Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
nach, wer allein lebt, dem tut es gut, ab und zu einen perfekten Körper zu sehen, selbst einen bekleideten. Wirtreffen uns um neun im Marimba, wenn ich um Viertel nach noch nicht da bin, dann morgen um acht im Miró. Muss es so früh sein? Er legte auf.
Er dachte nach. Ger sang in der Küche vor sich hin: Say You, Say Me von Lionel Richie, schöne Stimme.
Mendieta wartete fünf Minuten am Tisch neben der Kaffeemaschine, seinem Lieblingsplatz. Von Rudy keine Spur, also ließ er sich einen Guajavensaft und einen doppelten Espresso bringen. Obwohl es früh am Abend war, waren es immer noch um die zweiundvierzig Grad. Harrison, die sich eine andere Bluse angezogen hatte, setzte sich grußlos zu ihm. Sie bestellte eine Coca-Cola und ein Schinkenbaguette. Wir Gringos essen früh zu Abend, sagte sie. Mendieta trank seinen Espresso. Ich habe Simaks Sachen durchgesehen und nichts gefunden, hast du sie dir auch mal angeschaut? Nein, was war er genau? Ein Spezialagent, der praktisch alle Aufgaben übernehmen konnte. Er wurde am Morgen getötet, war aber schon angezogen; das kann ich mir auch nicht erklären, er war extrem misstrauisch. Hatte er ein Handy? Das allerneueste Modell. Wir haben keins gefunden, und in seinem Portemonnaie war kein Bargeld. Das kann nicht sein, er wusste ganz genau, dass man nicht immer mit Kreditkarte zahlen sollte, er wurde bestimmt bestohlen. Wenn er ein Spezialagent war, hat man ihn deswegen getötet, und nicht, um ihn auszurauben, die Frage ist nur, warum. Das würde ich auch gern wissen; vor drei Monaten wurde er beauftragt, zusammen mit der mexikanischen Regierung eine Strategie im Kampf gegen den Drogenhandel zu entwickeln, laut den Berichten, die mir vorliegen, war er in diesem Zusammenhang in Mexiko. Sag bloß, der Präsident hat den Narcos gerade den Krieg erklärt. Ich weiß nicht, ob das zum Masterplan gehört, ich weiß nur, dass er klare Anweisungen hatte, und eine davon war die Lieferung von Waffen an die mexikanische Armee. Schmuggelware? Nur, was schnell gehen musste. Der Zurdo deutete ein Lächeln an. Das Essen wurde gebracht. Er dachte nach: wer würde einen Gringo töten, der Spezialagent ist, der eine Kampagne gegen die Narcos in Mexiko entwirft, der mit Waffen handelt? Die Narcos selbst, aber hatten sie davon gewusst?, warum nicht?, wenn sie überall ihre Spione haben, wieso dann nicht auch in diesem Projekt?, andere Waffenhändler? Gut möglich. Und dann möchte ich noch, dass du mir ein Treffen mit Marcelo Valdés arrangierst. Du spinnst wohl. Harrison sah ihn amüsiert an. Ich habe mit diesem Menschen nichts, aber auch gar nichts zu tun, ich kenne ihn nicht mal. Wir wissen aber, dass du der einzige Polizist bist, vor dem er Respekt hat, die anderen hat er nämlich alle gekauft. Der Zurdo fühlte sich geschmeichelt, nichts Schöneres, als von seinem Feind respektiert zu werden. Willst du mich schon wieder irgendwo reinreiten?, reicht dir die Sache mit dem Cheyenne nicht? Hättest du ein echtes Problem gehabt, wärst du jetzt tot, Detective. Ihre Augen waren wieder hart. Wer hat den Sprengstoff am Auto angebracht? Such dir jemanden aus: die Narcos, die Waffenhändler, die Armee, die militanten Mauergegner, sonst wer. Warum überlässt du das nicht der DEA? Geht nicht, das ist unsere Sache. Was heißt hier »unsere«? Das erkläre ich dir später, ich muss mit Valdés sprechen, bevor es zu spät ist. Soll ich hinfahren und ihn fragen, warum er Simak hat umbringen lassen? Sie starrten sich gegenseitig in die Augen.Diesmal geh ich selber hin, du musst nur dafür sorgen, dass er mich empfängt. Man kann nicht leben in einer Stadt, in der man immer das Opfer ist: wenn nicht ihrer Einwohner, dann ihrer Besucher, sinnierte der Zurdo. Ich habe keine Ahnung, warum du diesen Mann sehen willst, aber was immer der Grund ist, Gott sei dir gnädig. Ist gut, dieses Sandwich, kräftiger Geschmack. Bei der mexikanischen Küche ist es egal, ob Heilige oder Hexen am Herd stehen, das Ergebnis ist immer gleich. Sie fuhren zu Mariana Kelly. Sie war nicht da, und aus dem Bodyguard war nichts rauszukriegen. Weißt du, wann sie zurückkommen? Nein. Schon länger her, dass der Diablo Urquídez nicht mehr hier arbeitet? Ja. Der Typ war ein Schrank, eiskalter Blick, der Zurdo beschloss, es woanders zu versuchen.
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McGiver und ein Vertreter der Streitkräfte frühstückten in aller Ruhe im Mezzosole im Hotel Lucerna. Das Restaurant war gut gefüllt, aber niemand kannte sie. Der Schmuggler hatte einen
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