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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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radikal eingestuften Theorien setzten sich allmählich durch. Nun war er wieder hier, um neue, bessere, intelligentere Roboter einzusetzen.
    Warne räusperte sich und deutete auf die schillernde Stadtlandschaft. »Tja, es ist wirklich erstaunlich, Sarah. Du kannst stolz sein.«
    Sarah nickte. »Wir haben eine Umwälzanlage gebaut, die pro Minute Siebenhunderttausend Liter Wasser reinigt und bewegt - Venedig hat uns um die Baupläne gebeten. Wenn Atlantis nächsten Monat seine Pforten öffnet, ist jeder andere Wasserpark auf der Erde überflüssig.«
    Sie schaute sich um. Ihr brünettes Haar bewegte sich in der leichten Brise. »Wir werden gute Geschäfte machen«, sagte sie ziemlich leise.
    Warne betrachtete sie von der Seite. Das Lächeln war noch auf ihrem Gesicht, ihr Blick war traurig, aber fest und klar.
    Nun sah er den Unterschied zwischen der Sarah von heute und der Sarah, die er von früher her kannte. Seit dem Tag ihres Kennenlernens hatte sie immer eine deutliche, fast aggressive Selbstsicherheit ausgestrahlt. Er spürte sie noch immer wie die von einer Kohlenpfanne ausgehende Hitze, aber nun wirkte sie aufgrund einer bitteren Erfahrung gezügelt und verschleiert.
    Auf der Fahrt von Pittsburgh hierher hatte Warne überlegt, was er wohl sagen würde, wenn dieser Moment gekommen war. Doch irgendwie fanden angesichts dieser nassen Pracht nur die einfachsten Worte den Weg zu seinen Lippen.
    »Aber wie gehts dir, Sarah?«
    Sie richtete den Blick weiterhin auf die Turmspitzen von Atlantis. »Mir gehts gut. Anfangs war es nicht so. Aber jetzt schon.«
    »Als ich nichts mehr von dir hörte. Als du meine Telefonate nicht beantwortet hast, habe ich befürchtet, du.«
    Warne verstummte kurz. »Nun ja, ich hab befürchtet, du würdest mir nicht verzeihen. Wegen Barksdale.«
    »Ich konnte es auch nicht, Drew. Damals jedenfalls nicht.
    Aber jetzt schon.«
    Sie drehte sich endlich um und schaute ihn an.
    »Immerhin hast du dazu beigetragen, den ganzen Laden zu retten. Der Park ist jetzt mein Leben. Ich müsste dankbar sein. Aber ehrlich gesagt, es fällt mir schwer. Manchmal fällt es mir wirklich schwer.«
    Sie wandte sich jäh von ihm ab. Warne beobachtete sie eine Weile, dann richtete er den Blick wieder aufs Wasser und die Sprünge Lady Macbeths, die nun wieder untertauchte.
    »Eigentlich«, sagte er langsam, »hab ich Utopia gar nicht gerettet. Flügelmutter hat Utopia gerettet.« Er schwieg, und die letzte Szene im Korridor der C-Ebene lief vor ihm ab.
    Sarah schenkte ihm einen fragenden Blick.
    »Peccam hat deinen Leuten doch bestimmt erzählt, was wir gemacht haben. Von dem Sprengstoff auf Flügelmutters Rücken, von dem Echoorter, den wir an dem Panzerwagen befestigt haben, damit der Roboter ihn anpeilen konnte.«
    Sarah nickte.
    »Leider ist der Echoorter abgerissen und hat nicht mehr gesendet. Als Flügelmutter kein Signal mehr bekam, blieb er stehen. Der ganze Plan war in Gefahr. Ohne nachzudenken, hab ich ihm den Befehl zur Hatz gegeben. Und genau das hat er gemacht. Er hat den Panzerwagen gejagt. Und ihn aufgehalten.«
    Sarah nickte erneut.
    »Andererseits«, fuhr Warne fort, »habe ich Flügelmutter nie einen Hatzbefehl gelehrt. Im Gegenteil: Ich habe ihm nur den Befehl >Keine Hatz< eingebaut. Trotzdem hat er die Anweisung von sich aus irgendwie grammatisch definiert und den Schluss gezogen, dass eine Handlung angesagt war. Ich habe es nicht verstanden. War mein Tonfall ausschlaggebend? Meine Gestik? Hatte er diese Ad-hoc-Fähigkeit schon immer? Hat ihm nur der Druck gefehlt, in aller Eile etwas definieren zu müssen? Also bin ich neugierig geworden. Als ich hörte, dass Scylla nicht reaktiviert werden soll, habe ich Terri gebeten, mir seine Logikeinheit nach Pittsburgh zu schicken.
    Ich nahm nämlich an, der Grund seiner plötzlichen Aggression müsse damit zu tun haben, dass der von mir frühzeitig ausgelöste Manipulationscode John Does ihn infiziert hatte.
    Zum Glück konnte ich Scylla ausschalten, bevor er mich oder andere am Eistresen verletzen konnte. Das habe ich jedenfalls angenommen.«
    »Erzähl weiter!«, sagte Sarah.
    »Die Untersuchung seiner internen Protokolle ergab, dass ich hinsichtlich des Manipulationscodes Recht hatte. Es gab ihn wirklich und er war vorzeitig ausgelöst worden. Aber in anderer Hinsicht hatte ich mich getäuscht. Ich habe ihn gar nicht abgeschaltet, Sarah. Ich hab den Trennschalter gar nicht getroffen. Ich hab nicht mehr durchgeblickt. Scylla kann sich aber nicht selbst

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