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Das peinlichste Jahr meines Lebens

Das peinlichste Jahr meines Lebens

Titel: Das peinlichste Jahr meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lowery
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Zelt
    Nachdem ich eine Ewigkeit in der Garage gesucht hatte, fand ich endlich das Zelt. Es war ausgesprochen schwierig, es allein aufzubauen, denn:
    Die Stangen sprangen ständig aus ihrer Befestigung und fielen um.
Weil niemand da war, der das Überzelt festhielt, flog es bei jedem Windstoß durch den Garten.
Mindestens die Hälfte der Heringe fehlte.
Ich konnte die Gebrauchsanleitung nicht lesen, weil Ste mit dickem Filzstift drübergekritzelt hatte: »Ich schulde dir 7  Heringe – hab sie für die Tornetze gebraucht. Sorry.« Das Datum, das er daruntergeschrieben hatte, lag schon vier Jahre zurück. Natürlich hatte er die Heringe nie zurückgelegt.
    Es wurde langsam dunkel, und ich war immer noch nicht vorangekommen, doch plötzlich geschah etwas sehr Interessantes. Dad, der mir anscheinend durchs Fenster zugeschaut hatte, kam mit einem Holzhammer nach draußen. Ohne ein Wort zu sagen (oder mich auch nur anzusehen) baute er das Zelt fachmännisch auf, wobei er statt der fehlenden Heringe alte Ziegelsteine benutzte, um die Schnüre zu spannen.
    Als er fertig war, holte er tief Luft und sagte: »Hoffentlich hast du hier draußen nicht so viel Ärger wie im Haus.«
    Mit traurigem, freundlichem Nicken klopfte er mir auf die Schulter und schlenderte wieder rein.
    Ich wusste, dass er auf meiner Seite war.
    Keine Freunde mehr
    Zufrieden mit meinen neuen Lebensumständen, beschloss ich, mich zu tarnen und mit dem Rad einkaufen zu fahren [75] . Wenn ich hinten im Garten zelten wollte, dann würde ich Custard Creams brauchen. Mum war so mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, dass sie vergaß, dass ich Hausarrest hatte. Als ich mein Fahrrad die Einfahrt raufschob, kam Ste gerade mit seinem Wagen angefahren. Lucy saß neben ihm.
    »O je«, sagte ich.
    Als Lucy mich sah, sprang sie aus dem Wagen. »Für wen hältst du dich eigentlich?«, fauchte sie, ihr verletztes Auge war inzwischen wütendes Gelb.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich und drückte mich an die Garage.
    »Du und dein blöder Freund, warum habt ihr mir das Video gezeigt? Wegen dir hab ich einen Wettkampf und fast auch Ste verloren. Ich dachte, du bist mein Freund.«
    Der letzte Satz war am schmerzlichsten.
    »Aber ich wollte dich doch nicht verärgern«, sagte ich und merkte, dass ich ganz weinerlich klang.
    Lucy stieß mir den Finger gegen die Brust. »Was denn? Hast du etwa gedacht, ich würde mich freuen? Dein Freund hat einen zweitausend Jahre alten Film, in dem Ste ein Mädchen küsst, und du denkst, ich will mir das ansehen? Was hast du für ein Problem?«
    Wenn ich nur einen Funken Selbstachtung besessen hätte, hätte ich ihr Folgendes geantwortet:
    Meines Wissens wurde das Video letzte Woche aufgenommen.
Ganz egal, wie viele Kästchen Ste schnitzt, er wird nie gut genug für sie sein.
Ich habe ihr das Video nur gezeigt, weil ich ihr Bestes will.
Ihre Freundschaft gehört zu den wichtigsten Dingen in meinem Leben, und ich würde ihr nie absichtlich wehtun.
    Doch stattdessen wimmerte ich bloß wie ein kleines Kätzchen.
    »Weißt du was«, sagte sie, »ich hab dir verziehen, dass du mich mit deinem Freund heimlich beobachtet hast. Ich hab dir sogar das blaue Auge verziehen. Ich hatte Mitleid mit dir und fand dich lieb. Aber das bist du nicht. Du bist ein Freak.«
    Ste nickte. »Komm, Luce. Lass uns gehen.«
    Die beiden gingen auf die Haustür zu.
    »Nein!«, rief ich. »Mum ist im Haus. Sie hat nichts an.«
    Lucy blieb abrupt stehen und wirbelte herum. »Als würde mir das was ausmachen. Werd endlich erwachsen.«
    Ich fühlte mich, als hätte ich einen Tritt in die Milz bekommen.
    Schlafen im Freien
    Noch völlig benommen, radelte ich so langsam wie möglich zum Einkaufen. Als ich zurückkam, waren Ste und Lucy oben. Mum war im Wohnzimmer und hüpfte buchstäblich vor Aufregung. [76] Dad wollte mit ihr reden, doch sie winkte bloß ab. Das betrachtete ich als Zeichen, meine Sachen zusammenzupacken und in den Garten hinauszugehen. Unter meine Steppdecke gekuschelt, doch mit eiskalter Nase, übernachtete ich im Zelt.
    Mum schien es nicht zu bemerken.
    Sie kam kein einziges Mal zu mir heraus. Jedes Mal, wenn ich aus der Zeltöffnung spähte und sie durchs Hinterfenster des Hauses sah, zeigte sie dieses dämliche Grinsen, als würde sie sich über einen Witz amüsieren, von dem sonst niemand etwas wusste. Das machte mich sehr misstrauisch.
    Ich schlief so schlecht wie noch nie. Die ganze Zeit schwirrten mir drei Gedanken wie wütende Wespen im Kopf

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