Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
liebte er Mayra tot mehr als lebendig? Dieser Wichser, der ihr die Brustwarze abgeschnitten hat, wird dafür bezahlen, diese Scheißleere in ihm, und Parra, volltrunken in Austin; ich würde mich nie in sein Privatleben einmischen, aber er hat definitiv eine Schwäche für Bier.
Wenn Sie’s genau wissen wollen, Camila war die Schlimmste: ein falsches Luder, hochmütig, intrigant, nachtragend, sie war imstande, einfach so deinen Lieblingstanga anzuziehen, ohne dich zu fragen, sie hat einem immer das Gefühl gegeben, man ist geboren, um ihr zu Diensten zu sein; sie und Mayra konnten sich nicht riechen. Hat Roxana dir von ihren Kunden erzählt? Das tut man nicht, was glauben Sie denn? Seid ihr nicht ab und zu traurig? Sicher, manchmal wäre man schon gern was anderes; aber Mayra nicht, für sie war es Berufung; ich hab sie nur einmal traurig gesehen, neulich erst: als eine Freundin von ihr gestorben war, eine, die nicht aus dem Milieu war, sie ist sogar zur Totenwache gefahren, aber man hat sie nicht reingelassen. Hat sie den Namen genannt? Anita Roy. Weißt du, was Anita beruflich gemacht hat? Gar nichts vermutlich, sie war stinkreich, Mayra hat ihr Tanzunterricht gegeben. Einer Gruppe oder nur ihr? Weiß ich nicht. Sie trank drei weitere Bier, sie ist mit Livi Leyva befreundet, der Frau des Geschäftsführers, die schaut ab und zu vorbei, angeblich, um die Mädchen zu sehen, tatsächlich, um ihrem Mann hinterherzuspionieren. Ich weiß nicht, was er an ihr findet, die Frau ist potthässlich. Der Zurdo, der von ihrer Beziehung mit Carvajal wusste, lächelte.
Am Abend würde sie ihm Kid Yoreme zeigen, vorher wollte sie noch ins Forum, Mendieta nahm einen Anruf entgegen. Hi, Chef, Sie werden’s nicht glauben, noch ein Toter im San Luis, diesmal tatsächlich ein Gringo. Wenn das so weitergeht, erklären uns die Amis noch den Krieg, wir sehen uns dort.
Um exakt achtzehn Uhr fünfundvierzig betrat er das Zimmer 522. »Bitte nicht stören.« Er war zuerst da. Der Fernseher lief. Hier war ein Mörder gewesen, hatte er geklopft?, hatte er einen Schlüssel oder einen Dietrich gehabt, oder war die Tür nicht abgeschlossen gewesen? Die Leiche lag auf dem Teppich. Er inspizierte sie, roch an ihr, spekulierte. Der Mörder hat geklopft, das Opfer hat geöffnet: »Wen suchst du? Ist nicht da«, zack, schon hatte er die Kugel im Kopf. Hat er ihn gekannt, Raubmord?, wann fällt ein Gringo einem Raubmord zum Opfer?, kommt das in diesem Hotel öfter vor? Tyler war schneller gewesen als dieser Gangster, dessen Leiche natürlich noch niemand eingefordert hatte, war der hier bewaffnet gewesen? Was machte der Stadtplan auf dem Boden? Er zog seine Handschuhe an und hob ihn auf: Gemeinde Culiacán. Er sah ihn sich näher an, keine Markierungen. Das Parfüm ist anders als das von Tyler, vielleicht Roadster Cartier, und noch was anderes, ich bin mir nicht sicher, aber ich würde sagen, es ist … Hugo Boss? Dieses Scheißparfüm benutzen alle. Er schnupperte am Bett, stieß mit dem Fuß an die Leiche. Verzeihung, aber ich versuche rauszufinden, ob du vor deinem Tod noch gevögelt hast.Er schnüffelte. Hat dich ein Mann ermordet? Oder eine Frau? Frauen sind zu allem fähig. Hatte jemand eine Chipkarte, um die Tür zu öffnen? Jemand, der im Hotel arbeitete, gab es Zimmermädchen, die Leute ermordeten? Tja, Zimmermädchen sind auch nur Menschen, wie Camila sagt, warum nicht? Die Grundbedingung, um ein Mörder zu werden, ist, ein Mensch zu sein, kriegen Hotelelektriker Türen auf? Ich denke schon. Wenn er einen Dietrich dabeihatte, ist die Sache sowieso klar. Ich habe das Gefühl, dass der Kerl ihm aufgemacht hat: im Bad tröpfelt Wasser aus dem Hahn, und diese Lampe lässt sich nicht ausknipsen, so kann ich nicht schlafen. Kann er nicht? Jetzt kannst du schlafen bis in alle Ewigkeit, Freundchen. Irgendwie kommt ein Mörder immer rein. Im Fernsehen Nachrichten auf CNN. Dich hat wohl interessiert, was in der Welt so vor sich ging, was?, sprich: du warst nicht irgendwer. Im Bad fand er ein Parfümfläschchen von Cartier, einen Deostick, eine Feuchtigkeitscreme und einen elektrischen Rasierer.
Er durchsuchte die starre Leiche. Mal sehen, was wir hier finden, Pistolenhalfter ohne Pistole: Oh, hast du’s doch noch geschafft, deine Pistole zu ziehen? Der andere war schneller als du, hat dich umgepustet, bevor du dich verteidigen konntest, und danach hat er dir die Knarre abgenommen. Du bist bestimmt schon gut zehn Stunden auf Reisen, mal sehen, was
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