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Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmer Mendoza
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gab zwei seiner Leute ein Zeichen, ihm zu folgen.
    Die Capos setzten sich an einen Tisch, der sich in Windeseile mit Delikatessen füllte: Ceviche mit Garnelen, Aguachile, Grillwürste, gebratene Chorizos, Rindersteaks, gegrillte Meerbrassen. Kaum hatte der aus Reinosa Platz genommen, wurden ihm auch schon die Garnelen à la ranchera serviert. Neben ihm machte ein Killer die Biere auf und stand mit dem Whisky bereit. Zwei Salzstreuer mit dem Logo von Coca-Cola verliehen dem Tisch eine gewisse Ordnung. Alle hatten ihre Waffen griffbereit.
    Über eine Stunde lang aßen sie und tauschten lustige Anekdoten aus: Wisst ihr noch, als ich diesen Tick hatte, auf alle Jugendlichen zu ballern, die ein weißes Hemd anhatten? Damals hast du uns ganz schön in die Scheiße geritten, wir mussten deswegen sogar einen Comandante der Bundespolizei aus dem Weg räumen.
    Schließlich wandten sie sich dem Grund für ihr Treffen zu. Der für die Getränke zuständige Killer schenkte Whisky aus. Quintana trank seinen pur. Die Salzstreuer standen in der Mitte.
    Der aus Tijuana ergriff das Wort. Dieser Krieg ist anders, sie verweigern jede Verhandlung, offenbar wollen sie Tote sehen. Können sie gern haben, das Problem ist nur, dass sich dadurch die Lieferungen erschweren und die Leute nicht mehr arbeiten wollen. Wieso soll das ein Problem sein?, hier wimmelt’s doch nur so von Arbeitslosen. Rund zwanzig Millionen. Nicht alle taugen was. Unter diesen zwanzig Millionen wird doch wohl der eine oder andere sein, der was taugt. Genügend, würde ich sagen. Die Männer aus den Bergen, wie sieht’s mit denen aus? Stehen bereit, die Waffen sind letzte Woche angekommen, auf unser Kommando schlagen sie los. Meine sind auch fast so weit. Aber wir müssen warten; die anderen sollen den ersten Schlag ausführen. Haben sie doch schon, in Michoacán. War nur Strategie. Woher hat Samantha die Waffen? Von einem gewissen McGiver, ist aber ein kleiner Fisch, wir haben die Schwergewichte auf unserer Seite. Noch hat er nicht geliefert, ich gehöre nämlich auch zu seinen Kunden. Vergesst nicht, dass der Gringo, der unser Kontaktmann war, erschossen wurde. Wer? Weiß man nicht. Solange sie keinen anderen schicken, kann ja McGiver einspringen. Da wäre ich mir nicht sosicher, mir scheint, Samantha hat ihn um den Finger gewickelt. Und unsere Freunde von der Regierung, was sagen die? Nichts, die werden uns schon noch mitteilen, wie die Sache steht, aber darauf verlassen sollten wir uns nicht. Jedenfalls ist Samanthas Idee, Verhandlungen aufzunehmen, Schwachsinn, wir brauchen einen Führer, der Eier in der Hose hat, und das kann kein anderer sein als Eloy Quintana. Ich stehe auf Ihrer Seite, Don Eloy. Ich auch. Alle schlossen sich ihm an. Sie würden sich von dem Kartell abspalten und eine eigene Gruppe bilden, würden die notwendigen Gringos mit ins Boot holen und den Kampf aufnehmen, in einigen Jahren würden sie das mächtigste Kartell sein. Quintana erklärte ausführlich seinen ehrgeizigen Plan: ganz Sonora würde ihnen gehören, dazu die Gebiete, die sie sowieso schon kontrollierten. Alle standen auf und umarmten sich. Dioni, jetzt, wo du in Culiacán der Chef sein wirst, wer ist dieser McGiver? Ein Schmuggler, einer von hier. Jedenfalls müssen wir ihn aus dem Weg räumen, er tanzt mir auf zu vielen Hochzeiten. Ich kümmere mich drum. Castelo, Panamahut in die Stirn gezogen, schwenkte im Nebenzimmer seinen Whisky, ohne ihn anzurühren. Er rauchte.
    Sie verabschiedeten sich. Danke, Foreman, und vergiss nicht, wann immer du was brauchst, wir sind deine Freunde, keine bloßen Quatschköpfe. Zehn Minuten später hörte man die Autos wegfahren. Auf dem Tisch lag ein Bündel Dollarscheine, das Castelo nicht anrührte. Er machte die Lichter aus und setzte sich, um einen Kaffee zu trinken. So war es ihm lieber. Er musste an seine Kinder denken, die Nachwuchs erwarteten. Niemals würde er seinen Nachkommen erlauben, sich auf dunkle Geschäfte einzulassen.

41
    Mendieta unterhielt sich mit dem Nachtwächter. Sie saßen auf Zementsäcken und rauchten. Ja, stimmt, er ist noch mal zurückgekommen. Dunkelbrauner, großer Wagen. Im Morgengrauen. Fuhr ganz langsam, hat in Richtung Tatort geschaut; ich dachte, er würde aussteigen, tat er aber nicht. Er fuhr weiter. Gab Gas und verschwand in Richtung Mazatlán, auf der mautfreien Landstraße. Sind Sie sicher? Sie haben doch selbst gesagt, dass man immer mehr sieht, als man denkt. Weißer Qualm. Der Fahrer war nicht zu

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