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Das Pestkind: Roman (German Edition)

Das Pestkind: Roman (German Edition)

Titel: Das Pestkind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Steyer
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ihn auch seine Dummheit nicht retten.«
    Der Richter erhob sich seufzend. Sein Instinkt hatte ihn nicht getäuscht, ahnte er doch gleich, dass an der Sache etwas faul war.
    »Habt Dank für die Auskunft. Also kann ich mir den Besuch im Kloster ersparen. So eine Zeugin ist natürlich nicht tragbar. Ich werde die Akten noch einmal studieren, aber so wie es aussieht, ist der Fall klar.«
    Der Büttel geleitete seinen Besuch erleichtert zur Tür. Ein Schwall kalter, nach Schnee riechender Luft zog in den Raum, als er sie öffnete. Der Richter wickelte seinen Umhang enger um sich und trat nach draußen.
    »Dann wünsche ich Euch noch einen schönen Abend, und ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit.« Eilig hastete er durch den Regen und verschwand in einem der Laubengänge.
    August Stanzinger hob die Hand zum Gruß.
    »Euch ebenfalls einen schönen Abend und danke für Euer Vertrauen.«
    Rasch schloss er die Tür und lehnte sich erleichtert dagegen. Das war gerade noch mal gutgegangen.
    *
    Margit saß im Refektorium und löffelte gierig Haferbrei in sich hinein. Es war noch früh am Tag, und Kerzenlicht erhellte den Raum. Es würde noch ein Weilchen dauern, bis es richtig hell war. Ihr Rücken schmerzte, und sie zog ein Bein nach, aber sonst ging es ihr besser. Der stechende Schmerz in der Lunge hatte aufgehört, und das Sprechen fiel ihr wieder leichter.
    Doch das Erlebte hatte sie noch lange nicht losgelassen. Immer wieder träumte sie davon, wie sie im Brunnen lag, von der Kälte und der Dunkelheit.
    Sie hatte geglaubt, sterben zu müssen, hatte bereits abgeschlossen mit dem Leben, einem Leben, das sie nun hasste. Die Erinnerung war wie ein Schlag zurückgekommen, und sie schämte sich dafür. Sie war kein guter Mensch gewesen, war stets nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht und hatte dabei jeden Anstand verloren. Inzwischen wusste sie auch wieder, was der Auslöser für ihren Sturz in den Brunnen war. Der Mann, dem sie vertraute und mit dem sie sich eine Zukunft erhofft hatte, hatte sie dort hineingestoßen.
    Wie hatte sie nur auf den Gedanken kommen können, bei einem Mörder gut aufgehoben zu sein?
    Sie wusste, was sie Pater Franz verdankte. Er hatte ihr das Leben gerettet, aber was würde nun aus ihr werden? Sie war heimatlos, und in Rosenheim konnte sie nicht bleiben. Wahrscheinlich würde Josef niemals damit aufhören, ihr nach dem Leben zu trachten. Ihr, der ungeliebten Zeugin, die eine Gefahr für seine Existenz werden könnte.
    Seufzend griff sie nach ihrem Becher, nahm einen Schluck warmen Würzwein und genoss den Geschmack der Nelken auf ihren Lippen.
    Pater Franz betrat das Refektorium.
    »Guten Morgen, Margit«, begrüßte er seinen Schützling, kam lächelnd auf sie zu, setzte sich zu ihr, schenkte sich einen Becher Wein ein und nahm einen kräftigen Schluck.
    Danach musterte er Margit wohlwollend.
    »Du hast dich gut erholt, mein Kind. Bald wirst du wieder deine eigenen Wege gehen können.«
    Margit antwortete nicht darauf. Sie getraute sich nicht, zu fragen, wohin sie gehen sollte. Die Mönche hatten bereits mehr für sie getan, als sie erwarten konnte.
    Pater Franz wischte sich den Mund mit einer Serviette ab.
    »Heute wird der neue Richter kommen. Ich habe ihm von dir berichtet. Er würde dich gern zu Anderl befragen.«
    Margit riss erschrocken die Augen auf.
    »Josef wird mich umbringen, wenn er davon erfährt«, rief sie und sprang auf. »Ich kann das nicht tun. Er hat mich deshalb fast umgebracht.«
    Pater Franz hob beschwichtigend die Hände.
    »Hier bist du in Sicherheit, Kind. Niemals wieder kann er dir etwas tun. Diesem Mann muss das Handwerk gelegt werden. Er ist ein Mörder, ein Mann des Teufels und der Sünde. Wer weiß, wie viele Menschen er bereits auf dem Gewissen hat, und durch deine Aussage können wir ihn aufhalten.«
    Margits Blick wanderte ängstlich durch den Raum. Abwehrend hob sie die Hände und ging rückwärts zur Tür.
    »Nein, ich kann das nicht tun. Nicht ich! Er wird mich umbringen, ich bin nirgendwo sicher. Suchen wird er mich, bis er mich findet. Und wenn er aus der Hölle heraufkommen muss, um mich zu sich zu holen. Dazu wäre er fähig. Ihr versteht das nicht. Er ist der Teufel! Der Teufel persönlich!«
    Pater Johannes betrat den Raum. Margit stieß gegen ihn und schrie erschrocken auf.
    »Da ist er! Ich habe es doch gesagt! Holen kommt er mich, der Teufel!«
    Sie begann, wild um sich zu schlagen. Pater Franz eilte seinem Freund zu Hilfe. Mit vereinten Kräften

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