Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Pestkind: Roman (German Edition)

Das Pestkind: Roman (German Edition)

Titel: Das Pestkind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Steyer
Vom Netzwerk:
und Anderl mit der Unterstützung der Mönche die Brauerei leitete.
    Justus und Elise könnten die erste Zeit bei ihr bleiben. Groß genug war die Brauerei. Vielleicht konnte Justus sogar die Geschäfte als Partner übernehmen, und Elise würde bei ihr bleiben. Sie hatte das Mädchen inzwischen richtig ins Herz geschlossen. Es wäre wunderbar, wenn sie sich nicht trennen müssten.
    Marianne schloss die Augen und schlief schon bald ein. Plötzlich schreckte sie hoch, blickte sich einen Augenblick verwirrt um und sank erleichtert zurück in die Kissen. Doch dann war ein lautes Poltern zu hören, und jemand schien zu schreien. Unruhig lauschte sie. Die Geräusche wurden immer lauter. Hufgetrappel und das Wiehern von Pferden drangen vom Hof zu ihnen herauf. Von Unruhe gepackt, kletterte sie über die schlafende Elise hinweg und blickte aus dem Fenster.
    Auf dem Hof standen mehrere Männer. Einige von ihnen hatten Fackeln dabei. Der Wirt wurde aus dem Haus geschleift, und auch Justus und Caspar lagen bereits auf dem Boden. Sie konnte sie an ihrer Kleidung erkennen. Die beiden bewegten sich nicht mehr.
    Erschrocken wich Marianne vom Fenster zurück.
    Sie mussten hier weg, denn lange konnte es gewiss nicht dauern, bis sie hier oben entdeckt wurden. Bestimmt würden die Männer das ganze Haus nach Wertgegenständen absuchen, und sie wollte sich lieber nicht ausmalen, was sie mit ihnen machten, wenn sie entdeckt würden.
    Hektisch rüttelte sie Elise wach.
    »Elise! Elise! Wach auf! Wir müssen hier weg!«
    Elise öffnete die Augen und sah Marianne schlaftrunken an.
    »Was ist denn los?« Marianne zog ihr die Decke weg.
    »Wir müssen weg, sofort! Marodeure sind hier! Sie sind überall.« Sie deutete zum Fenster.
    »Im Hof liegen bereits Justus und Caspar.«
    Ein lautes Kreischen unterbrach Marianne. Schaudernd blickte sie erneut zum Fenster, anscheinend hatten sie die Wirtstochter gefunden.
    Marianne schlüpfte in ihr Kleid und reichte Elise das ihre. »Wo ist denn mein Korsett«, fragte das Mädchen.
    Marianne verdrehte die Augen.
    »Dafür ist jetzt keine Zeit. Wir müssen sehen, dass wir fortkommen. Vielleicht können wir uns hintenherum wegschleichen, bestimmt hat die Küche eine Hintertür.«
    Sie band sich ihren Umhang um, während Elise sich eilig anzog.
    Vorsichtig öffnete Marianne die Tür und spähte in den finsteren Flur. Im Moment war es still. Die beiden schlichen Hand in Hand nach draußen. Als sie die oberste Stiege erreichten, war noch immer alles ruhig. Kein Poltern, keine Stimmen. Langsam schlichen sie nacheinander in den ersten Stock hinunter. Erleichtert stellte Marianne, die als Erste unten war, fest, dass niemand hier war.
    Anscheinend waren die Männer noch immer auf dem Hof. Sie bedeutete Elise, ihr zu folgen, und legte den Zeigefinger auf den Mund. Vorsichtig huschten sie die Stufen zur Gaststube hinunter.
    Als sie unten ankamen, öffnete sich die Haustür, und drei Männer betraten laut lachend den Raum. Marianne reagierte blitzschnell, duckte sich und kroch unter die Eckbank neben der Theke.
    Elise hatte nicht so viel Glück. Sie stand noch auf der Treppe und starrte die Männer an.
    »Na, was haben wir denn da«, sagte der eine von ihnen. »Noch ein Täubchen. Und da dachten wir, hier wäre niemand mehr.« Fluchtartig drehte sich Elise um und rannte die Treppe wieder nach oben. Marianne kniff die Augen zusammen und hielt den Atem an, denn sie wusste, dass Elise jetzt in der Falle saß. »Lauf nur, Kätzchen. Wir kriegen dich ja doch.«
    Laut polterten die Männer die Treppe hinauf.
    Als sich ihre Stimmen entfernten, nahm Marianne all ihren Mut zusammen, kroch unter ihrer Bank hervor und das kurze Stück zur Theke hinüber. Ein markerschütternder Schrei ließ sie zusammenzucken. Sie hatten Elise erwischt. Suchend blickte sie sich in dem dunklen Raum um und entdeckte erleichtert die Hintertür. Elise kreischte noch immer laut. Panisch rüttelte Marianne an der Türklinke. Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, dass abgeschlossen war. Mit zitternden Händen tastete sie von der Klinke zum Schloss. Der Schlüssel steckte! Als sich die Tür endlich öffnete, stürmte sie, ohne auf irgendetwas um sich herum zu achten, nach draußen und über den kleinen Hinterhof in den Wald, der direkt hinter dem Gasthaus begann.

P ater Franz stand in seinem Arbeitszimmer am Fenster und blickte nach draußen. Tiefhängende, dunkle Wolken standen am Himmel, und dicke weiße Flocken fielen auf die Erde, wo sie

Weitere Kostenlose Bücher