Das Patent
Betriebsleiterin arrangiert. Obwohl Warne es nicht aussprach, waren Georgias Fragen auch diesmal ein Echo seiner eigenen. Er wechselte das Thema. »He, rat mal, mit wem ich gerade gesprochen habe! Mit Eric Nightingale.«
Nun wurden Georgias Schritte langsamer. Sie schaute ihn an, als versuche sie, den Witz zu ergründen. »Also, wirklich, Papa. Das ist doch Schwachsinn!«
»Achte auf deine Worte. Eigentlich hat nur er gesprochen.
Es war ein Hologramm. Lebensgroß und erstaunlich real. Es redet mit allen Experten, die nicht zum Betrieb gehören. Es hält so ne Art Ermunterungsrede.«
»Als wenn du so was nötig hättest! Die Hälfte der Ideen für diesen Park stammt doch von dir.«
Warne musste über ihre Übertreibung lachen. »Ich hab nur das anfängliche KI-Zeug gemacht, die Robotiksachen.«
»He, wo sind die ganzen Roboter überhaupt?« Georgia schaute sich beim Gehen um. »Ich hab noch keinen gesehen.«
»Sie passen nicht in jede Landschaft. Warte ab, bis wir in Callisto sind!«
Der Eingang des »Brighton Beach Express« war ein großes Ziegelgebäude. Es lag gleich hinter dem »Aquarama« und war so gestaltet wie eine Spielhalle des neunzehnten Jahrhunderts. Flaggentücher hingen von den oberen Etagen herab. Handzettel und uralt aussehende Flugblätter waren an die Fassade des Hauses geklatscht und bewarben in klotzigen Lettern von Tanzhallenrevuen bis zur Patentmedizin alles und jedes. Drei gewölbte Bogengänge führten ins Innere.
Jeder war mit einem anderen Hinweisschild versehen: »Panoptikum«, »Die brennenden Ruinen«, »Metamorphosen«.
Vor jedem Bogengang wartete eine Besucherschlange.
»Metamorphose hatten wir gerade in Bio«, sagte Georgia.
»Es war langweilig.«
»Kann schon sein, aber die Schlange ist die kürzeste.«
Warne warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Gehen wir rein!«
Die Schlange kam gut voran. Warne hatte von dem Vorzug des Parks gelesen, dass wartende Besucher selbst dann bei Laune gehalten wurden, wenn sie lange irgendwo anstehen mussten. Wenige Minuten später befanden sie sich im Dunkel des Gebäudes. Hinter dem Bogen war der Gang finster.
Dort teilte sich die Warteschlange, und eine Frau in einem streng geschnittenen Kleid winkte Georgia nach rechts hinüber. Warne folge ihr. Seine Augen passten sich an die matte Beleuchtung an. Die Luft erschien ihm kühler und feuchter. Vor sich konnte er Gelächter und leise Ohs hören.
Er erspähte Leute, die sich hintereinander aufstellten und in etwas hineingafften, das an hohe Glasscheiben erinnerte.
Diese waren in die Korridorwand eingesetzt.
Kurz darauf bauten Georgia und er sich vor den ersten beiden Glasscheiben auf. Warne schaute in seine Scheibe hinein und erspähte sein Ebenbild. Ein Spiegel, dachte er. Wirklich toll!
Georgia brach neben ihm plötzlich in Lachen aus. »Oh, mein Gott!«, kreischte sie. »Das hältste ja im Kopf nicht aus!«
Warnes Spiegel war urplötzlich leer. Was, zum Teufel... Es ist gar kein Spiegel. Kurz darauf war sein Abbild wieder da. Aber irgendwas stimmte nicht mit ihm; das Bild hatte sich auf eine ihm nicht ganz geheure Weise verändert. Er konnte den Unterschied jedoch nicht erfassen, deswegen ging er achselzuckend zur nächsten Scheibe weiter, vor der Georgia stand.
Auch diesmal erblickte er sein Spiegelbild. Wieder löste es sich auf. Dann war es wieder da. Doch diesmal sah er, was mit seinem Abbild nicht stimmte. Er war urplötzlich dick geworden.
Der Andrew Warne, der ihn anschaute, schien in einer Sekunde fünfzig Kilo zugelegt zu haben. Sein Bauch war alarmierend gewachsen, sein hervorstehender Adamsapfel wurde von einem Doppelkinn verdeckt. Es war ein überraschendes, erschreckendes Bild. Und doch stellte es ihn unzweifelhaft dar - beziehungsweise einen Andrew Warne, den es hätte geben können. Vor der nächsten Scheibe deutete Georgia kichernd auf sich.
Metamorphosen, tatsächlich, dachte er. Wie machen die das, verdammt?
Er ging zur nächsten Scheibe. Nun war er nicht mehr dick, sondern Schrecken erregend dünn. Seine Augen, in der vorherigen Scheibe fast in Fettwülsten versunken, starrten ihn nun aus einem ausgemergelten Gesicht an. Sein ziemlich unübersehbares Kinn erschien ihm nun zu groß für seinen Hals, der kaum dicker war als ein Hühnerknochen.
Dann begriff er jäh, wie dieser Effekt erzeugt wurde. Es war ein holografisches Verfahren wie das Abbild Nightingales von vorhin. Hinter den Scheiben mussten sich Kameras befinden.
Sie tasteten sein Bild ab und
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