Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
bewegte sich leise. Unregelmäßig geformte Objekte aus Holz und Metall, umrahmt. Auf dem Tisch in der Mitte standen zwei Flaschen, eine halb geleerte Whiskyflasche und eine leere Bierflasche. Ein Whiskyglas. Er horchte. Es roch nach teurem Holz und Alkohol. Er betrat die leeren Zimmer, darunter drei Schlafzimmer. In einem davon herrschte Unordnung, auf einem Sofa lag schmutzige Wäsche, davor stand ein großer Fernseher. Er warf einen Blick auf den hinteren Garten: Blumen, Gerberabeete, eine Bougainvillea, Farne, ein Schuppen, in dem ein grüner Jeep stand, eine Grillstelle und weiße Metallstühle. Die Küche leer, sauber, hell.
Er kehrte ins Wohnzimmer zurück, und die Leiche?
Beim näheren Betrachten der Bilder stellte er fest, dass es sich um Gitarrenteile handelte. Wow, tolle Idee. Dann ging er die Plattensammlung durch: Blues, Jazz, Reggae und klassischer Rock. In einer Ecke sieben CDs der Los Tigres del Norte. Fabián Olmedo, was ist das für ein Mensch? Zumindest war er gebildet, seine Tochter hat ihn angeblich umgebracht, aber wo ist die Leiche?, hat sie ihn irgendwo anders ins Jenseits befördert? Jedenfalls darf diese Plattensammlung nicht herrenlos bleiben, sonst geht sie womöglich der Welt verloren und wird nie wieder gehört, lieber soll sie der Teufel küssen. Das Telefon klingelte. Er legte ein Taschentuch über den Hörer und nahm ab. Wartete. Señor Olmedo? Mit wem spreche ich?Wer sind Sie? Sein Sekretär. Ich hab keinen Sekretär. Sind Sie Fabián Olmedo? Und wer bist du, du Scherzkeks?, was hast du in meinem Haus zu suchen? Ich bin von der Polizei, uns wurde gemeldet, dass Sie tot sind. Noch ist der Wichser nicht geboren, der mich um die Ecke bringt. Gratuliere, wo sind Sie? Vorm Haus. Ich gehe jetzt raus in den Vorgarten, damit Sie mich sehen können.
Ein Jeep hielt vor der Tür.
Gandhi Olmedo, in Jeans, weißem Hemd, Mokassins, stieg behände aus dem Wagen. Mendieta sah sein Menschenfressergesicht und begriff, was seine Tochter dazu getrieben hatte.
Edgar Mendieta, Morddezernat, heute Morgen ist Ihre Tochter im Präsidium erschienen und hat angegeben, Sie gestern erschossen zu haben, wir wollten nicht, dass Ihre Leiche verwest und die Nachbarschaft darunter zu leiden hat. Gandhi lächelte und nickte. Sind Leute da drin? Nein, aber es werden gleich welche anrücken. Ich lebe noch, also ruf sie an und sag ihnen, sie sollen sich um was anderes kümmern, und was meine Tochter angeht, mit der könnt ihr machen, was ihr wollt. Was ist passiert? Sie standen immer noch vor der Eingangstür. Ich habe auf jemanden gewartet, es hat geklingelt, also habe ich aufgemacht, und zack, schon hatte ich eine Ladung Blei sitzen, genau hier, er zeigte auf seine Brust. War nur eine Delle, also kann ich auch niemanden anzeigen. Was für eine Weste haben Sie? Eine Kevlar von DuPont. Das Neueste vom Neuesten, ich habe Ihre Plattensammlung gesehen, Glückwunsch. Sie haben hoffentlich keine mitgehen lassen. Wo denken Sie hin, das würde ich nie tun. Olmedo lächelte sarkastisch. Und wie finden Sie meine Gitarrensammlung? Beeindruckend, aber es fehlen noch einige Stücke,oder? Ich hab keine von Kiss gesehen. Diese Schwuchteln, das war doch alles nur Fake, diese Rauchbomben und dieser ganze Quatsch; mich interessieren nur Gitarren von Vollblutmusikern, Leuten, die ihren Trieben gefolgt sind. Brutalen Trieben meistens. Meine Sammlung ist eine Art Hommage an die Wutattacke.
In diesem Moment hielten Gris und zwei weitere Autos vor dem Haus. Aus einem stiegen zwei junge Beamte mit gelbem Plastikband in den Händen, aus dem anderen ein Mann ganz in Weiß. Toledo, darf ich vorstellen: Señor Fabián Olmedo. Gris fiel die Kinnlade runter. Ihr könnt wieder abziehen, der Tote ist wiederauferstanden. Was machen wir mit dem Mädchen? Die lasst ihr laufen, es liegt ja kein Verbrechen vor.
Na gut, Señor Olmedo, dann entschuldigen Sie die Störung, zwei Fragen hätte ich allerdings noch, warum wollte Ihre Tochter Sie töten? Woher wissen Sie, dass es meine Tochter ist? Hat sie behauptet. Dann überprüfen Sie es, bevor sie das nächste Mal bei mir einbrechen. Er machte Anstalten, das Haus zu betreten. Mendieta hielt ihn zurück. Er spürte seinen harten, durchtrainierten Arm. Ich sagte zwei Fragen, Señor Olmedo. Und ich habe bereits alles Nötige gesagt. Er riss sich los, ging hinein und knallte die Tür hinter sich zu.
Sie fuhren zum Präsidium, unterwegs erzählte Mendieta Gris, was im Alexa vorgefallen war. Sie schwiegen
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