Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Pestkind: Roman (German Edition)

Das Pestkind: Roman (German Edition)

Titel: Das Pestkind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Steyer
Vom Netzwerk:
morastig. Wir können es nicht wagen, den Inn zu überqueren.«
    Wrangel schlug mit der Faust auf den Tisch und erhob sich.
    »Und der Kurfürst sitzt in Salzburg und lacht mich aus. Das kann ich nicht zulassen, nur weil der Fluss Hochwasser führt. Es kann doch nicht so schwierig sein, über den Inn zu kommen. Wir können uns nicht von ein bisschen Wasser aufhalten lassen.«
    Ein kleiner, alter Mann mit weißem Haar, den Marianne noch nie gesehen hatte, ergriff das Wort.
    »Die Salzburger lauern überall am anderen Ufer. Es sind nicht viele, meist nur versprengte Gruppen, aber wir dürfen sie nicht unterschätzen. Der Inn ist voller Tücken und Gefahren, und sie kennen ihn besser als wir.«
    Ein leichtes Hüsteln hinter Marianne ließ sie zusammenzucken. Sie wandte sich um.
    Jemand lief die Treppe herunter und huschte durch den Flur. Im Lichtkegel, der aus dem Kaminzimmer auf den roten Teppich fiel, erkannte sie Helene. Neugierig eilte sie ihr in den Hof nach und sah, wie sie nach draußen schlüpfte.
    Was wollte Helene um diese Zeit allein in den dunklen Gassen der Stadt? Es war gefährlich hier draußen.
    Sie folgte ihr. In einer Seitengasse verließ Helene durch ein winziges Eisentor die Stadt. Marianne hatte Mühe, mit ihr mitzuhalten. Außer Atem trat sie auf das Feld und erblickte Helene in den Armen eines Mannes. Sofort wich sie in den Schatten der Mauer zurück.
    »Schön, dass du gekommen bist«, sagte der Mann. Die beiden küssten sich. Eng schlang er seine Arme um Helene und schob sie in den Schutz eines kleinen Wäldchens.
    Marianne erstarrte. Friedrich! Helene traf sich mit dem Mann, dem Milli keine Hure mehr geben wollte, weil er angeblich krank war. Was das genau für eine Krankheit war, wusste sie nicht, aber so, wie es sich angehört hatte, war es eine totbringende Seuche, die Friedrich befallen hatte.
    Das durfte sie nicht zulassen. Helene war ihre Freundin, sie wollte sie nicht verlieren. Fieberhaft begann sie nachzudenken, was sie jetzt tun konnte. Milli fiel ihr ein. Sie musste sofort zu ihr, bestimmt würde die Marketenderin wissen, was zu tun war.
    Langsam schlich Marianne an der Stadtmauer entlang und schlug den Weg zum Tross ein.
    Die Nacht war finster, kein Mondlicht erhellte den Weg. Am Anfang war Marianne noch gerannt, doch nun ging sie langsamer und blickte sich unbehaglich um. Eben hatte sie sich Sorgen um Helene gemacht, doch jetzt stieg in ihr die Angst um sich selbst auf. Es knackte im Gebüsch, und irgendwo durchbrach der Ruf eines Käuzchens die Stille. Gleich würde sie das Haupttor erreichen, und kurz dahinter lag das Lager, dann hätte sie es geschafft. Ängstlich schaute sie sich immer wieder um und atmete erleichtert auf, als das Tor vor ihr auftauchte. Jetzt war es nicht mehr weit.
    »Na, wen haben wir denn da Hübsches?«
    Marianne zuckte zusammen. Zwei Landsknechte standen plötzlich wie aus dem Nichts vor ihr und grinsten sie hämisch an. Sie wich zurück und lief einem weiteren Mann in die Arme, der sie umklammerte. Voller Angst begann sie, um sich zu schlagen. Der Geruch von Bier und Schweiß stieg ihr in die Nase. Der Mann verstärkte seinen Griff und lachte laut.
    »Sie wehrt sich wie eine Katze.«
    »Ein hübsches Mädchen wie du sollte nachts nicht allein herumstreunen«, sagte einer der Männer und trat näher an sie heran, griff ihr ans Kinn und blickte ihr in die Augen.
    »Hat dir das denn niemand beigebracht?«
    Der erste Mann drückte sie zu Boden, während die anderen ihre Hosen öffneten. Marianne begann laut zu schreien.
    »Hilfe! Hört mich denn niemand! Bitte, das könnt ihr doch nicht machen. Hilfe! Ich bin die Verlobte von Albert Wrangel.«
    »Das kannst du deiner Großmutter erzählen, Kindchen«, erwiderte ein anderer. Mit aller Macht versuchte sie, ihre Hände freizubekommen. Aber der Mann umklammere ihre Handgelenke mit eisernem Griff. Langsam schwanden ihre Kräfte, während er ihre Beine auseinanderschob und sich auf sie legte.
    Marianne spürte sein steifes Glied zwischen ihren Beinen und seinen nach Bier stinkenden Atem am Hals. Heiße Tränen rannen über ihre Wangen. Sie presste die Augen fest zusammen.
    Doch als er gerade in sie eindringen wollte, ertönte eine laute Stimme.
    »Lasst sie sofort los.«
    Die drei Männer blickten auf. Marianne nutzte den Moment, riss sich los, kroch davon und zog rasch ihre Röcke nach unten.
    »Was fällt euch ein, über die arme wehrlose Frau herzufallen?«, sagte der Mann. Jetzt erst erkannte sie ihn. Es war

Weitere Kostenlose Bücher