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Das Pestkind: Roman (German Edition)

Das Pestkind: Roman (German Edition)

Titel: Das Pestkind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Steyer
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doch es half nichts. Jetzt musste er die Geschichte von Marianne erzählen.
    Er berichtete, was sich wie zugetragen hatte, und schnitt kurz an, warum Marianne das Pestkind genannt wurde.
    »Also musste sie damals die Schweden begleiten, gegen ihren Willen. Das ist ja interessant«, murmelte der Richter und lehnte sich zurück. Langsam schloss sich der Kreis. Er hatte sich immer gefragt, warum der Abt so sehr um das Leben eines einfachen Burschen kämpfte. Jetzt wurde ihm die Sache klar.
    *
    Margit stand mit einem Bündel im Arm am Eingang des Klosters und blickte zur Stadt. Das Münchener Tor sah im kalten Regen trostlos und traurig aus. Die Straßen waren leer, niemanden trieb es bei diesem Wetter aus dem Haus.
    Ihre Zeit im Kloster endete heute, denn sie war wieder so weit genesen, dass sie reisen konnte. Ein Zisterzienserinnen-Kloster in Salzburg sollte das Ziel sein. So war es besser, hatte Pater Franz gesagt. Sie wäre dort in Sicherheit, und niemand würde bei den Nonnen nach ihr suchen.
    Sie hatte genickt und hingenommen, dass er die Entscheidung darüber getroffen hatte, wie ihr Leben in Zukunft aussehen sollte. In Rosenheim konnte sie nicht bleiben, und ihr Bein hinderte sie daran, irgendwo als Magd zu arbeiten, denn niemand würde einen Krüppel beschäftigen.
    Sie seufzte. Ihr Leben war vorbei, bevor es richtig begonnen hatte. Jetzt würde sie niemals einen Mann finden und nie Kinder bekommen. Hinter Klostermauern würde sie versauern, weil sie so selbstsüchtig gewesen war. Wie hatte sie auch nur einen Moment annehmen können, Josef würde ein guter Mann für sie sein. Nur ihren eigenen Vorteil hatte sie gesehen, hatte die Augen vor der Wirklichkeit verschlossen und zahlte jetzt die Zeche dafür.
    Pater Franz trat neben sie.
    »Es wird dir in Salzburg gefallen, mein Kind. Es ist eine große Stadt voller Leben und neuer Eindrücke. Das Kloster liegt nicht weit außerhalb. Die Zisterzienserinnen sind gutmütige Frauen, die sogar eine Schule leiten. Gewiss wirst du dort deinen Weg finden.«
    Eine von einem Pferd gezogene Kutsche fuhr vor. Sie war klein und machte keinen komfortablen Eindruck. Die Bänke waren nicht gepolstert, und es gab keine Möglichkeit, das Gepäck zu verstauen.
    Neben Pater Franz traten jetzt Johannes und ein weiterer Mönch, der die Aufgabe hatte, das Mädchen sicher nach Salzburg zu geleiten. Der Abt hätte es gern selbst getan, aber ihm fehlte die Zeit.
    »Pater Korbinian wird dich begleiten.« Er reichte dem Mönch einen Brief und eine kleine, kunstvoll verzierte Truhe.
    »Überreicht dies bitte der Mutter Oberin. In der Truhe ist ein Geschenk für sie. Ich kann ihr für ihre Hilfe nicht genug danken.«
    Der junge Mönch nickte und öffnete die Kutschentür.
    Pater Franz umarmte Margit zum Abschied.
    »Ich wünsche dir alles Glück der Welt, mein Kind. Es wird bestimmt alles gut werden, das verspreche ich dir.«
    Er löste die Umarmung und strich fürsorglich über ihr Kleid.
    »Gott muss dir gleich drei Schutzengel gegeben haben.« Tränen traten in seine Augen.
    »Ich hoffe, du wirst keinen von ihnen mehr brauchen.« Margit nickte gerührt. Ihr wurde bewusst, wie sehr sie die Mönche ins Herz geschlossen hatte.
    »Habt Dank für alles. Euch verdanke ich mein Leben.«
    Pater Johannes trat nun ebenfalls näher. Er umarmte das Mädchen nicht, schüttelte ihr aber kräftig die Hand.
    »Wir kommen dich bestimmt bald besuchen. Jetzt, da der Krieg vorbei ist, werden wir wieder öfter in Salzburg sein.«
    Margit nickte.
    »Das wäre wunderbar. Und auch Euch vielen Dank für alles.«
    Pater Johannes musterte das Mädchen noch einmal kritisch.
    »Und dass du mir auch genug isst. Jetzt hast du so schön zugenommen.«
    Margit lächelte. Er benahm sich wie eine Mutter.
    Pater Franz mahnte zum Aufbruch.
    »Es wird Zeit. Wenn ihr vor Einbruch der Dämmerung in Salzburg ankommen wollt, müsst ihr jetzt los.«
    Margit kletterte in die enge Kutsche, der Mönch folgte ihr. Pater Franz schloss die Tür, lächelte ihr aufmunternd zu und gab dem Kutscher das Zeichen zur Abfahrt.
    Der Mann ließ die Peitsche knallen, und das Pferd setzte sich in Bewegung.
    Langsam rollte die Kutsche auf die Straße. Die beiden Mönche blieben noch eine Weile vor dem Tor stehen und winkten, bis die Kutsche außer Sichtweite war.
    »Jetzt ist sie fort«, sagte Johannes und ließ die Hand sinken.
    Pater Franz nickte.
    »Es hatte keinen Sinn, sie noch länger hierzubehalten. So ist es besser für sie.«
    »Was ist besser

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