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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Marmorbank und nahm unter einer riesigen Palme Platz.
    Warne setzte sich. Die Umgebung hatte ihn verzaubert. Eine frische Brise wehte. Sie war kühl und schmeichelnd und transportierte den Duft eines unbegrenzten Versprechens.
    Ihm war fast so, als habe sich die zeitlose Stadt als Geschenk für ihn aus den Fluten erhoben.
    »Wie gefällt es dir?«, fragte Sarah.
    Warne schüttelte den Kopf. »Es ist prächtig. Es ist vollkommen. Es gefällt mir.«
    Sarah lächelte. Das Kompliment freute sie sichtlich. »Das ist gut, denn du wir´st nämlich den größten Teil der Woche hier verbringen. Wir haben keine Kosten gescheut. Einige der Wassereffekte, die unsere Ingenieure sich ausgedacht haben, muss man einfach gesehen haben. Von unserem neuen Wasserfahrgeschäft - es heißt >Die letzten Minuten von Pompeji< - nehmen wir an, dass es sich zu Utopias größtem Umsatzmacher entwickeln wird. Wir setzen fahrbare Holoprojektoren als Lockmittel ein, um Eric Nightingale in sämtliche Wagen zu projizieren und...«
    Vor ihnen geriet das Meer plötzlich in AufrUhr. Die Oberfläche warf schäumende Blasen. Dann brach ein langer schmaler Kopf durch den Wasserspiegel. Schaum lief an seinem geschuppten Leib herab. Lidlose gelbe Augen schauten die beiden ohne zu blinzeln an.
    Warne grinste. »Da bist du ja«, sagte er.
    Das Meeresgeschöpf betrachtete ihn aufmerksam, dann setzte es ein Bein vor das andere und schob sich weiter aus dem Wasser hervor. Es war groß und schlank wie eine Riesenschlange, schillerte und glänzte wie Platin und spiegelte die funkelnde Meeresoberfläche. Juwelenartige Tropfen fielen von den mechanischen Finnen. Einen Moment lang verharrte es still und balancierte auf dem Schaum. Dann wandte es sich mit einem Aufklatschen ab, drehte sich schnell und tollte im Wasser herum.
    Warne schüttelte den Kopf. Er hatte das Geschöpf nur im Olympiadoppelbecken an der Carnegie-Mellon- Universität testen können. Der Protest des Schwimmlehrers hallte noch in seinen Ohren. Es hier zu sehen, in diesem riesigen Gewässer, war eine Offenbarung. Der Bau eines tauchfähigen Roboters, der die Besucher von Atlantis beeindrucken konnte und zudem über die Intelligenz eines Delfins und die Veränderlichkeit eines Aals verfügte, war seine bisher größte Herausforderung gewesen. Andererseits hatte ihm eine sehr hilfreiche Kollegin assistiert. Trotzdem lagen mehr Fehlstarts und nächtliche Programmierungsmarathons hinter ihm, als er zugeben wollte. Doch das Ergebnis - er hatte den Prototyp auf den Namen Lady Macbeth getauft - war seine erfolgreichste Demonstration maschineller Lernfähigkeit. Lady Macbeth in dieser Umgebung zu sehen hieß hoffen, dass die ganze Arbeit der Mühe wert gewesen war.
    Der Roboter stellte seine Possen abrupt ein und verschwand unter Wasser. Eine Weile war alles still. Dann schoss er etwas weiter von ihnen entfernt wieder aus dem Nass empor, riss das Maul auf und zeigte juwelenartige Zahnreihen. Mit einem Brüllen spuckte er eine lange, purpurrote Flamme aus. Dann tauchte er wieder unter, sprang mehrmals ins wärmende Sonnenlicht zurück und kam schließlich wieder an ihre Bank. Er balancierte auf dem Schaum und schaute sie an, als erwarte er ein Lob. Dünne Rauchfäden stiegen aus seinen Nüstern.
    »Was wäre Atlantis ohne Seeschlangen?«, murmelte Warne.
    Er drehte sich zu Sarah um. »Hat Lady Macbeth sich benommen?«
    »Seit sie hier ist, durchläuft sie den Betatest. Soweit ich weiß, sind ihre stündlichen Vorstellungen bisher fehlerlos verlaufen. Sie hat aber eine schlechte Angewohnheit.«
    »Eine schlechte Angewohnheit? Welche denn?«
    Sarah deutete mit dem Kopf auf die Seeschlange. »Pass auf! Du wir´st es bald sehen.«
    Warne runzelte die Stirn. »Hmm. Die ersten beiden fertigen Modelle warten jedenfalls am Flughafen. Sie sind gestern mit einer Frachtmaschine angekommen. Sobald ich die Installation überwacht habe, bringe ich Lady Macbeth ins Labor runter und überprüfe sie mal nach Lecks oder anomalen Verhaltensweisen.«
    Er verfiel in Schweigen. Sobald er nicht mehr nachdachte, kam es ihm äußerst seltsam vor, wieder in Utopia zu sein und neben Sarah zu sitzen. Bei seinem letzten Besuch hatte er das Metanet abschalten und die sich fehlerhaft verhaltenden Roboter lobotomisieren sollen. Andere Ereignisse hatten es verhindert. Nun hatte sich der Kreis auf ironische Weise geschlossen. Seine Arbeit im Bereich der maschinellen Lernfähigkeit hatte greifbare Fortschritte erbracht. Seine früher als

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