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Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll

Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll

Titel: Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Hensel
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dass man von außen nichts sieht.«
    »Eléni!«
    »Was tust du, wenn du morgens um vier nach Hause kommst und dein Schloss klemmt? Du rufst den Schlüsseldienst. Wo kriegst du die Nummer her, in einer fremden Stadt? Kallíris hatte Glück. Die Karte eines Schlüsseldienstes klebte über den Klingelschildern. Er musste nur die Nummer wählen, zwanzig Minuten später kam ein netter Herr mit grauem Bart, hat die Tür geöffnet und ein neues Schloss eingesetzt. Stell dir vor! Ausgerechnet Fidel!«
    »Der Akrópolis-Besetzer?«
    »Und weil Fidel seine Freunde nicht im Stich lässt, hatte ich nun einen Schlüssel zu Kallíris’ Wohnung.«
    Eléni war zufrieden mit sich. Sie zeigte für Marias Kopfschütteln kein Verständnis.
    »Heute Mittag habe ich mich in der Wohnung umgesehen. Ich habe Unterlagen fotografiert. Ich wollte die CDs kopieren, aber es waren zu viele. Ich habe sie mitgenommen. Ich wusste, er liebt seine Frauen füllig. Ich wusste nicht, er liebt sie fett! Und eine CD, ohne Beschriftung, in einer Hülle neben der Tastatur …«
    Sie deutete auf den Fernseher.
    »Sie haben einen Killer engagiert«, sagte Eléni leise. »Den besten. Einen Libanesen mit Kontakten nach Libyen. Er hat Arafat ermordet. Offiziell ein natürlicher Tod. Keine Spur zum Auftraggeber. Genau das ist seine Spezialität.«
    Sie schwiegen lange. Maria hatte Lust, sich zu betrinken. Aber sie brauchte einen klaren Kopf. Es gab das Video. Es gab den Plan der Putschisten. Es gab den Koffer.
    »Weißt du, was der Libanese plant?«, fragte Maria.
    Eléni schüttelte den Kopf.
    »Weißt du, wann er es plant?«
    »Sie wollen die politische Führung ausschalten. Es soll wie ein Anschlag linker Extremisten aussehen. Aber es können auch mehrere Anschläge sein. Paketbomben, zum Beispiel. Haben in Griechenland eine gewisse Tradition.«
    Maria erinnerte sich: Vor einigen Jahren waren mehrere Botschaften, sogar das Bundeskanzleramt, Ziel von Paketbombenanschlägen gewesen. Die Spur hatte nach Athen geführt, ins Exárchia-Milieu.
    »Du musst das Video an die Polizei geben«, sagte Maria.
    »Was soll das bringen?«
    »Die Polizei muss ermitteln.«
    »Gegen wen? Die Produzenten des Videos?«
    Eléni hatte recht. Das Video stammte aus Libyen. Vermutlich. Es lieferte keinen Hinweis auf ein Verbrechen in Griechenland.
    »Du hast die Unterlagen, die Liste der Namen …«
    »Ich habe handschriftliche Notizen eines Mannes, der diese Notizen nicht erklären kann, weil er tot ist. Und ich habe eine Liste, auf der einige der führenden politischen Persönlichkeiten des Landes stehen. Und?«
    »Die Polizei –«
    »Die Polizei untersteht dem Ministerium für Bürgerschutz. Der Minister heißt Doukákis, sein Staatssekretär Panourgiás. Ich kann froh sein, wenn sie mich nicht wegen Verleumdung verhaften.«
    »Dann gib’s an die Presse.«
    »Ich bin die Presse.«
    »Du musst diese Leute stoppen!«
    Eléni ließ Crème de Cassis in ihr Glas tropfen. »Ich kann diese Leute nicht stoppen. Ich will sie nicht stoppen. Und weißt du warum?«
    Sie griff in eine Schublade und warf einen Brief auf den Tisch. »Deshalb! Jahrelang habe ich darauf gewartet. Ich bin so gut wie am Ziel. Ein paar Löcher muss ich noch stopfen. Dann habe ich die Story des Jahrhunderts!«
    Der Brief war von der amerikanischen Botschaft in Athen. Es war die Bewilligung einer Greencard.
    »Ich will neu anfangen«, sagte Eléni. »Neuer Körper, neues Gesicht, neues Leben. Und ganz bestimmt nicht als Tellerwäscherin. Aber ich komme nicht mit leeren Händen. In Griechenland knallt’s, und ich habe die Wahrheit. Ich habe die Namen, die Protokolle, das Video. Ich habe die beste Story seit Watergate.«
    Maria fing an zu begreifen. Aber das konnte Eléni nicht ernst meinen. Zuschauen, wie eine Handvoll Männer sich blutig an die Macht putschten? In Griechenland eine Diktatur errichteten?!
    »Das ist nicht bloß eine Story«, sagte Maria. »Das ist ein Verbrechen. Du hast gesehen, wie wenig man von dem Zeug braucht, um ein Massaker anzurichten. Was ist, wenn sie mehrere Liter haben?«
    »Ich kann’s nicht verhindern.«
    »Du kannst einen Putsch verhindern!«
    »Ein Putsch macht dieses Land nicht schlimmer, als es ist!«
    Elénis Hände krallten sich in die Lehnen des Bastsessels. Als wolle Maria sie herauszerren, ihr etwas wegnehmen, was ihr zustand.
    »Mein Vater hätte die Freundlichkeit haben können, sein Testament in den letzten Wochen zu ändern. Er hat es nicht getan! Ich bleibe enterbt und

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