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Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmer Mendoza
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zog die beiden Visitenkarten aus der Tasche, die er bei Mayra gefunden hatte. Vielleicht waren es die: Esteban Aguirrebere und Miguel Ángel Canela, oder irgendein anderer der unzähligen Männer, die sie begehrten, die von ihr träumten, sie sogar zu Hause besuchten. Das Schwein muss doch innerlich verfaulen vor Schuldgefühlen; eine so schreckliche Tat kann man nicht ewig verheimlichen, nicht ewig mit sich rumtragen. Er drückte die Zigarette aus und stieg aus. Wenn er ihr die Brustwarze abgeschnitten hat, als sie noch lebte, muss es höllisch wehgetan haben, laut Montaño war das Messer stumpf; der Idiot war vielleicht taub, aber blind bestimmt nicht, jeder hat seine Schwächen, aber in seinem Fach ist er der Beste, da kann niemand ihm das Wasser reichen. Vielleicht treibt ihn der Umgang mit all den Toten dazu, sich junge, lebendige Körper zu suchen, vielleicht wird man aber auch dazu geboren. Und ich, wozu bin ich geboren? Die Leere traf ihn mit voller Wucht. Ich bin ein elender Schatten.
    Er stolperte auf dem dunklen Acker vorwärts und fandkeinen Sinn darin. Zu viel Gestrüpp, und das gelbe Band war verschwunden. In der Nähe einer dreißig Meter entfernten, halb errichteten Halle stand ein Mann und rauchte. Ab und zu sah er zu Mendieta hin und blies Rauch aus. Der Zurdo ging zu ihm.
    Guten Abend. Sind Sie Polizist? Ja, so einer wie aus dem Fernsehen, ich ermittle in dem Fall des Mädchens, das hier tot aufgefunden wurde, sagen Sie mir, was Sie gesehen haben. Woher wollen Sie wissen, dass ich was gesehen habe? Man sieht immer mehr, als man denkt. Der Zurdo nahm eine Zigarette aus der Schachtel und bot sie dem Mann an. Ich habe den Schuss gehört und bin raus, der Typ ist in die Hocke gegangen, wieder aufgestanden und ist dann weg; hatte sein Auto hinter der Lagerhalle geparkt. Was für ein Auto? Hab ich nur undeutlich gesehen, als ich zur Straße gelaufen bin, jedenfalls ist er da langgefahren, stadtauswärts. Pick-up oder normales Auto? Normales Auto. Trug er einen Hut? Nein, er hatte helle Sachen an und war ziemlich groß, nicht dünn, nicht dick. Großes oder kleines Auto? Eher ein großes, wäre er in die andere Richtung gefahren, hätte ich es besser sehen können. Dunkel oder hell? Dunkel. Der Zurdo dachte nach. Haben Sie die beiden gesehen, bevor der Schuss fiel? Nein, ich bin erst näher ran, als der Kerl weg war, und habe dann die tote Frau gesehen. Haben Sie gleich jemanden angerufen? Nein, ich habe kein Handy, erst von zu Hause aus. Wie heißen Sie? Das werde ich Ihnen nicht sagen, und eine offizielle Aussage werde ich auch nicht machen. Verstehe ich gut, Bullen nerven nur, am besten, man hat so wenig wie möglich mit ihnen zu tun. Sie sind doch Polizist, oder etwa nicht? Wie viel Uhr war es, als Sie den Schuss gehört haben? Gegen drei Uhr morgens. Mendieta bot ihm eine weitere Zigarette an und steckte sich auch selber eine an. Ging der Mann langsam oder schnell zum Auto? Langsam, in aller Ruhe, ohne sich umzudrehen. Wirkte er jung? So jung wie Sie. Danke, halten Sie sich schön fern von den Bullen, sonst werden Sie des Mordes beschuldigt, damit der Fall zu den Akten gelegt werden kann. Er ging zurück zu seinem Auto.
    Morgen schicke ich jemanden her, um die Reifenspuren zu fotografieren und abzumessen.
    Hoppla, schon so spät, und ich hab noch nicht mal ein Bier getrunken. Wir Brasilianer lieben Bier, aber mir bläht Bier den Magen auf, also ist mir was anderes lieber. Klar, alles andere ist besser als sterben.

17
    Hubschrauberlandeplatz des Jagdreviers El Continente, gleich neben dem Wohnhaus des Eigentümers, am nördlichen Ende des Flugplatzes für Kleinflugzeuge, wo auch die Büros lagen. Neun Uhr abends.
    Die dunkelgrüne Zweipropellermaschine mit US-amerikanischem Kennzeichen setzte sanft in der Mitte des phosphoreszierenden Kreises auf. Ein zweiter Hubschrauber schwebte über dem Gelände. In einigen Metern Entfernung wartete der Eigentümer des Jagdreviers mit seinem Verwalter, einem mit Gewehr und Pistole bewaffneten Hünen. Unter dem gestrengen Blick des FBI kümmerten sich mehrere Angestellte um jedes Detail. Der Vater des US-Präsidenten war ein passionierter Jäger und wollte einen Tag lang in einer nahe gelegenen Lagune Enten schießen. Das Haus war hell erleuchtet und perfekt gesichert, auch wenn der illustre Gast nur einen Whisky on the rocks trinken, nach einem leichten Abendessen ins Bett gehen und bis zum frühen Morgen schlafen würde. Neben dem Hubschrauberlandeplatz erhob

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