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Das Perlenmaedchen

Das Perlenmaedchen

Titel: Das Perlenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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als der Vetter den Stein warf und die Eule davonflog – nach Osten!
    Balám hatte verloren.
    Statt aufzujubeln, schwieg der Herausforderer. Würde sein prinzlicher Vetter die Abmachung einhalten? Aber da griff Balám bereits nach einer Keule, die mit scharfen Klingen aus Obsidian bestückt war, streckte seinen linken Arm aus – seine Kumpane rissen ungläubig die Augen auf, und Einauges Kehle war plötzlich wie ausgedörrt –, und griff so schnell, dass keiner darauf gefasst war, nach der rechten Hand des neben ihm sitzenden Vetters. Er hackte sie ihm mit einem Hieb ab.
    Der Mann schrie auf, sah Balám ungläubig an und sank ohnmächtig zu Boden. Während die anderen ihm zu Hilfe eilten, hielt Balám die blutige Hand empor. »Ich habe nicht gesagt, dass ich meine Hand opfere!«, verkündete er fröhlich und warf das abgetrennte Körperteil ins Feuer.
    Seine Kumpel johlten vor Begeisterung. Euphorisches Geschrei erfüllte die Nacht. Als Krieger und Jäger mit geschärften Sinnen und katzengleichen Reflexen entging ihnen aber auch nicht, dass da jemand ganz in der Nähe auf einen Zweig getreten war.
    Balám war augenblicklich auf den Beinen. Zusammen mit seinen Vettern suchte er den sie umgebenden Wald ab. »Da!«, schrie einer, und sie rannten zu den Bäumen und erwischten den Spion, noch ehe er sich auf seinen kurzen Beinen davonmachen konnte.
    Einauge quiekte auf, als er am Hals gepackt wurde und den Boden unter den Füßen verlor.
    Baláms Gesicht kam bedrohlich nahe. »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst mir nicht nachspionieren, du Wicht?«
    »Vergebt mir, Ehrwürdiger Prinz«, keuchte Einauge, weil ihn sein Umhang zusehends am Hals beengte. »Ich schwöre bei den Knochen meines Urgroßvaters … «
    Balám stemmte den Zwerg hoch und schleuderte ihn mit aller Kraft an den mächtigen Stamm eines Mahagonibaums. Einauge schrie vor Schmerzen auf.
    »Ich bitte Euch, Edler Prinz … «
    Aber Balám ließ nicht von ihm ab. Er packte ihn an den Fersen, wirbelte ihn in der Luft herum und ließ ihn an einen Baum prallen.
    Schluchzend wimmerte Einauge um Gnade, wurde aber erneut an den Fersen gepackt, herumgewirbelt und schließlich mit solcher Wucht gegen den Baum geschleudert, dass seine Zähne klapperten.
    Endlich ließ Balám ihn zu Boden fallen und setzte einen Fuß auf Einauges Brustkasten. »Ich werde dir bei lebendigem Leib die Haut abziehen«, knurrte er, »und dich dann wie einen Hund braten.«
    Einer der Vettern trat hinzu und fasste Balám am Arm. »Es bringt großes Unglück, einen Zwerg zu töten«, warnte er.
    Balám sah auf das Häuflein Mensch, das sich da unter seinem Fuß krümmte. Einauges linker Arm stand in einem unnatürlichen Winkel ab, eines seiner Beine war gebrochen.
    Balám kniete sich neben ihn. »Jetzt hör mir gut zu. Solltest du auch nur ein Wort von dem, was hier geredet wurde, ausplaudern oder irgendjemandem verraten, dass ich dir zugesetzt habe, wird das Mädchen die Folgen zu spüren bekommen. Ich werde sie foltern, bis sie tot ist, und du wirst dabei zusehen. Hast du mich verstanden?«
    Einauge nickte. Alles tat ihm weh, wie durch einen Nebel nahm er seine Umgebung wahr. Würde er es schaffen, sich in Chacs Lager zurückzuschleppen? Aber da zog Balám bereits das Messer mit der Klinge aus Obsidian aus der Scheide und machte sich daran, Einauges Gesicht vier Schnitte beizubringen. Die Schmerzensschreie erstickte er, indem er dem Zwerg einen Zipfel seines Umhangs in den Mund stopfte. Dann brachte er Einauge auf der Brust zwei weitere großflächige Wunden bei, von der jede aus vier Einkerbungen bestand. Er würde daran nicht verbluten, aber sie reichten aus, um jeden Verdacht von ihm, Balám, abzulenken.
    Als er fertig war und Einauge nicht länger wimmerte, wischte er sein Messer ab, steckte es wieder in die Scheide, lud sich den bewusstlosen Zwerg auf die Schultern und trabte mit dem leblos auf seinem Rücken baumelnden Körper zu Chacs Lager, das sich flussaufwärts befand, nördlich der alten Hängebrücke.
    Ungeniert schritt er durch das riesige Lager, das sich in Ozelots friedlichem Dorf breitgemacht hatte. Alles verstummte, an jedem Feuer starrte man den Prinzen mit dem blutüberströmten Zwerg auf den Schultern an. Bei Chac angelangt, ließ Balám Einauge zu Boden gleiten. »Ich habe ihn außerhalb meines Lagers gefunden. Scheint von einer Raubkatze angegriffen worden zu sein, den Spuren nach zu schließen«, sagte er.
    Sofort eilte H’meen mit ihrer Medizinausrüstung an

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