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Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll

Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll

Titel: Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Hensel
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sagte Maria. »Where is the Hotel Titania?«
    »I mean: You need something?«
    Ein Dealer. Genau so, mit eingerissenem T-Shirt, Dreadlocks und verspiegelter Sonnenbrille, hätte er auch am Kottbusser Tor stehen können. Maria ging weiter, der Mann lief neben ihr her.
    »I make good price! For everything!«
    Sie bahnte sich einen Weg auf die andere Straßenseite, zwischen Pfützen und Stoßstangen von Pkw, Bussen, Lastwagen. Sie ging vorbei an Ladeneingängen, in denen die Menschen vor dem Gewitter Schutz suchten. Aus einem Müllhaufen floss ein schwarzblaues Rinnsal Richtung Gullydeckel. Sie sah das Titania-Hotel schon von weitem: Groß, modern und eindeutig teuer. Der griechische Steuerzahler, immerhin, ließ sich ihre Sicherheit etwas kosten.
    »Passen Sie bloß auf!«, hatte ihre Sitznachbarin im Flugzeug gewarnt. »Um den Omónia-Platz treibt sich viel Gesindel herum!«
    Griechen würde Maria dort kaum noch finden. Erst recht nicht auf dem Viktória-Platz. Und schon lange nicht mehr in der Gegend um den Laríssa-Bahnhof. Aus dem gesamten Zentrum Athens seien die Griechen geflohen, in die Vorstädte oder, wie sie selbst, eine Kinderärztin, in die Provinz.
    »Geflohen vor wem?«
    Das Gesicht der Frau hatte sich verdüstert. Von »denen« hatte sie gesprochen, »von der anderen Seite des Meeres«. Dass die Stadtverwaltung unfähig sei, die Regierung unfähig, Europa lasse Griechenland im Stich, aber Europa werde teuer bezahlen, sehr teuer. Nicht bloß mit Krediten, die dem griechischen Volk die Luft abschnürten. Nicht bloß mit Almosen, für die Europa Dankbarkeit und Unterwerfung fordere. Athen sei bloß der Brückenkopf für »die«, sei die erste europäische Hauptstadt, »die fällt«! Sie hatte mit der Hand vage eine Bewegung des Fallens gemacht – oder des Kopfabschlagens.
    »Auf den Namen Maria Brecht ist ein Zimmer reserviert.«
    Der Rezeptionist lächelte, blickte über Marias Schulter. Sie schaute sich um: Von der gläsernen Drehtür über das Fußbodenmosaik, die Stufen mit dem goldenen Geländer, vorbei an den griechischen Statuen und Palmen hatte sie eine Wasserspur gezogen. Neben der Säule, an der sie ihren Rucksack abgenommen hatte, breitete sich eine Pfütze über den polierten Marmor aus. Noch immer tropfte es aus ihren Haaren, ihrer Kleidung, ihrem Rucksack.
    »Entschuldigung …«
    Der Rezeptionist drückte einen Knopf, sprach in ein unsichtbares Mikrophon. Schon kam von irgendwoher eine zierliche Asiatin mit Eimer und Feudel.
    »Wenn Sie sich hier bitte eintragen?«
    Maria füllte den Meldeschein aus. Am Flughafen hatte sie für zwanzig Euro ein Prepaid-Handy gekauft; Gerakákis hatte darauf bestanden, dass sie erreichbar blieb. Dann fünf Euro fürs Metroticket mit Flughafenzuschlag. Sie hatte noch vierzig Euro im Portemonnaie. Außerdem eine gesperrte Kreditkarte und die Scheckkarte eines ebenfalls gesperrten Girokontos.
    »Das Zimmer ist bestimmt bezahlt?«, erkundigte sie sich.
    »Selbstverständlich. Einzelzimmer mit Panoramablick. Drei Nächte inklusive Frühstück.«
    Sie fuhr im Fahrstuhl in den 8. Stock. Sie öffnete ihr Zimmer mit der Schlüsselkarte, steckte sie in den Schlitz neben der Tür. Lampen leuchteten auf, im Bad, in der Diele, über dem Bett.
    Weinroter Teppichboden. Sandfarbene Sessel und Vorhänge. In einer Glasvase ein Strauß Trockenblumen. Marmorbad mit Badewanne und einem Ensemble von Tütchen und Döschen vor dem Spiegel. Ein Bademantel, gefaltet, in einer Papiermanschette mit dem Namen des Hotels, lag auf dem Kingsize-Bett. Kein Luxuszimmer, aber Oberklasse.
    Sie zog sich nackt aus. Wrang ihre Kleidung über der Badewanne aus. Die Kleiderbügel ließen sich nur an der Stange im Schrank aufhängen. Also hängte sie ihre nassen Kleider in den Schrank. Nach wenigen Augenblicken hörte sie es tropfen. Sie holte zwei Handtücher aus dem Bad und legte sie auf den Schrankboden. Sie hatte das Gefühl, sie benahm sich gerade daneben. Wie ihre Eltern, im ersten Urlaub auf einem Campingplatz nahe Anklam. Sie wickelte sich in den Bademantel und trat ans Fenster.
    8. Stock. Panoramablick auf Bürotürme, verwitterte Wohnblocks, endlose Ketten roter und weißer Fahrzeuglichter. Alles verwischt hinter einem schmutzig-grauen Regenschleier. Eine Stadt ohne Kern und Struktur, zu eng bebaut. Sie sah keine Tempel und keine Kirchen. Sie presste ihre Wange gegen die Scheibe, schaute scharf nach links: die Akrópolis. Auf einem Felsplateau thronte sie, die moderne Stadt überragend wie

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