Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
entdeckt, die Ihnen gefällt? Die, die da gerade tanzt, ist frisch eingetroffen. Schick mir lieber eine, die zusammen mit Roxana hergekommen ist, am besten die Schönste, damit ich ohne Reue sündigen kann. Ich weiß schon, wer, Sie werden begeistert sein, außerdem war sie eine Freundin von beiden. Er ging zu einem Mädchen, das sich rittlings auf einem älteren Herrn abmühte. Alles klar, hier oder im Séparée?
Das Séparée war eine zwei mal ein Meter große Höhle mit Schummerlicht, in der lediglich ein Plastikstuhl stand. Miroslava setzte sich lächelnd auf seinen Schoß und begann sich zu bewegen. Langsam, erzähl mir erst was über Roxana. Geilt dich das auf oder was? Genau das will ich rausfinden. Was ist heute nur los?, alle fragen mich nach Roxana. Wer sind alle? Alle eben, man muss nur sterben, schon steht man Mittelpunkt. Wie viele sind alle? Mehr, als ich im Leben jemals haben kann, bei Yhajaira ist es genauso, seit ich hier angekommen bin, werde ich ständignach ihr gefragt; soll ich dich für zu Hause heiß machen oder willst du über die Mädchen quatschen?, wenn du Sonderwünsche hast, damit kann ich dir heute nicht dienen. Warum? Hausregeln. Lass uns über Roxana reden. Die letzten drei Abende ist sie nicht aufgetaucht, aber so war sie eben; wenn sie da war, war der Laden bumsvoll, und wenn sie nicht da war, auch. Deshalb mochten wir sie. Sie hat mit diesem Spanier rumgemacht, tut mir richtig leid, der Typ, so verknallt, wie der in sie ist, du bist ein Bulle, oder? Einer von der schlimmsten Sorte. Miroslava verstummte, dann entspannte sie sich, hob den Kopf, um ihrem Gegenüber nicht in die Augen sehen zu müssen. Tja, jeder macht eben den Job, den er am besten kann, wie sind die beiden gestorben? Sie wurden erschossen. Man hat immer Angst, dass einem das passieren könnte, jeder Kunde kann Henker oder Gentleman sein, kann einem den Himmel oder die Hölle bescheren. Der Türsteher klopfte an, damit sie sich beeilten. Gleich, rief Mendieta, aber er rührte sich nicht. Du hast mir noch nicht gesagt, mit wem sie liiert war. Mit allen, sie war der Star, wie oft in der Woche warst du hier? Ich?, nie, ich hab sie auch nie tanzen sehen, kennengelernt hab ich sie in Mazatlán, vor drei Monaten. Diese Fahrten nach Mazatlán waren mir immer unheimlich. Weißt du, wer sie hingebracht hat? Schluss jetzt, rief der Türsteher. Wir könnten uns später treffen. Kennst du das Café Miró, an der Chapule. Nein, aber das kriege ich schon raus. Dann sehen wir uns dort um elf. Geht auch um fünf? Um elf schlafe ich noch. Willst du lieber ins Präsidium kommen? Nein, wie wär’s, wenn wir uns bei mir zu Hause treffen?, Spezialbehandlung inklusive? Er wollte sich schon darauf einlassen, als plötzlich die Musik verstummte und eineschneidende Stille eintrat: Okay, um fünf im Miró, er eilte zurück in den Hauptraum, was war los?
Wenn das stimmt, dann Gnade euch Gott, ihr verdammten Arschlöcher, schrie ein Typ um die zwanzig mit Fusselbart, bunt bedrucktem Hemd und Jeans. An seinem Hals prangte eine protzige Goldkette mit Kreuz. Das ist Richie Bernal, flüsterte Miroslava hinter ihm. Der Junge fuchtelte mit einer AK-47 herum, verballerte ein ganzes Magazin, zerschoss den Laufsteg zu Kleinholz. Alle warfen sich auf den Boden, unter die Tische, hinter die Stühle oder wohin immer sie konnten. Kreischen. Besser, sie ist noch am Leben, sonst ist hier gleich Himmelfahrt. Er schwang sich das Gewehr elegant um die Schultern, zog seine Pistole und schoss eine Lampe an der Decke aus. Ich will sie lebend, Leute, ich geh nämlich jetzt zu einer großen Party, und ich werde verfickt noch mal nicht allein dort aufkreuzen. Mendieta sah, dass Carvajal sich hinter dem Tresen verschanzt hatte, während Fantasma in aller Seelenruhe rauchte. Richie, bitte, flehende Stimme. Du hältst das Maul, Carvajal; alle halten hier das Maul, du, die alten Säcke, einfach alle, sonst gibt’s eine Ladung Blei. Er machte einem Kumpan ein Zeichen, der gab ihm eine neue Kalaschnikow. Miroslava zitterte und schmiegte sich an den Zurdo. Sie hatte große Brüste, aber er spürte sie nicht. Er hasste es, sich mit den Narcos anlegen zu müssen, aber er wusste, dass er nicht drum rumkommen würde, schließlich war er der einzige Bulle hier. Schöne Scheiße. Er sah, dass der Spanier sich nicht vom Fleck gerührt hatte, aber die Szene wachsam verfolgte. Vielleicht dachte er darüber nach, ob er nicht auch in Deckung gehen sollte, jedenfalls sah er zum
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