertönte. Eine Kupplung wurde gelöst, Gänge schrammten durch eine Übersetzung.
Warne und Peccam tauschten einen schnellen Blick.
»Wollen Sie es wirklich tun?«, fragte der Videotechniker.
»Ich weiß nicht. Ich schätze doch.« Warne wandte sich an Smythe. »Wie also geht der Abschuss?«
Smythes Lippen bewegten sich zwar, doch man hörte keinen Laut. Warne beugte sich näher zu ihm.
»Ohne Logistiker«, sagte Smythe kopfschüttelnd vor sich hin. »Ohne Feuerlöscher. Ohne Ladepersonal. Ohne Beobachter.
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