Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Pestkind: Roman (German Edition)

Das Pestkind: Roman (German Edition)

Titel: Das Pestkind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Steyer
Vom Netzwerk:
Albert.
    Die drei Männer wollten ihre Beute nicht so schnell hergeben.
    »Was geht Euch das an, Albert Wrangel? Mischt Euch nicht in die Angelegenheiten anderer Leute.«
    »Wie redet ihr denn mit dem Bruder Eures Kommandeurs?«, fragte Claude. »Seid ihr nicht ganz bei Trost?« Er machte einige Schritte auf die Männer zu und zückte sein Schwert.
    »Seht zu, dass ihr fortkommt. Sonst vergesse ich mich.«
    Die Männer sahen sich kurz an. Einer von ihnen griff ebenfalls an sein Schwert, doch der andere, der Marianne festgehalten hatte, legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Lass es gut sein, Paul, das ist die Dirne nicht wert.« Der Mann ließ seine Hand sinken und seufzte.
    »Du hast recht«, erwiderte er und spuckte vor Marianne auf den Boden. »Huren finden wir woanders auch. Und die zieren sich nicht so.«
    Mit diesen Worten trollten sie sich. Erleichtert sank Marianne in sich zusammen.
    Albert nahm sie zärtlich in den Arm.
    »Marianne! Geht es dir gut?«
    Sie nickte und wischte sich die Tränen von den Wangen. Ihre Handgelenke schmerzten, aber mehr war zum Glück nicht geschehen.
    Claude kam ebenfalls näher.
    »Was tust du denn hier draußen so allein?«
    Albert half Marianne auf. Beschämt blickte sie ihn an.
    »Ich konnte nicht schlafen, da wollte ich zu Milli.«
    »Um diese Zeit? Allein! Was wolltest du denn von ihr?«
    Marianne seufzte. Das konnte sie Albert auf keinen Fall erzählen. Sie wusste ja selbst nicht so genau, wie gefährlich die Krankheit war, und Helene in Verruf bringen wollte sie nicht. »Es ist so eine Frauensache«, wich sie aus.
    Ungläubig sahen die beiden Männer sie an.
    »Und das hatte nicht bis morgen Zeit?«
    Marianne wurde ungeduldig und blickte sich besorgt um.
    »Nein, hat es nicht. Gehen wir jetzt zu Milli? Am Ende kommen hier noch mehr finstere Gestalten.«
    Albert nickte.
    »Gut, dann komm.« Er legte den Arm um sie, und die kleine Gruppe tauchte kurz darauf in das bunte Leben des Trosses ein.
     
    Vor Millis Wagen war bereits Ruhe eingekehrt, als sie dort ankamen. Erst jetzt fiel die Anspannung von Marianne ab, und sie sank auf eine der Bänke, schlug die Hände vors Gesicht und begann zu schluchzen. Verwundert schaute Milli von ihr zu den beiden Männern, die hilflos danebenstanden und mit dem plötzlichen Gefühlsausbruch nicht umgehen konnten.
    »Was ist geschehen?«, fragte sie.
    »Sie ist überfallen worden, kurz vor dem Lager sind Landsknechte über sie hergefallen.«
    Milli riss die Augen auf.
    »Haben sie …«
    Albert schüttelte den Kopf.
    »Wir sind rechtzeitig gekommen.«
    Sie atmete erleichtert auf.
    »Gott im Himmel sei Dank. Das arme Ding, so etwas braucht keine Frau.«
    Albert und Claude antworteten nicht darauf. Peinlich berührt blickten sie zu Boden, während Marianne immer noch schluchzte. Selbst Albert brachte es jetzt nicht über sich, sie zu trösten.
    Milli scheuchte die beiden weg.
    »Es ist besser, ihr kommt später wieder, wenn sie sich beruhigt hat. Für Männer ist das nichts.«
    Albert und Claude gehorchten wie zwei kleine Jungen und gingen über die Wiese davon.
    Milli legte Marianne eine Decke über die Schultern und setzte sich neben sie.
    »War schlimm, oder?« Sie sah das Mädchen mitleidig an. Marianne nickte.
    Die Marketenderin rückte näher an sie heran und legte die Arme um sie. Jetzt verlor Marianne endgültig die Fassung und sank laut schluchzend in Millis Arme. Ganz fest zog Milli das Mädchen an sich und strich ihr beruhigend über den Rücken, sagte aber nichts. Keine geschändete Frau brauchte Worte. Das Grauen ließ sich nicht mit Sätzen vertreiben. Nur Wärme und Nähe, Geborgenheit und Schutz halfen irgendwann über diese Demütigung hinweg.
     
    Einige Zeit später hatte sich Marianne wieder beruhigt, hielt einen Becher heißen Würzwein in den Händen und genoss den Geschmack der Gewürze auf der Zunge. Um sie herum war es ruhig geworden, denn die meisten hatten sich in ihre Zelte, Holzverschläge oder Karren zurückgezogen, und nur hin und wieder sprach jemand, oder ein Kind weinte irgendwo.
    Das Feuer war bereits weit heruntergebrannt, verbreitete aber noch immer wohlige Wärme.
    Albert saß schweigend an ihrer Seite. Schon vor einer Weile hatte er sich neben sie gesetzt und starrte ins Feuer.
    »Sind wir jetzt eigentlich Freunde«, fragte er vorsichtig.
    Marianne sah ihn überrascht an.
    »Sind wir das?«
    Er neigte den Kopf.
    »Es war schön, neulich am Fluss.«
    Marianne lächelte.
    Er griff vorsichtig nach ihrer

Weitere Kostenlose Bücher