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Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll

Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll

Titel: Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Hensel
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wir in Ukraine. Aber jetzt ich frage Sie: Worauf?«
    Der Mann ging ihm auf die Nerven, mit seiner Rolex, dem Pferdeschwanz, der Playboy-Brille auf der Nase. Aber hatte Tákis eine Wahl? Seine einzige Hoffnung war, dass der Ukrainer das Boot wollte. Dass sie sich am Ende auf einen halbwegs fairen Preis einigten.
    »Steckt viel Arbeit in Schiff, was? Stoffpolster? Genäht von Ihre Frau? Und jetzt kommt Hallodri mit große Schwanz wie ich! Kauft Ihnen Boot ab, für Preis zum Weinen! Schiffert von Insel zu Insel und fickt Hafennutte! Auf Stoffpolster, genäht von Ihre Frau!«
    »Wenn es Ihr Boot ist, sollen Sie Ihren Spaß haben.«
    Sie ließen die Insel Égina hinter sich, fuhren aufs offene Meer. Und wenn Tákis einfach Nein sagte? Wenn er einfach sagte, er hätte es sich überlegt, das Boot stünde nicht mehr zum Verkauf?
    »Das sage ich meine Landsleute: Stolz muss kommen von Arbeit! Stolz ohne Leistung ist wie Ficken ohne Eiersack! Ukraine, vor zehn Jahren war Dreck. Und heute? Immer noch Dreck. Aber Grieche scheißen wir zu mit Geld!«
    Doch was würde Andréa sagen? Sie würde stumm auf den Tisch blicken, wo die offenen Arztrechnungen für ihre Tochter lagen.
    Das Boot schlug in ein Wellental, die Sporttasche des Ukrainers fiel krachend von der Bank. Wieso war sie so schwer?
    »Was sind Sie Beruf? Lehrer? Mariahimmel! Warum machen nichts Anständiges? Kühlschränke verkaufen, Arçelik, nie Problem! Wissen Sie, warum man raucht griechische Beamte nicht in Pfeife?«
    »Weiß ich nicht …«
    »Denken Sie!«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Warum man kann griechischen Beamten –«
    »Wir sind schon ziemlich weit draußen.«
    »Nicht rauchen in einer –«
    »Kehren Sie um!«
    Der Ukrainer würgte den Motor ab, indem er einfach den Zündschlüssel drehte.
    »Stimmt etwas nicht?« fragte er.
    »Das Boot ist nicht das Richtige für Sie.«
    »Haben Sie was gegen mich?«
    »Das sage ich nicht.«
    »Was sagen Sie dann? Hm? Was sagen Sie?!«
    Seine Stimme klang vollkommen anders. Er sprach Griechisch fast ohne Akzent.
    »Ich möchte –«
    »Sie möchten ein Problem?«
    »Nein, ich –«
    Das Boot schaukelte in den Wellen, die an der Bordwand glucksten. Sie sahen kaum noch den Horizont.
    »Ich fürchte, Sie wollen Ärger«, sagte der Ukrainer.
    »Ich möchte –«
    »Sie wollten Ärger, von Anfang an. Können Sie bekommen. Leeren Sie Ihre Taschen.«
    »Was?«
    »Leeren Sie Ihre Taschen!«
    Der Mann lächelte nicht. Er nahm seine Playboy-Brille ab. Die Pupillen waren klein und stechend.
    »Ich zeige Ihnen etwas.« Der Ukrainer griff in seine Sporttasche, holte einen Metallzylinder heraus. »Wissen Sie, was das ist? Edelstahl. Drei Segmente. Ein Griff und –«
    Der Schlagstock brach Tákis’ Kniescheiben, er sackte zusammen. Der Ukrainer stand über ihm, einen Fuß auf seiner Brust. Tákis spürte keinen Schmerz, hörte nur das Brechen der Knochen, als der Ukrainer zuschlug – erst auf die Oberarme, dann auf beide Schenkel. Vier Schläge, vier gebrochene Knochen. Der Ukrainer durchwühlte Tákis’ Taschen, holte Handy, Portemonnaie, Autoschlüssel heraus.
    »Wo steht Ihr Auto?«
    »Bitte …«
    »Wo steht Ihr Auto?!«
    »Sie dürfen nicht …«
    Der Ukrainer stellte seinen Fuß auf eine Kniescheibe. Der Schmerz kam wie ein Stromstoß, Tákis krümmte sich und schrie.
    »Ihr Auto?«
    »Vor dem Hotel! Miramare!«
    »Welcher Wagen?«
    »Ein Peugeot … rot …«
    Der Ukrainer stellte sich auf die gebrochenen Armknochen.
    »Welcher Wagen?«
    »Ein Golf!«
    »Welcher Wagen?!«
    »Ein Mazda! Hellblau!«
    Der Ukrainer holte aus seiner Tasche etwas, das wie schwarze Binden aussah.
    »Ich gebe Ihnen das Boot«, stöhnte Tákis. »Umsonst … Werfen Sie mich irgendwo an den Strand …«
    Gewichtsmanschetten, der Ukrainer zurrte sie um Tákis’ Beine, seine Arme.
    »Ich habe eine Frau … eine Tochter …«
    Er fühlte eine Hand am Hemdkragen, eine am Gürtel. Ruhige, sichere Griffe, als ob der Ukrainer das jeden Tag machte. Der Kragen riss, sein Kopf schlug auf die Bordwand. Wie einen Sack warf der Ukrainer ihn ins Meer. Die Gewichte zogen ihn in die Tiefe, Schmerzen in den Ohren, in der Brust, blaues Licht. Andréa, ihre Lippen in der Sommernacht …
    Gabriel nahm die Brille ab und rieb sein Nasenbein. Er war gern ein anderer. Oft war es nützlich. Falls die Tötung zu einfach zu werden drohte, konnte er sich eine Aufgabe stellen. In diesem Fall: Den Mann reizen, bis aufs Blut. Ihn trotzdem, bis zur letzten Sekunde unter

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