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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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fuhr herum und ging so schnell durch das Portal zurück, wie er hereingekommen war. Hinter ihm wurden aufgeregte Stimmen laut. Der Mann im Raumanzug sagte in ein Funkgerät: »Kontrollraum, hier ist Abflug zwei. Wir haben einen Fünf - eins - eins, ich wiederhole: einen Fünf - eins - eins in der Einstiegszone.«
    Warne schenkte ihm keine Beachtung. Er huschte an den Leuten vorbei, verließ die Plattform und eilte in die Richtung, die der Angestellte ihm zuvor gewiesen hatte. Er suchte sich einen Weg durch die wimmelnden Massen auf dem Weltraumhafen und ging zu dem kleinen Hologramm, das »Mutterschiffausstieg. Kein Eingang« verkündete. Terri war nirgendwo zu sehen.
    Die Ausstiegsrampe, ein karger, neutraler Korridor, war an den Wänden, der Decke und am Boden graublau ausgeschlagen. Warne ging an einer Gruppe aufgeregter Fahrgäste vorbei, die gerade lächelnd und plappernd ins Freie traten, und folgte dem Gang, der sanft gekrümmt zu einer Tür aus poliertem Metall führte. Die Tür ging mit einem leisen Zischen auf und entließ eine weitere Gruppe auf die Ausstiegsrampe.
    Warne schlüpfte schnell hinein.
    Dies war das Mutterschiff: ein großer, mit einer niedrigen Decke versehener Kontrollraum voller blinkender Lichter.
    An der unteren Hälfte einer Wand entlang verlief ein großes Rohr aus Rauchglas. Fast den gesamten Rest des Raumes nahmen massenhafte Ansammlungen futuristisch wirkender elektronischer Gerätschaften ein.
    Mit einem plötzlichen Luftzischen glitt im Inneren der Rauchglasröhre eine Kapsel in Warnes Blickfeld und hielt auf einer kurzen Plattform an. Wasser lief an den Fenstern und der Triebwerkshaube hinab. Eine einzelne Angestellte ging auf die Kapsel zu und hob ihr Helmvisier. »Willkommen auf dem callistonischen Mutterschiff«, sagte sie, entriegelte eine Klappe an der Seite der Kapsel und zog sie auf. »Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Flucht von >Finsterwasser    »Was für´n toller Flug!«, sagte ein etwa zwölfjähriger Junge.
    Er krabbelte aus der Kapsel und schaute sich um. Seine Arme waren feucht, seine Augen glänzten. »Können wir das noch mal machen?«
    »Die Sache mit der Schwerelosigkeit war verblüffend«, sagte der Vater des Jungen. »Wie machen Sie das?«
    »Wir haben nicht viel dazu beigetragen«, sagte die Frau und spielte standhaft ihre Rolle. »Gewichtslosigkeit gehört zur Raumfahrt. Das Mutterschiff dockt nun am Weltraumhafen an. Sie werden feststellen, dass die Schwerkraft dort zu hundert Prozent der der Erde entspricht.«
    »Ich hab gehört, die haben eine Lizenz dieses Verfahrens an die NASA vergeben«, sagte der Junge.
    Als die Ausstiegsassistentin sich der Luke zuwandte, um die Familie zum Ausgang zu begleiten, fiel ihr Blick auf Warne.
    »Das hier ist kein Eingang, Sir«, sagte sie.
    »Wo ist die Wartungsluke?«, fragte Warne.
    Die Frau kniff die Augen zusammen. »Ich verstehe nicht.«
    Im gleichen Moment fiel ihr Blick aber verräterischerweise auf die Wand weit hinter Warne.
    Er drehte sich sofort um und rannte durch den Kontrollraum in die Richtung, in die sie geschaut hatte. Die Wand bestand aus einer festen Masse von Scheintechnologie: telemetrische Apparate,
    Sauerstoffkontrollen, Tieftemperaturanzeigen. Warnes Hand fuhr frustriert darüber hinweg.
    Die Raumfahrerin kam nach. »Ich muss Sie bitten zu gehen, Sir.«
    Im gleichen Moment machte Warne inmitten der Instrumente eine schwache, rechteckig verlaufende Linie aus. Er berührte den Rand mit den Händen und drückte. Ein türgroßes Schott ging nach hinten auf und gab den Blick auf einen finsteren Gang frei. Warne stürzte hinein und schloss die Tür hinter sich. Der Protest der Angestellten verhallte.
    In den Innereien des Fahrgeschäfts wirkte alles ganz anders.
    Die Luft war von Feuchtigkeit schwer. Von oben erklang das ungeduldige Trommeln von Regen. Da war auch ein Laufsteg: vom Gitterwerk tröpfelte Wasser. Das Geländer war bei der Berührung schlüpfrig. Warne blickte sich in der Finsternis um und versuchte sich zu orientieren. Als er den Kopf hob und Feuchtigkeitsperlen auf seinem Gesicht spürte, hörte er in seinem Hinterkopf eine leise Stimme. Du führst dich wie ein Bekloppter auf, Mann. Was kannst du überhaupt machen? Warum gehst du nicht wieder und wartest draußen? In ein paar Minuten kommt sie doch ohnehin raus. Es war ihm egal. Ob er vernünftig oder unvernünftig war, er wollte bei seiner Tochter sein, und zwar sofort. Um das Schlimmste zu verhindern. Warne verdrängte die Stimme. Er

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