Das Patent
rauszukriegen, welche Roboter sonst noch manipuliert wurden.«
»Das kann ich sofort machen.« Allocco griff erneut nach dem Telefon.
Barksdale schaute ihm stirnrunzelnd zu. Dann wandte er sich an Sarah. »Aber wenn es kein Aufsehen geben soll.«
»Andrew wird nicht mehr erfahren, als er wissen muss. Aber im Moment brauchen wir seine Hilfe. Besonders seit...« - sie hielt inne -, »... seit es so aussieht, als sei das Metanet doch nicht an der Sache schuld.«
Barksdale stand neben ihr und strich geistesabwesend über seine Krawatte. Sein Gesicht drückte Besorgnis aus. Sarah spürte ein plötzliches, unerwartetes Aufwallen von Zuneigung. Dann schob sie es rigoros zur Seite. Dafür würde sie später Zeit haben.
»Was geht dir im Kopf herum, Fred?«, fragte sie.
»Ich hab Schwierigkeiten, es zu verstehen. Wenn das Metanet also doch keinen Rappel hat, was geht dann hier vor? Wie können diese Burschen dann Instruktionen an die Roboter senden? Unser Standort ist absolut sicher. Es ist unmöglich, dass jemand von außerhalb.«
Barksdale verstummte plötzlich. Das einzige Geräusch im Büro verursachte Allocco, der den Hörer auflegte.
Sarah musterte konzentriert Barksdales Gesicht. Freddy war der gebildetste und entzückendste Mann, den sie je kennen gelernt hatte. Aber er war auch ein seltsamer Hybride: Hinter ihm lagen eine privilegierte Jugend in britischen Privatschulen und eine Laufbahn in den höheren Chargen der Informationsdienste. Standen Probleme an, witterte er instinktiv maschinelles Versagen. Menschliches Versagen oder Betrug in Erwägung zu ziehen wäre ihm nicht in den Sinn gekommen. Dergleichen war kein Cricket. Dergleichen war unsportlich. Dergleichen tat man einfach nicht. Doch als Sarah ihn nun anschaute, sah sie in seinen Augen, dass ihm etwas dämmerte. Er begriff allmählich die Wahrheit, die sie längst kannte.
»Freddy«, sagte sie leise, »erstell eine Liste aller Angehörigen deines IT-Stabes, die den entsprechenden Zugang haben und genug können, um eine solche Sache durchzuziehen! Ich will wissen, wer von ihnen heute hier ist.«
Barksdale erstarrte einen Moment, als hätte die bloße Vorstellung ihn zu Stein werden lassen. Dann nickte er langsam.
»Meiner Meinung nach solltest du es sofort tun.«
Er wandte sich zum Gehen.
»Ach, Fred. Und sei verschwiegen! Verschwiegen wie ein Grab.«
Sarah schaute zu, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Dann richtete sie den Blick auf Allocco.
»Das gilt auch für Sie. Machen Sie mir eine Aufstellung aller Wachmänner, die entweder die Mittel oder ein Motiv haben! Schreiben Sie jeden auf, der berufliche Bauchschmerzen oder Ärger mit seinem Vorgesetzten hat.
Jeden mit einem Drogenproblem oder mit Geldschwierigkeiten.«
Als ihre letzten Worte verklangen, ging ein überaus bedeutsamer Blick zwischen ihnen hin und her. Dann nickte Allocco.
»Der Techniker, der für Sie arbeitet, dieser Ralph Peccam.
Hat er irgendwas gefunden?«
»Er überprüft noch immer die Videoprotokolldateien.«
Sarah überlegte. »Er könnte den Fehler im Bienenstock doch nicht selbst verursacht haben, oder? Als wir John Does Spur verloren haben?«
»Nein. Jedenfalls nicht ohne entsprechende Vorbereitung.«
»Sie haben gesagt, er war früher in der Systemanalyse tätig.
Haben Sie volles Vertrauen zu ihm?«
»Ich würde meine Hand für ihn ins Feuer legen. Er würde sich nie in so was reinziehen lassen. Dazu kenne ich ihn zu gut.«
Sarah nickte. »Ausgezeichnet. Dann soll er also an den Protokollen dranbleiben.« Sie verließ den Schreibtisch und ging zu einem Lageplan des Parks. »Ich habe für alle Vorschläge ein offenes Ohr, Bob. Wenn Ihnen ein Plan einfällt, der diese Sache schon im Vorfeld beenden kann, ohne den Park und die Besucher einem Risiko auszusetzen, würde ich gern davon hören.«
Ein leises Summen unterbrach sie.
Zuerst konnte Sarah das Geräusch nicht identifizieren. Dann fragte sie sich unter einem Stromschlag der Erkenntnis, wieso sie es, wenn auch nur kurz, hatte vergessen können.
Sie griff in die Tasche und zückte das kleine Funkgerät.
»Miss Boatwright?«, meldete sich John Does angenehme, kaum einen Akzent aufweisende Stimme. »Sarah?«
Sarah schaute Allocco an. Der Sicherheitschef griff in eine Tasche, entnahm ihr einen Mikrorecorder und drückte ihn ihr in die Hand.
»Sarah? Sind Sie da?«
»Ich bin hier«, erwiderte sie. Sie schaltete den Recorder ein und hielt ihn an das Funkgerät.
»Haben Sie die Vorstellung um 13.30
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