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Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmer Mendoza
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dachte er, aber sie sind ja alle gleich. In diesem widerlichen, unrettbar verlorenen Land, das uns keine andere Wahl lässt, als es zu unseren Gunsten zu steuern; die Vereinbarung, die wir gestern Abend unterzeichnet haben, ist großartig: zweitausend Mann ist eine gute Zahl. Im Fernsehen hielt gerade der Präsident der Vereinigten Staaten eine Ansprache. Der alte Herr sollte nicht in ein so heruntergekommenes Land reisen, schon gar nicht auf eine so exponierte Ranch; das Risiko ist einfach zu groß. Wenn man nur auf mich hören würde. Er lag angekleidet auf dem Bett und rauchte, betrachtete einen Stadtplan.
    Um zwei nach acht beschloss er, dass es Zeit fürs Frühstück war. Er machte das Bett, faltete den Plan zusammen und legte ihn auf den Nachttisch; stellte den Fernseher lauter. Dann löste er die Kette, öffnete die Tür, die Kugel schlug in seinen Kopf ein. Er hatte noch ziehen können, aber zum Abdrücken hatte es nicht mehr gereicht. Ich hab’s ja immer gesagt. Es war sein letzter Gedanke. Verfluchtes Land.
    McGiver, der einen blauen Klempneroverall trug, stand auf. Weil er mit einer anderen Reaktion gerechnet hatte, hatte er sich hingekniet. Er vergewisserte sich, dass der Mann tot war. Waffen zu verkaufen ist gefährlicher, als Informationen zu verkaufen, sagte er, während er die Leiche ins Zimmer schleifte und die Waffe an sich nahm. Er überprüfte den Pass, durchsuchte den kleinen Koffer und zog einen am Vorabend unterzeichneten Vertrag heraus; sah sich die Unterschrift näher an und lächelte; betrachtete den Stadtplan, fand keine Markierungen, ließ ihn einfach auf den Boden fallen; nahm die drei Handys und steckte sie ein, dazu einige Dollarscheine. Geld kommt und geht, murmelte er. Das hier kommt. Im Fernsehen eine Meldung über Atomwaffen im Iran.
    Er verließ das Zimmer, las die Nummer: 522. Dann hängte er das Schild »Bitte nicht stören« an den Knauf und schloss leise die Tür.

16
    Um vier Uhr nachmittags rief Mendieta Elena Palencia an, die seit vier Monaten in São Paulo, Brasilien, war und erst am Ende des Sommers wiederkommen würde. Er notierte sich ihre Handynummer und fuhr ins Miró. Honey von Bobby Goldsboro. Er verspürte den Impuls, die Stereoanlage auszumachen, widerstand ihm aber. Als er in die Victoria einbog, wurde er an einem Kontrollposten aufgehalten, wo das Militär nach Waffen suchte. Er wies sich aus, aber es war zwecklos. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr uns dermaßen misstraut, sagte er zu dem Sergeanten. Wir sind unbestechlich, Ihre Knarre können Sie behalten, damit Sie Ihre Pflicht erfüllen können. Haben Sie schon was beschlagnahmt? Nicht mal ein Taschenmesser. Sie beendeten die Durchsuchung des Jetta, und er fuhr weiter.
    Miroslava kam um halb sechs. Gealtert, ausdruckslose Augen, schlicht gekleidet. Möchtest du was?, ich kann dir die Fleischtapas empfehlen. Lieber nicht, zu viel Cholesterin. Fleisch wurde freigesprochen, kannst du gefahrlos essen. Wirklich? Klar, außerdem ist es so gut, dass einem Haare nachwachsen. Das heißt, dass wir bald auch wieder Schweinefleisch essen dürfen, ich liebe Schweinefleisch. Bis dahin müssen wir mit dem vorliebnehmen, was es gibt. Rudy brachte Mendieta den dritten und dem Mädchen den ersten Kaffee, den sie ablehnte. Sonst kann ich nicht schlafen. Sie wollte ein Bier.
    Mayra habe ich nicht gut gekannt, Yolanda etwas besser. Sie war aus Cosoleacaque, Veracruz, und mochte ihren Job, aber ihre Zeit war eigentlich vorbei. Mendietaließ die Namen der Hauptverdächtigen fallen, aber sie sprang nicht darauf an, sagte nur, dass es gute Kunden waren. Haben Sie schon mit Kid Yoreme gesprochen? Noch nicht. Er war verrückt nach Mayra, ein undurchsichtiger Typ, hab ihn zweimal sagen hören, tot wäre sie ihm lieber als in den Armen eines anderen Mannes. Wo wohnt der Kerl? Weiß ich nicht, woher auch?, gestern habe ich ihn nicht gesehen, sonst kommt er jeden Tag. Weißt du, was er beruflich macht? Er ist Boxer oder war mal Boxer. Kennst du jemanden, der privat was mit ihr hatte? Das gibt keine von uns zu; aber wir haben alle solche Kunden, oft verdienen wir damit mehr als mit Tabledance. Die Tapas wurden gebracht: Worum hast du Mayra beneidet? Sie dachte nach: Um ihre Jugend, um ihren Sexappeal, ihr Glück, ihre Schönheit, reicht das? Und Yolanda? Ach, Yoli, die Ärmste, sie hatte ein weiches Herz; nein, sie hat den Männern nicht so sehr den Kopf verdreht. Heiraten wollte sie, hat sie gesagt, ein Töchterchen kriegen, das dann mal

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