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Das Perlenmaedchen

Das Perlenmaedchen

Titel: Das Perlenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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gewahrt.«
    »Aber das Kind wird zwei Monate zu früh geboren werden.«
    »Das tut nichts zur Sache. Diejenigen, die sich nicht weismachen lassen, dass das Kind von deinem Ehemann ist, werden glauben, es ist von Chac. In beiden Fällen bewahrst du dir deine Ehre und ihren Respekt. Und dein Kind wird nicht als Schande angesehen werden.«
    »Mutter«, sagte Tonina und griff nach Ixchels Händen. »Chac darf niemals erfahren, dass es Balám war.«
    Ixchel sah ihrer Tochter in die Augen und verstand. »Keine Angst. Er wird es nicht erfahren. Und jetzt mache ich mich auf, um einen Ehemann für dich zu suchen.«

    Nach eingehender Befragung der Männer, die dem Morden in ihrem Dorf entgangen waren, bestätigte sich für Chac, dass es sich nur um Balám handeln konnte. Warum hatte er Ixchel und ihre Leute allein gelassen? Er hatte doch versprochen, sie zu beschützen. Hatte sich irgendetwas ereignet? War es zu einem Kampf mit Türkisrauch gekommen?
    Sind Tonina und die anderen jetzt völlig schutzlos?
    Chac verlor keine Zeit. Das war der Vorwand, den er brauchte, um unverzüglich den Rückweg anzutreten. Wegen der spätsommerlichen Gewitter und Überschwemmungen hatte er zwei Monate bis hierher gebraucht; da jedoch Toninas Gruppe nach Norden unterwegs war, konnte er hoffen, in relativ kurzer Zeit zu ihnen zu stoßen.
    Er schulterte sein Gepäck, seinen Speer sowie Pfeil und Bogen und verließ das Lager. Von düsteren Gedanken angetrieben, eilte er durch die Dunkelheit, auf den Hauptpfad zu. Ich hätte sie sofort heiraten sollen. Wenn Tonina etwas geschehen ist, ist das meine Schuld!

    Ixchel musste feststellen, dass es nicht so einfach war, einen Mann zu finden, der sich bereit erklärte, ein schwangeres Mädchen zu heiraten. Schon weil sie mit Umsicht vorgehen musste. Als sie Einauge ins Vertrauen zog, stellte sich der Zwerg bereitwillig zur Verfügung und erklärte, dass seiner Überzeugung nach das Kind von Chac sei und er deshalb seinem Freund liebend gern diesen Gefallen erweise. Dabei wusste er ganz genau, wer der wahre Vater des Kindes war. Als Balám ihn geweckt und ihm den rehledernen Beutel hingeworfen hatte, war Einauge neugierig genug gewesen, einen Blick hineinzuwerfen. Er hatte den Kaurigürtel gesehen und vermutet, was vorgefallen war. Tonina zuliebe behielt er dies aber für sich.
    Ixchel dankte Einauge für seine Bereitschaft. Damit die Täuschung jedoch gelang, sollte der zukünftige Ehemann jemand sein, mit dem Tonina glaubhaft das Lager teilen konnte. Bestimmt käme für Chac weder sein Freund Einauge noch irgendein anderer aus der Gruppe dafür infrage, er würde Verdacht schöpfen und vielleicht herausfinden, wie es sich wirklich verhielt.
    Vor allem durfte außer ihr und ihrer Tochter niemand erfahren, dass das Baby von Balám stammte.
    Eigentlich gab es nur einen einzigen Mann, den Chac als Ehemann Toninas und als Kindsvater durchaus für glaubhaft halten dürfte, hatte er doch bereits verlauten lassen, dass er Tonina gern als Braut heimgeführt hätte.
    Häuptling Türkisrauch bewohnte ein prächtiges Zelt, in dem er vor den Elementen sicher war und sich, vor neugierigen Blicken geschützt, entspannen konnte. Und hier gewährte er der Ehrenwerten Ixchel, dieser für ihn so schönen wie faszinierenden Frau, Audienz.
    Ixchel nahm auf der kunstvoll geknüpften Matte Platz, auf der auch Essen und Getränke bereitstanden, und erging sich in geschliffenen Förmlichkeiten, indem sie zunächst zum Ausdruck brachte, sie hoffe, der Häuptling und seine Familie seien gesundheitlich wohlauf, ehe sie die Namen ihrer Götter anrief, auf dass sie diese Zusammenkunft segnen und Glück in das Zelt bringen mögen. »Vor zwei Monaten habt Ihr Interesse an meiner Tochter bekundet«, sagte sie dann. »Ist dem weiterhin so?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Sie ist doch versprochen, nicht wahr? Ich stehle anderen Männern nicht die Frau. Das habe ich nicht nötig.«
    Ixchel presste die Lippen zusammen und schlang die Arme um sich. Der Erfolg ihrer Mission erforderte unumwundene Ehrlichkeit. »Meine Tochter wurde überfallen und vergewaltigt.«
    Wieder zuckte Türkisrauch mit den Schultern. »Sie hätte eben vorsichtiger sein sollen«, meinte er mit Blick auf eine Schale Avocados, um dann nach einer Frucht zu greifen und daranzugehen, die Schale zu entfernen.
    »Und jetzt ist sie schwanger.«
    Er quetschte den Stein aus der Avocado, stopfte sich das grüncremige Fruchtfleisch in den Mund und zermalmte es genüsslich, um

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