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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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richtete das Lämpchen ins Dunkel, suchte das Flackern einer Bewegung, das Aufblitzen von Metall - irgendetwas, das vielleicht eine Bedrohung darstellte. Sein Herz raste, seine Instinkte schlugen brüllend Alarm. Aber weder hörte er ein Geräusch, noch erblickte er den Anflug einer Bewegung. Nach einigen Minuten zwang er sich, sich zu entspannen. Er richtete sich mit einem Seufzer auf, griff nach dem Funkgerät und hielt es vor seinen Mund. Dann schob er es wieder in die Tasche. Er hatte den Sensor doch schon erreicht. Welchen Nutzen hatte es da noch, Verstärkung zu rufen?
    Allocco schüttelte den Kopf über seine Torheit. Er hatte John Doe gestattet, ihm Angst zu machen. Zum Glück sah Sarah Boatwright ihn jetzt nicht. Sie konnte Schwäche, gleich welcher Art, nicht ausstehen. Jetzt stand er hier: Er schwitzte und keuchte, sein Herz wummerte in seinem Brustkorb wie das eines jungen Polizisten, der zum ersten Mal wirklich in Gefahr geriet. Es war peinlich. Unprofessionell. Vielleicht war der Typ nur ein Dilettant und alles nur ein Spiel wie die Bombendrohungen, die alle naselang bei ihnen eingingen. Welche Terroristen, Gangster oder Berufssöldner kamen schon auf die Idee, einen Freizeitpark anzugreifen? In Utopia gab es doch nichts, was diese Leute brauchen konnten.
    Allocco lachte leise vor sich hin, dann ging er weiter und suchte mit dem Lämpchen nach dem defekten Sensor. Da war er auch schon: dicht am Boden, in der gleichen Position wie der Letzte, vielleicht sieben Meter von ihm entfernt.
    Dann sah er plötzlich, dass der Sensor nicht defekt war. Da lag etwas - irgendwas, das den Strahl unterbrach.
    Allocco schlich näher. Langsamer. Dann sog er jäh die Luft ein.
    »Gott im Himmel!«, sagte er leise. Er sank auf die Knie.
    Sein Blick konnte sich nicht vom Laufstegboden vor ihm lösen.
    Was immer hier auch vorging: Nun wusste er ohne den geringsten Zweifel, dass es kein Spiel war.
     
    13:42 Uhr
    Sarah Boatwright beobachtete Allocco, der die Tür ihres Büros sorgfältig zuzog und abschloss. Dann ruckte er an der Rollokordel und machte die Anwesenden für jeden Blick von außen unsichtbar. Schließlich trat er vor und legte einen Metallbehälter auf den Konferenztisch. Fred Barksdale, der am anderen Ende des Raumes gestanden hatte, kam näher. Seine Miene war finster, die aristokratische Wölbung seiner Lippen war einer harten Linie gewichen.
    Sarah beugte sich im Sessel vor. »Okay, Bob. Dann klären Sie uns mal auf!«
    Alloccos Gesicht war rot, das Hemd unter seinem Anzugjackett durchgeschwitzt. »Ich hab mir den Sicherheitsbeauftragten für die Laser gegriffen. Er glaubt, das Ding hat sich überladen. Es hat mit dreitausend Watt geschossen statt mit den üblichen dreißig. Das Ding ist total durchgebrannt, der Laserkopf ist völlig hinüber.«
    »Das ist unmöglich. Wir verwenden hier nur Laser der Klasse zwei, und die...« Sarah hielt inne. »Wurde er von einem Roboter gesteuert?«
    »Ja! Der Strahl folgte in einer Linie einem Infrarotsignal am Helm des armen Kerls.«
    Schweigen.
    »Schon wieder das Metanet«, sagte Barksdale leise.
    »Ich bin erst am Anfang«, fuhr Allocco fort. »Ich hab ne Meldung erhalten, dass am >Greifenturm< irgendwas einen Bewegungsmelder lahm gelegt hat. Ich hab's überprüft und das hier gefunden.«
    Er ließ die Schlösser des Behälters aufschnappen,
    klappte ihn auf und zog etwas heraus. Für Sarah sah es aus wie ein Block aus grauer Knetmasse, der in eine transparente Membran gehüllt und mit einer Zahlenkolonne versehen war.
    Allocco legte den Block vorsichtig auf den Tisch. »C-4«, sagte er.
    »C-4?«, echote Sarah. Sie stand auf, um sich das Ding genauer anzusehen.
    »Hochexplosiv. Aus militärischen Beständen. Ein Fünfpfundpaket.«
    Sarah erstarrte mitten in der Bewegung. Sie nahm langsam wieder hinter dem Schreibtisch Platz und ließ den grauen Klotz nicht aus den Augen.
    »Ich hab es auf einem Laufsteg im Theater entdeckt. Es wurde mit Absicht an einem Bewegungsmelder deponiert.«
    »Mein Gott«, sagte Barksdale. »Sie wollten das Theater in die Luft sprengen.«
    Allocco schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
    »Und warum nicht, verdammt noch mal?«
    Ein eigenartiges Lächeln spielte um Alloccos Züge. »Weil... Schauen Sie sich mal an, was ich anstelle eines Zünders gefunden habe!«
    Er schob eine Hand in seine Brusttasche und zog einen in purpurrotes Papier eingepackten Dauerlutscher hervor.
    Niemand sagte etwas. Sarah glotzte den kleinen runden Lutscher

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