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Das Perlenmaedchen

Das Perlenmaedchen

Titel: Das Perlenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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es dann mit pulque hinunterzuspülen, derweil er darauf wartete, dass sein Gast zur Sache kam.
    »Sie muss verheiratet werden.«
    »Was ist mit Tenoch?«, fragte er und stocherte, bereits eine weitere Avocado ins Auge fassend, in seinen Zähnen herum.
    »Er ist weit weg. Wir können ihn nicht benachrichtigen und ihn für eine rechtzeitige Hochzeit zurückholen. Sie benötigt sofort einen Ehemann.«
    Die Augen von Türkisrauch verengten sich zu schmalen Schlitzen. Schlohweißes Haar bei einer relativ jungen Frau – er schätzte Ixchel auf Ende dreißig – fand er hinreißend. »Ihr wollt, dass ich mich bei meinen Männern umhöre?«
    »Ich möchte, dass Ihr über eine solche Heirat nachdenkt, Ehrwürdiger Türkisrauch. Allerdings sind Bedingungen damit verknüpft«, fügte sie rasch hinzu, als sie seinen plötzlich hellwachen Blick bemerkte. »Ihr müsst öffentlich erklären, dass das Kind von Euch ist, und ihr werdet nicht das Lager mit ihr teilen. Die Heirat wird lediglich zum Schein vollzogen; meine Tochter darf nicht berührt werden. Ich bin bereit, Euch dafür jedweden Preis zu zahlen, den Ihr verlangt. Unsere Abmachung muss jedoch geheim bleiben.«
    Er dachte darüber nach, wägte das Für und Wider ab. In den Augen seiner Männer würde er seinen Harem um eine attraktive Frau im heiratsfähigen Alter bereichern, und wenn er in sieben Monaten ein Kind vorweisen konnte, hätte er damit seine Zeugungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Und selbst wenn die Übereinkunft forderte, dass er Tonina nicht berühren durfte, nun, die Mutter konnte ja nicht ständig um sie herum sein. Die wunderschöne Tonina würde sein werden.
    »Was gedenkt Ihr zu bezahlen?«, fragte er, obwohl er sich bereits entschlossen hatte, den Vorschlag anzunehmen. Eigentlich brauchte Ixchel gar nichts zu zahlen, aber nur ein Narr würde eine so lukrative Gelegenheit ungenutzt vorübergehen lassen. Sie zeigte, was sie mitgebracht hatte – Jade, Bernstein, unbeschriebene Bücher, einen hübschen Nahua-Umhang. Er lehnte alles ab, warf ihr stattdessen einen Blick zu, der eindeutig genug war, und sagte mit belegter Stimme: »Ihr seid eine ausnehmend schöne Frau, Ehrenwerte Ixchel.«
    Das Herz drohte ihr stehenzubleiben. Einmal mehr saß sie in der Falle, wenn auch diesmal nicht in einer unterirdischen Höhle. Es gab nur einen Ausweg. Sie dachte an ihre Tochter, an die Schande, den Makel. Dann traf sie ihre Entscheidung. »Nur heute Nacht«, sagte sie, und ihre Stimme zitterte. »Nur dieses eine Mal, und Ihr werdet meine Tochter heiraten und unser Abkommen einhalten, ja?«
    Er nickte zufrieden, als er seinen Blick über ihren Körper wandern ließ. »Heute Nacht genügt«, sagte er und verließ das Zelt, um Anweisungen zu erteilen, dass er bis zum Morgen nicht gestört werden wolle.
    Ixchel schloss die Augen. Langsam, wie unter einem Bann machte sie sich daran, die Bänder in ihrem Haar zu lösen.

58
    An der Ostküste, an einer Stelle, die einmal Veracruz heißen sollte, wandten sich Tonina und ihre Gruppe landeinwärts und folgten einer nach Westen verlaufenden Straße, die sie über steile Gebirgspässe ins Hochland von Anahuac führen sollte. Wieder einmal ließ Tonina das Meer hinter sich, kehrte schweren Herzens ihren Delphingeistern den Rücken.
    Vier Monate war es jetzt her, dass Chac Lebewohl gesagt hatte. Der Abschied schmerzte sie noch immer, war wie eine Wunde, die nicht heilen wollte. Ob er inzwischen den Chapultepec-Hügel erreicht hatte? Er wollte es bis zur Wintersonnenwende dorthin schaffen, und die vollzog sich in wenigen Tagen. Wie lange er sich bei seinem Stamm aufhalten und wann er den Rückweg antreten würde, war nicht abzusehen. Dafür hatte er Tonina klargemacht, dass die Entfernung zwischen ihnen kürzer würde, je weiter sie und ihre Leute nach Nordwesten zögen.
    Die große, schwerfällige Gruppe war jedoch in den vier Monaten nicht sehr weit gekommen. Schlechte Wege hatten sie aufgehalten, dann ein schrecklicher huracán am Ende des Sommers und schließlich ein Fieber, das in der flachen, feuchten Küstenebene ausgebrochen war. Viele waren erkrankt und dann unter H’meens Aufsicht von denen, die sich nicht angesteckt hatten, gesund gepflegt worden.
    Jetzt rasteten sie am Fuße von Vorbergen, die allmählich zu steilen, mit Kiefernwald bedeckten Gebirgsketten anstiegen. Hinter ihnen lag das Meer, vor ihnen warteten schlafende Vulkane und Schnee.
    Und Chac.
    Durch die Bäume schaute Tonina hinunter auf den schmalen Pfad,

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