Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Frau, dazu drei Kunden, die alles abstreiten werden, aber als Mörder in Frage kommen. Sie stand auf. Ich muss mit Rodo sprechen. Sie rief den Terminator und Camello an und bat sie, den Kellner und den Barmann zu befragen. Verwundert nahm sie zur Kenntnis, dass Escamilla bei Mendieta war. Okay, sagt ihm, dass ich essen gegangen bin, und der Barmann, Fantasma? Den lassen wir noch ein bisschen schmoren, der Chef wird ihn später ausquetschen.
    Deine persönlichen Angaben, mein Junge. José Escamilla, vierundzwanzig Jahre alt, geboren in Culiacán, verheiratet, zweijährige Tochter, seit drei Jahren im Alexa angestellt. Weißt du, warum wir dich befragen? Weil Yhajaira und Roxana ermordet wurden. Erzähl uns was von Yhajaira. Sowohl sie als auch Roxana waren heiß begehrt, Leute aus allen Schichten wollten sie haben, zahlten jeden Preis, üble Sache, das mit den beiden; sehen Sie, wer in diesem Milieu arbeitet, der tut es wegen Geld, Spaß ist da nicht angesagt, das gilt vor allem für die Mädchen, schließlich stehen die nicht viele Jahre voll im Saft. Wer waren ihre Stammkunden? Schwer zu sagen, mal ein Militär, mal ein Geschäftsmann, dann wieder ein Lehrer, ein Politiker, ein Handwerker; das Alexa ist wie die Kirche, jeder war wenigstens einmal da; in der einen Woche hat sich Yhajaira ausschließlich um einen Oberst gekümmert, in der nächsten um einen Professor der Universidad Autónoma de Sinaloa. Was ist mit Roxana? Sie war der Star, die Schönste von allen, Sex pur, letzte Woche hatte sie zwei Freier: den Besitzer der Agrarbetriebe San Esteban, der ihr zwei Monate lang nachgelaufen ist wie ein tollwütiger Hund, bis sie ihm verklickern konnte, dass er ihr das Geschäft versaut, und Marcelino Freire, einen Brasilianer, der bei den Dorados spielt, der Typ, der den Elfmeter verschossen hat, als es um den Aufstieg ging, angeblich war er gekauft, glauben Sie das auch? Natürlich nicht, im Fußball gibt’s nur ehrenwerte Leute; nenn mir die Namen, an die du dich noch erinnerst, erst die Fans von Roxana, dann die von Yhajaira. Ramón Ibarra schrieb ihr Gedichte, die sie zum Lachen brachten, ein dünner Kerl mit Afrofrisur, den er immer mitschleppte, hat mit Gläsern und Flaschen Musik für sie gemacht, ein Typ mit Bart hat sich eine rote Clownsnase aufgesetzt und stundenlang Grimassen für sie gezogen, der Geschäftsführer von Multicinemas ist ihr regelrecht nachgestiegen. Ist dir jemand besonders aufgefallen? Ein blonder Journalist, der früher dick war, hat mir immer ein gutes Trinkgeld gegeben, dem tropfte der Speichel, wenn er sie tanzen sah. Er überlegte einen Moment. Sonst noch jemand? Ich glaube nicht, außer dem Spanier Miguel de Cervantes und Richie Bernal, aber die kennen ja alle. Mendieta machte die Tür auf und befahl: Terminator, ruf den Gori an, ich habe hier einen Zeugen, der sein Gedächtnis verloren hat, dem muss jemand auf die Sprünge helfen; gleich kommt jemand, der Alzheimer heilen kann. Was soll das? Nichts, nur für den Fall, dass du jemanden vergessen hast. Escamilla ließ den Kopf sinken und begann zu schwitzen. Ist nicht leicht, sich in diesem Job zu halten, ich hab drei Jahre überstanden, weil ich nichts sehe, nichts höre und nichts sage. Der Gori ist wie ein Stift von Bic, er versagt nie. Am Ende hat sich Roxana nur noch um drei Männer gekümmert: Luis Ángel Meraz und die beiden, die ich erwähnt habe. Wer war ihr Favorit? In letzter Zeit Richie, der muss ein Vermögen für sie ausgegeben haben, kennen Sie Richie? Gott bewahre. Ich dachte, alle Bullen kennen ihn. Und der Geschäftsführer? Ein eher ruhiger Typ,zumindest weiß man kaum was über ihn, macht den Job seit rund anderthalb Jahren, ist nur mit Nadia ins Bett gegangen, einem Mädchen, das früher mal professionelle Turnerin war, bekannt als die Königin der Stange, und mit Miroslava, die inzwischen die Älteste ist. Woher kam er? Von hier, hat für die letzte Regierung gearbeitet, ich glaube bei der Staatsanwaltschaft. Und der Besitzer, was weiß man über den? Soweit mir bekannt ist, hat der Club mehrere Teilhaber, darunter Meraz, der ehemalige Staatsanwalt Cabrera und ein Gringo, den ich nicht kenne. Es gibt ja so einige Clubs in der Stadt, hat eines der Mädchen auch mal woanders getanzt? Im Club Sinaloa, da durften sie allein hingehen, aber sie haben mich trotzdem gebeten mitzukommen, für ein kleines Trinkgeld. Diese Herren haben also eine Schwäche für schöne Frauen. Das können Sie laut sagen, Yhajaira war eine