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Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll

Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll

Titel: Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Hensel
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Volk erkennt die Schulden nicht an. Das Volk ist ab heute frei. Glaubst du, irgendein Grieche protestiert? Sie läuten die Glocken!«
    »Griechenland ist eine Demokratie.«
    »War es 1967 auch.«
    »Es ist Mitglied der Nato, der Vereinten Nationen …«
    »Alles wie 1967.«
    »Das Ausland –«
    »Das Ausland?! Ha! Wer kräht danach, wenn Griechenland aus der EU austritt und die Drachme wieder einführt? Die Banken sehen ihr Geld sowieso nicht wieder! Und die Europäer? Die Deutschen? Ihr seid doch froh, wenn ihr Griechenland endlich los seid!«
    Sie trank. Wahrscheinlich hatte sie recht. Ein kleines Land am Südzipfel des Balkans, das sich abseilte und seinen eigenen Weg ging. Ein paar lauwarme Protestnoten aus den europäischen Hauptstädten. Niemand würde ihm nachtrauern.
    »Hast du das Video von deinem Vater?«, fragte sie.
    Eléni schüttelte den Kopf. »Mein Vater wollte aus dem Komplott aussteigen. Er hatte Angst vor Panourgiás. Vor seinen Andeutungen. Dass man einen Profi brauche, einen von außen, ›für die nötige Sache am Anfang‹. Ich habe meinen Vater beschworen, er solle weiter an den Treffen teilnehmen. Berichte schreiben, Material sicherstellen. Eine Liste mit ein paar Namen reicht nicht. Wenn er die Gruppe wirklich auffliegen lassen will, braucht er Beweise. Wir haben über Prepaid-Karten telefoniert und jede Woche die Nummern gewechselt. Mein Vater hat Unterlagen gescannt und an eine geheime Mail-Adresse geschickt. Auf diesen Unterlagen tauchte zum ersten Mal der Name Yánnis Kostáki auf.«
    »In welchem Zusammenhang?«
    »Ohne Zusammenhang. Bloß als Geschäftsmann. Das lag an Panourgiás. Er wurde immer misstrauischer, er hatte Angst vor einem Verräter in den eigenen Reihen. Er steckte alle mit seiner Paranoia an. Sie haben sich gegenseitig nicht mehr getraut, sie haben sich überwacht und denunziert. Es gab keine Treffen mehr mit mehr als vier Personen. Es gab nichts schriftlich. Was mein Vater mir mailte, waren Gesprächsnotizen. Panourgiás wollte alles wissen. Aber niemand sollte wissen, was er plante und mit wem. Vor ungefähr sechs Wochen ein Anruf meines Vaters. Ich habe seine Stimme kaum erkannt. Er bestand nur noch aus Angst. Er sagte, er müsse mir etwas zeigen.«
    Sie machte eine Pause. Sie ließ ihr Glas stehen. Vielleicht weil unten im Café gerade die Gläser klirrten und jemand einen Trinkspruch rief.
    »Wir hatten uns am Flughafen verabredet, für den nächsten Abend. Aber in der Nacht vorher gab es in seiner Villa einen Raubüberfall. Seine Leiche trieb im Pool. Vermutlich, sagte die Polizei, hatten die Räuber ihn ertränkt. Sie wollten die Kombination des Safes. Tatsächlich stand der Safe offen und war leer. Die Breitling-Uhr meines Vaters fehlte und sein Portemonnaie mit Bargeld und Kreditkarten. Alles sah nach Raubüberfall aus. Aber die Einbrecher hatten auch seinen Schreibtisch durchwühlt. Sie hatten seinen Computer eingeschaltet und in den CDs gesucht. Sie hatten seinen DVD-Player nicht mitgenommen. Aber der Schlitten stand offen.«
    »Du glaubst, Panourgiás’ Leute haben ihn umbringen lassen?«
    »Wer sonst?«
    »Weil sie einen Verdacht hatten?«
    »Sie hielten ihn nicht mehr für zuverlässig.«
    »Aber warum haben sie nicht auch dich umgebracht?«
    »Warum sollten sie? Mein Vater und ich waren seit Jahren zerstritten, das wusste das halbe Land. Ich bin eine Journalistin ohne Job. Und stell dir vor, in kurzer Zeit sterben Vater und Sohn. Wer hätte noch an einen Raubüberfall geglaubt?«
    Jetzt sangen sie unten alle: »Baa-baa-bi-baa-boo.« Maria sprang auf und schloss das Fenster. Eléni protestierte nicht.
    »Du erinnerst dich an den Herrn im grünen Anzug?«, fragte Eléni. »Auf Yánnis’ Party? Styliános Kallíris, Bürgermeister von Pátras. Er stand auf der Liste meines Vaters. Zweimal im Monat kommt er nach Athen. Er hat hier eine Wohnung. Ich kannte die Adresse nicht. Aber ich wusste, dass er auf, sagen wir, eher füllige Frauen steht. Wir haben auf der Party geturtelt. Wir haben uns verabredet. Er hat mir die Adresse seiner Wohnung ins Ohr geflüstert. Ich habe seine Hand zwischen meine Beine gelegt und gesagt: ›Fühl mal, er ist schon hart.‹ Er war entsetzt!«
    »Das war der Skandal auf der Party?«
    Eléni nickte. »Ich brauchte einen Grund, um schnell wegzukommen. Das Taxi hat mich vor seinem Haus rausgelassen. Ich musste viermal klingeln, bis endlich ein Nachbar geöffnet hat. Ich habe Sekundenkleber in sein Türschloss gedrückt. So wenig,

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