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Das Pestkind: Roman (German Edition)

Das Pestkind: Roman (German Edition)

Titel: Das Pestkind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Steyer
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Verbrechen begangen.«
    Er blickte zu Johannes, der seine Worte mit einem Nicken bestätigte.
    »Dann seht es als Angebot meiner Freundschaft. Ich zolle Euch Respekt, also beleidigt mich nicht.«
    Der Richter hielt dem Abt die Hand hin. Pater Franz ergriff sie erleichtert. »Dies war nicht meine Absicht. Habt vielen Dank für Euer Vertrauen. Ich verspreche Euch, wir werden Euch nicht enttäuschen.«
    *
    August Stanzinger lief über den Marktplatz, auf dem die letzten Stände abgebaut wurden. Er war müde, denn Markttage waren stets anstrengend. Auch heute waren wieder Taschendiebe und andere Halunken in sein Büro geführt worden, und allerlei Papierkram hatte erledigt werden müssen. Einmal war es sogar laut geworden, denn einer der Diebe hatte einen Fluchtversuch unternommen, hatte im Kampf gegen die Wachmänner die Stühle umgeworfen, war unter den Tisch gekrochen und hatte wild um sich geschlagen.
    Wahrscheinlich genoss er deshalb die abendliche Ruhe heute besonders, obwohl er innerlich noch sehr aufgewühlt war. Das Gespräch mit Josef ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, und langsam begriff er, dass er sich des Brauereiwirtes entledigen musste, denn so konnte es nicht weitergehen. Er durfte sich nicht länger erpressen lassen. Wenn Anderl tot war, würde er überlegen, wie er es anstellen konnte, dass Josef verschwand. Und wenn er auch in diesem einen Fall zu anderen Mitteln greifen müsste, dann wäre dem eben so.
    Im Büro des Richters brannte noch Licht. Er klopfte an und betrat den winzigen Raum.
    Regale aus massivem Holz säumten die Wände. Ein schwerer Sekretär stand in einer Ecke, daneben war ein kleiner Ofen in die Wand eingelassen, in dem ein Feuer knisterte. Verwundert sah der Richter den Büttel an.
    »Guten Abend, Büttel. Was treibt Euch zu dieser Stunde noch zu mir?«
    Er bedeutete seinem Besuch, Platz zu nehmen. Stanzinger setzte sich auf einen Hocker neben dem Sekretär.
    »Ich wollte mich erkundigen, wie Ihr in dem Fall der Mönche verfahren möchtet. Immerhin habe ich das Verbrechen aufgedeckt.«
    Constantin von Lichtenberg zog die Augenbrauen hoch.
    »Und deshalb soll ich Euch meine Entscheidungen kundtun? Liegen diese nicht einzig und allein bei mir?«
    August Stanzinger nickte ungeduldig.
    »Ich wollte nur nachfragen …«
    »Ich habe die beiden heute Morgen zurück ins Kloster geschickt«, schnitt ihm der Richter das Wort ab.
    »Wie, Ihr habt die beiden laufenlassen? Aber das geht doch nicht.« Fassungslos starrte August Stanzinger den Richter an. »Die beiden haben einen verurteilten Mörder aus dem Gefängnis befreit. Dafür müssten sie am Galgen baumeln.«
    Constantin von Lichtenberg wurde ungehalten. Immer mehr bekam er den Eindruck, dass an der Sache tatsächlich etwas faul war.
    »Ich habe mit Pater Franz gesprochen. Er hat mir versichert, dass so etwas nicht wieder vorkommen wird. Er glaubt an die Unschuld des Jungen.«
    Der Richter fixierte den Büttel.
    »Habt Ihr mir irgendetwas verschwiegen?«
    August Stanzinger wurde nervös, und Schweißperlen traten auf seine Stirn.
    »Nein«, antwortete er und wich dem Blick des Richters aus. »Von Anfang an war der Fall eindeutig. Der Zeuge hat alles genau gesehen und schwört, die Wahrheit zu sagen.«
    Constantin von Lichtenberg glaubte Stanzinger kein Wort. Jetzt war es für ihn offensichtlich, dass der Büttel log. Doch noch waren ihm die Hände gebunden. Wenn der Zeuge bei seiner Aussage blieb, konnte an dem Urteil nicht gerüttelt werden. Er konnte nur dafür sorgen, dass die Hinrichtung aufgeschoben wurde, was in seinen Augen allerdings wenig Sinn machte, denn der Knabe wartete bereits viel zu lange in seiner Zelle auf die Vollstreckung seines Urteils.
    Er sah den Büttel nachdenklich an.
    So etwas war ihm in seiner ganzen bisherigen Laufbahn noch nicht passiert. Zum ersten Mal stellte er die Aussage eines Amtmannes in Frage.
    »Hat es eigentlich Gründe für die Tat gegeben? Immerhin hat der Bursche seine eigene Mutter erschlagen, was nicht oft vorkommt.«
    Der Büttel zuckte mit den Schultern. »Genau kann ich es nicht sagen. Er war schon immer wirr, nicht ganz bei Sinnen. Was in so einem Kopf vorgeht, kann man nie wissen. Aber vielleicht hing es auch mit seiner Stiefschwester Marianne, diesem Pestkind, zusammen. Sie hat öfter mit der alten Hedwig gestritten.«
    Der Richter sah den Büttel überrascht an.
    »Warum stand von ihr nichts in den Akten? Weshalb wird die Frau so genannt?«
    August Stanzinger biss sich auf die Lippen,

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