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Das Pestkind: Roman (German Edition)

Das Pestkind: Roman (German Edition)

Titel: Das Pestkind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Steyer
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hinter denen der Wald begann. Der Nebel hatte sich noch immer nicht gelichtet, doch Albert konnte der Landschaft trotzdem etwas abgewinnen. Er mochte den erdigen Geruch, der in der Luft hing, und die schiefen Obstbäume gaben den Feldern ein ganz eigenes Gesicht. Im Frühling, wenn sie blühten, musste es hier wunderbar sein.
    Die Jagdgesellschaft sollte sich in zwei Gruppen aufteilen. Einige hatten Hunde mitgebracht und wollten zu Pferd der Fuchsjagd frönen. Die andere Gruppe, in die sich auch Carl Wrangel, Turenne, Albert und Claude einreihten, plante, Rehe und Hirsche zu erlegen. Das Jagdhorn ertönte, und die Männer schwärmten aus.
     
    Wenig später durchstreiften Albert, Claude und eine Gruppe anderer Männer, gemeinsam mit den beiden Generälen Turenne und Wrangel, das Unterholz. Zwischen den Kiefern und Büschen lagen morastige Tümpel oder sogar größere Weiher.
    Claude war direkt neben Albert. Eifrig deutete er nach vorn und legte seinen Zeigefinger auf die Lippen.
    Albert nickte. Vor ihnen waren zwei Rehe auf eine Lichtung getreten und grasten. Ab und an hob eines der scheuen Tiere den Kopf und blickte sich misstrauisch um, fraß dann aber weiter. Vorsichtig schlichen die beiden Männer näher heran. Albert legte sein Gewehr an und nahm das größere der beiden Tiere ins Visier. Doch dann schreckte ein Schuss die Rehe auf, und sie ergriffen die Flucht.
    »Schade, ich wollte gerade abdrücken.« Claude ließ enttäuscht die Waffe sinken.
    »Ich auch«, sagte Albert. »Na komm, lass uns weitergehen. Ich kann die anderen nicht mehr sehen.«
    Sie schlugen sich durchs Unterholz. Hier war der Wald besonders dicht. Efeu rankte über umgestürzte Bäume, zwischen denen Farn und Brombeeren wucherten.
    In der Ferne wurde es ungewöhnlich laut. Claude sah Albert verwundert an. »Mit dem Krach vertreiben sie noch das ganze Wild. Was ist denn da los?«
    Sie erreichten den Rest der Gruppe, die an einem der größeren Weiher stand.
    Doch irgendetwas war plötzlich anders. Carl Wrangel hatte alarmiert seinen Degen gezogen und blickte sich misstrauisch um. Auch die anderen Männer hatten zu ihren Waffen gegriffen. Claude und Albert sahen sich verwirrt an.
    »Was ist los?«, fragte Albert seinen Bruder. »Willst du die Tiere jetzt mit deinem Degen erlegen?«
    Carl Wrangel zog seinen Bruder näher zu sich heran.
    »Hier stimmt etwas nicht. Hörst du nicht die vielen Schüsse?«
    Laute Donnerschläge ließen die Erde erzittern, und unweit von ihnen schlug eine Kanonenkugel ein. Erschrocken stoben die Männer auseinander. Carl Wrangel, Turenne und eine Gruppe weiterer Männer wichen seitlich aus, umrundeten geduckt das Gewässer und verschwanden im Unterholz.
    Albert und Claude folgten den beiden Generälen. Inzwischen waren die ersten feindlichen Truppen zu erkennen. Sie traten am anderen Ufer aus dem Schutz der Bäume und rannten laut brüllend auf sie zu.
    Die ersten Schüsse fielen. Neben Albert ging ein Mann aufschreiend zu Boden. Carl Wrangel blieb stehen und blickte sich hektisch um.
    »Hier entlang«, rief er und deutete ins Unterholz. Inzwischen hatten die kaiserlichen Truppen sie fast erreicht. Die ersten Männer begannen bereits zu kämpfen. Auch Albert und Claude hatten ihre Degen gezogen und fochten mit dem Gegner. Sein Bruder und Turenne waren nicht mehr zu sehen. Den ersten Ansturm konnten die Männer noch erfolgreich abwehren, doch am anderen Ufer tauchten bereits neue Kaiserliche auf.
    Claude klopfte Albert, der gerade einem Mann seinen Degen aus dem Leib zog, auf die Schulter und deutete auf die herannahenden Soldaten.
    »Das werden zu viele. Schnell, lass uns verschwinden.«
    Albert nickte. Gemeinsam schlugen sie sich in die Büsche und blieben irgendwann am Ufer eines anderen Tümpels stehen. Hier schien es etwas ruhiger zu sein, jedenfalls war niemand zu sehen.
    »Ich glaube, sie sind uns nicht gefolgt«, japste Claude und hielt sich die Seite.
    Albert nickte.
    »Ein Hinterhalt. Wir waren so dumm zu glauben, dass wir die Bayerischen besiegt hätten. Das hier ist ihr Land. Wir hätten uns niemals so sicher fühlen dürfen.«
    »Und was machen wir jetzt?« Claude deutete hinter sich. »Es wird nicht lange dauern, bis sie hier sind. Zu zweit haben wir kaum eine Chance.«
    »Wir müssen zusehen, dass wir von hier wegkommen.« Albert blickte sich um. »Vielleicht finden wir ja eine Höhle oder ein anderes Versteck. Kämpfen macht keinen Sinn.« Er entdeckte die Spur eines Hirsches an einer zugewucherten

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