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Das Perlenmaedchen

Das Perlenmaedchen

Titel: Das Perlenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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dann eine andere Richtung ein, bis sie ihre Verfolger nicht mehr hörten. Erst am späten Nachmittag erreichten sie eine kleine Lichtung, auf der Frauen damit beschäftigt waren, Kalebassen in eine Höhlung im Kalksandstein hinabzulassen. Tonina bedeutete Tapferem Adler, unsichtbar zu bleiben, und ging freundlich lächelnd auf die Frauen zu. Sie erwiderten ihr Lächeln, und als sie dann Toninas merkwürdigen Aufzug sahen, fingen sie an zu kichern. Zum ersten Mal sah Tonina, was man als Frau hier trug – einen knöchellangen Rock und eine kurzärmelige lange Tunika. Sie nahm sich vor, sich so schnell wie möglich diesen Gepflogenheiten anzupassen.
    Jetzt holte sie erst einmal das hübsche Gehäuse einer Seeohrschnecke aus ihrem Reisesack und bot es zum Tausch gegen eine Kalebasse frischen Wassers an. »Wo bin ich?«, fragte sie. »Wie heißt dieses Land?«
    »Yucatán«, erwiderte eine der Frauen.
    »Yucatán?«
    Die Frau nickte.
    »Liegt das in der Nähe von Quatemalán?«
    Die Frau kniff ihren zahnlosen Mund zusammen, schüttelte den Kopf und wiederholte mit ausgestreckten Armen: »Yucatán.« Tonina dankte ihr und ging zurück zu Tapferer Adler. »Zumindest wissen wir, wo wir sind«, sagte sie. »Jetzt müssen wir herausfinden, wo wir hin wollen.«

8
    Tonina, die sich unter Einsatz ihres Messers durch einen Dschungel von Bäumen und dichtem Gestrüpp kämpfte, blieb so unvermittelt stehen, dass Tapferer Adler in sie hineinrumpelte.
    Der mit Laub bedeckte Waldboden veränderte sich plötzlich. »Was ist das?«, flüsterte sie und nahm die merkwürdige Oberfläche näher in Augenschein.
    Tapferer Adler ging in die Hocke, betastete mit den Fingerspitzen den Boden und schüttelte dann den Kopf.
    Bei dem Belag auf dem Boden schien es sich um Stein zu handeln. Um sehr weißen Stein, der obendrein unnatürlich glatt und eben war. So breit wie zehn nebeneinander stehende Männer, so lang wie …
    Das Ende des schnurgerade verlaufenden weißen Wegs war nicht zu erkennen. Auf beiden Seiten war er umstanden von Bäumen und Sträuchern, was den Eindruck erweckte, die Pflanzen hätten diesem eigenartigen Stein Platz gemacht.Tonina wollte den Fuß auf die weiße Oberfläche setzen, wagte es dann aber doch nicht.
    Was, wenn dies eine Falle war, die ein bösartiger Gott gestellt hatte? So etwas wie zu Hause eine unversehens auftretende Verwirbelung der Gezeitenströme, ausgelöst von missgünstigen Göttern, um unachtsame Schwimmer in Bedrängnis zu bringen? Wenn dieser »gefrorene Fluss« plötzlich flüssig wurde und ahnungslose Wanderer mit sich riss? »Wir gehen drum herum«, sagte sie zu Tapferem Adler, und wieder tauchten sie in den Wald ein, schlugen einen Bogen um die gesamte Länge des Weges, was, wie sich herausstellte, fast einen Tagesmarsch beanspruchte.
    Mit jedem Schritt in westlicher Richtung wuchs Toninas Besorgnis. Zweimal hatten sie versucht umzukehren oder sich nach Süden zu orientieren, aber jeweils gleich darauf die Jäger gehört, die weiträumig, gleichsam wie ein Fischernetz, noch immer hinter ihnen her waren. Tonina fragte sich besorgt, warum sie so darauf brannten, den Jungen wieder einzufangen.
    Als sie erneut Stimmen vernahmen, diesmal ihnen entgegenkommende, griff Tapferer Adler nach Toninas Handgelenk und zog das Mädchen in den Schutz eines hohlen, durch Blitzeinschlag ausgebrannten Baumstamms. Mit angehaltenem Atem und eng aneinandergeschmiegt beobachteten sie, wie eine seltsame Prozession vorbeizog: in farbenfrohe Gewänder gekleidete Männer und Frauen, die Flöte spielten oder die Trommel schlugen oder in die Hände klatschten. Sie zogen über den weißen Stein – ohne dass er sie mit sich riss. Tonina mutmaßte, dass die fröhliche Schar auf dem Weg zu einem religiösen Fest war.
    Erst jetzt nahm sie wahr, dass Tapferer Adler sie umschlungen hielt. Sein warmer Atem, der ihren Nacken streifte, sein Gesicht dicht an ihrem … Verlegenheit und ein nie gekanntes Gefühl der Verwirrung überflutete sie.
    Als die Flöten und Trommeln nicht mehr zu hören waren, zogen die beiden weiter, verzehrten zwischendurch Guamas gesalzenen Fisch und teilten miteinander das kostbare Wasser aus der Kalebasse. Als sie schließlich auf ein ganz aus Stein bestehendes Gebäude stießen, überraschte sie dies wie vorher die steinerne Straße. Dann wagte sich Tonina um das Gebäude herum und befand, dass es eine Art Wohnung sein mochte oder ein hiesigen Göttern gewidmeter Schrein. Sie riskierte einen Blick ins

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