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Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmer Mendoza
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Ortega klopfte ihm auf die Schulter. Kann es sein, dass die beiden Morde irgendwie zusammenhängen? Es war eine dämliche Frage, die nur dazu dienen sollte, den Zurdo etwas lockerer zu machen. Die beiden Frauen waren befreundet, sind am selben Tag gestorben, im Abstand von wenigen Minuten, gegen drei, wenn man dem Praktikanten aus der Rechtsmedizin Glauben schenkt, gegen vier, laut Montaño; aber du weißt ja, wie das ist: das Offensichtliche führt meist in die falsche Richtung. Wie wenn man zwei Tangas anhat, stimmt’s? Wenn man einen auszieht, denken alle, man sei nackt. Oder wenn die Tangas hautfarben sind. Nach dem, was sie anhat, zu urteilen, hat sie schon geschlafen und kannte den Mörder; man macht ja nicht jedem die Tür im Pyjama auf, sagte der Kriminaltechniker. Das kann man bei dieser Sorte von Frauen nicht wissen, die sind nämlich ganz schön abgebrüht. Ist sie noch heil? Er fasste sich an die Brust. Ja, sogar Montaño glaubt, dass man ihr keine Gewalt angetan hat, kennst du Mayras Zimmer? Mendieta konnte nur schwer verhehlen, dass ihn die Frage nervte. Hör zu, ich war kein Freier von ihr, ist das klar? Stille. Warum schleichst du dann hier rum wie ein geprügelter Hund? Mayra war das Mädchen, das ich in Mazatlán kennengelernt habe, erinnerst du dich? Seither habe ich sie nicht mehr gesehen. Gris machte Notizen. Aha, ist die Tür da drüben. Mendieta, sichtlich verärgert, trat ein und blieb sofort wie vom Donner gerührt stehen. Überallhingen Nacktfotos von Mayra in ihrer urwüchsigen Schönheit. Von vorne, von hinten, von der Seite. In aufreizenden Posen. Zitternd stand er da und starrte ins Nichts. Wozu ist ein Schwachkopf wie ich gut? Er musste schlucken, ein Idiot, der nichts aus seinem Leben gemacht hat? Die Tätowierung auf ihrem Bauch, knapp über der Scham, sprang einem sofort ins Auge. Bist du etwa schüchtern? Das kann ich gar nicht glauben, ein Bulle, den eigentlich nichts mehr schocken kann, hast du noch nie so eine Tätowierung gesehen? Nur Mut, du bist ein Superheld: mein Superheld, der Mann, der mich vor den bösen Buben rettet. Trockener Mund. Schönheit ist ein guter Grund, um zu leben, nicht wahr? Ein Spurentechniker sicherte Fingerabdrücke, während ein anderer fröhlich Briefe und Visitenkarten von Verehrern zusammensammelte: war sie nicht ein wahnsinnig heißer Feger, Chef?, vor rund zwei Monaten sind wir mal ins Alexa, wir haben zusammengelegt, damit wenigstens einer von uns zum Zuge kam, aber glauben Sie, es hätte gereicht? Sie hat uns gnadenlos abblitzen lassen, dabei haben alle ihren halben Monatslohn springen lassen. Mendieta war immer noch wie gelähmt. Erst als das Handy klingelte, löste er sich aus seiner Starre.
    Wo treibst du dich rum? Briseño, sein Chef. Im Zentrum, wir haben noch eine Tote. Sind Ortega und Montaño bei dir? Wir sind mitten in der Arbeit. Wer ist das Opfer? Eine Tänzerin. Eine Akademie aus der Stadt? Sie hat im Alexa getanzt. Ach so, eine Tabletänzerin; Gris soll dort bleiben, ihr drei fahrt sofort ins Hotel San Luis, dort wurde gerade eine Leiche entdeckt. Das hier ist auch eine Leiche. Aber meine Leiche ist ein Gringo mit zwei Schüssen in der Brust. Also, Abmarsch, Zurdo, und nimm gefälligst das komplette Team mit!
    Sechster Stock. Schöne Aussicht. Entdeckt hatte ihn das Zimmermädchen. Der Geschäftsführer, ein eleganter junger Typ, begleitete sie. Der Mann hieß Steven Tyler und lebte in Scottsdale, Arizona, US-Amerikaner. Beruf? Pianist. Mendieta sah sich die Leiche näher an, suchte das Zimmer ab, während Montaño die Temperatur des Muerto maß, der auf dem Teppich lag. Rühr mir ja nichts an, Kumpel. Neben dem scharfen Geruch der Leichensäfte nahm der Zurdo einen süßen, weiblichen Duft wahr. Er riecht nach Frau. Ist ein Indiz dafür, dass der Typ nicht schwul war. Von wegen, dafür musst du dir doch nur ein bisschen von Saritas Parfüm draufspritzen. Ortega lächelte, zog sich die Handschuhe an und durchsuchte die Taschen des Toten, er stieß auf ein Portemonnaie aus grobem Leder und reichte es dem Zurdo. Darin waren vierzig Dollar und hundert mexikanische Pesos, aber kein Ausweis. Er gab es Ortega zurück. Das Bad roch nach Hugo Boss und war sauber. Die Laken nehmen wir mit, da findet sich immer was. Mendietas Handy klingelte, aber er hatte keine Lust, mit Doktor Parra zu sprechen: verdammter Seelenklempner, soll er doch warten. Der Zurdo verließ das Bad, warf einen Blick in den leeren Schrank, öffnete eine Schublade, die

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